Kapitel 7 ~ Anders

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PoV Lyn

Angsterfüllt sah ich in dunkle grüne Augen, die meinen Blick erwiderten. Irgendwas an seinem Blick war komisch, aber ich konnte es nicht beschreiben. Es war als würden mir dafür Wörter fehlen. Orientierungslos sah ich mich um. Der Krater hinter uns erzeugte eine bedrohliche Atmosphäre und der leichte Nebel, der den Boden überzog machte das nicht viel besser. Die Landschaft sah öde aus und nur ein paar standhafte Bäume trotzten dem scheinbar trockenen und rissigen Boden.
Plötzlich packte mich der dunkelhaarige am Arm und zog mich nach oben. Wesentlich sanfter half er meiner Schwester Lena auf und irritiert beobachtete ich, wie sie den Fremden umarmte.
Man musste kein Genie sein, um zu erkennen, dass die beiden sich kannten. Aber woher sollte sie einen von hier kennen? Denn in der Utopie waren wir nicht mehr.
"Wrench. Blaze. Ich bin so froh, dass ihr hier seid." brachte Lena hervor und sah sich mit einem Lächeln um.
Der Dunkelhaarige, Wrench, erwiderte das Lächeln meiner Schwester und strich ihr über die Arme.
"Du hattest Glück. Lange sind wir noch nicht hier. Wer sind die anderen?" Wrenchs Blick strich über mich und ein unwohles Gefühl überkam mich. Es wirkte fast so, als würde man ein Experiment untersuchen. Bevor man es aufschnitt.
"Das ist mein Bruder Lyn. Christopher." Sie deutete auf den Blonden neben mir.
"Julian. Jack. Lila. Wir wollten die Lager einräumen, als sie uns überfielen." Wrench nickte nur und es schien ihn nicht zu überraschen.
Jetzt ließ ich mal meinen Blick über ihn schweifen. Man hörte ja so einige Gerüchte über die Menschen, die hier draußen lebten. Aber keines davon schien auf Wrench zuzutreffen. Er war weder wild, noch schien er aggressiv oder brutal. Er wirkte sogar recht gepflegt. Für die Verhältnisse. Seine Klamotten schienen nicht richtig zu passen, hingen teilweise an seinem schlanken und schmalen Körper herunter, aber er schien nicht krankhaft dünn oder ausgehungert. Wahrscheinlich bewegte er sich einfach viel. Teilweise war seine Kleidung auch sauber geflickt wurden .
Seine dunklen Haare waren meiner Meinung nach etwas zu lang, reichten ihm bis auf die Schulter. Zudem war seine Haut gebräunt und eine große, helle Narbe zog sich vom Ellbogen bis zum kleinen Finger. Alles an ihm schrie: Ich lebe in keiner Utopie sondern in der Wildnis.
Allerdings beunruhigte mich das nicht so sehr, wie es vielleicht sollte.
"Ihr könnt mit uns essen. Dann bringen wir euch zurück." mischte sich jetzt der andere junge Mann, Blaze, ein. Der Blonde neben mir schnaufte.
"Wir essen nicht mit Anarchisten! Wer weiß, was ihr damit anstellt." stieß Christopher aus. Wrenchs Gesichtsausdruck wurde kalt und Lena packte seinen Arm, als er einen Schritt auf ihn zumachen wollte.
Fast automatisch machten wir alle einen Schritt zurück und Blaze schnaufte amüsiert.
"Dann hungere eben. Dann kannst du aber auch den Weg zurück zur Utopie alleine gehen." Christopher wollte offenbar was sagen, schwieg dann aber doch. Wahrscheinlich war er verunsichert.
Wrench und Blaze drehten sich wortlos und gingen los. Lena kam auf mich zu und legte mir eine Hand auf die Schulter.
"Ich weiß, dass ist schwer. Und du weißt nicht, was hier los ist. Aber bitte vertraue mir. Wrench ist einer von den Guten."
Ich konnte nur nicken. Natürlich vertraute ich Lena. Aber die ganze Situation war einfach seltsam. Blaze hatte aber gesagt, er würde uns zurück bringen, also würde ich das essen über mich ergehen lassen.
So schlimm würde es schon nicht werden.
Als wir Wrench und Blaze folgten spürte ich plötzlich die Sonne auf meiner Haut und überrascht blieb ich stehen. Das fühlte sich so anders an, als die Wärme in den Utopien. Angenehme Gänsehaut überzog meinen Arm. Als ich wieder aufblickte, sah ich, dass die anderen stehen geblieben waren und Wrench mich mit aussichtslosen Gesicht beobachtete.
"Alles okay?" fragte Lena und ich nickte und atmete tief ein. Sogar die Luft war anders. Frischer.
"Na komm. Gehen wir weiter." forderte Lena mich auf und widerstandslos folgte ich ihr.

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