7. Eta - Amnesia

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Ausgelaugt lag Conny im Bett und ließ den Ball gestern Nacht noch einmal Revue passieren. Ihre Augen glitten immer wieder an der Decke ihres Schlafzimmers hin und her, so als würde sie etwas lesen. Ihre Gedanken schwirrten wild um ihrem Kopf herum. Sie hatte es tatsächlich geschafft den Schatten, welcher eigentlich eine riesige lebendige Gewitterwolke war, zu besänftigen. Doch nun hatte sie die Aufgabe erhalten, all die Steine zusammenzusuchen und diejenigen zu finden, die sie zerstören können. Wie sie das anstellen sollte, wusste sie nicht und viel Zeit blieb ihr auch nicht mehr, denn der Riss im Himmel breitete sich zwar langsam aber stetig immer weiter in der Atmosphäre aus. Was aber hatte die schwarze Sonne zu bedeuten? Da müsste sie wohl auch noch etwas nachforschen.


Dann war da auch noch ihre neu entdeckte Fähigkeit. Die Kraft des Heilens. An sich fand sie diese gar nicht mal so schlecht, doch es taten sich damit auch einige Probleme auf. Neben dem Fakt, dass sie kein Blut sehen konnte, musste sie ihre Fähigkeit auch noch geheim halten, denn sonst würde sie vom Staat mit Sicherheit gejagt werden. Das Gefühl von Unsicherheit machte sich in ihr breit. Luna wusste als einzige davon. Sie konnte ihrer Mutter davon erzählen, sie würde ihr sicher helfen können, da sie ebenfalls eine Heilerin war. Doch wie sollte sie es ihr am besten erklären, dass ihre Tochter zwei, anstelle von einer Fähigkeit besaß.

Langsam rollte sie sich auf die Seite und beobachtete das Heben und Senken von Leons Brustkorb. Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. Er war ja so süß, wenn er schlief.

Das Klopfen an der Tür ließ sie jedoch aufsehen. "Ja?"

Es war ihre Mutter, welche sich schon zum vierten Mal am Tag erkundigen wollte, ob es ihrer Tochter gut ging. Gelassen bat sie Quinn in das Zimmer zu treten. Interessiert schaute Quinn ihre Tochter an. Conny hatte vor ihr zu sagen, dass sie ebenfalls eine Heilerin war, doch wie sie es am besten anstellen konnte, wusste sie noch nicht. Als sie die richtigen Worte gefunden hatte, sprach sie zu ihrer Mutter:

"Mami ich will dir etwas erzählen. Während des Kampfes gestern habe ich festgestellt, das mag vielleicht blöd klingen, dass... dass ich... nun ja, auch heilen kann", stotterte Conny leise vor sich hin. Quinn schaute sie verständnislos an.

"Liebling, bist du dir sicher, dass es dir gut geht?"

Verdammt. Wie konnte sie es ihr nur beweisen? Verzweifelt blickte sie sich im Raum um, auf der Suche nach etwas, was sie nicht finden konnte.

"Ja, mir geht es gut. Ich war mir zuerst auch nicht sicher, aber ihr habt mich bei dem kleinen Mädchen gesehen..." Ihre Mutter nickte darauf und Conny setzte somit in ihren Ausführungen fort, "sie hatte eine Schürfwunde am Bauch, da sie beim Wegrennen hingefallen war. Ich habe sie irgendwie berührt und dann war die Wunde weg. Später habe ich dann, um das zu überprüfen, es nochmal an Luna ausprobiert."

Quinn hörte ihrer Tochter aufmerksam zu und begriff, dass es Conny wirklich ernst meinte. "Liebling... wenn das stimmt, dann bist du in großer Gefahr. Die Regierung darf davon nichts erfahren. Auch nicht dein Vater, verstanden?", klärte Quinn mit ihrer Tochter. "Ich hatte zuvor noch nie davon gehört, dass jemand zwei Fähigkeiten besitzen kann... Oh Conny..."

Sie zog Conny in eine feste Umarmung. "Auf dir liegt eine große Verantwortung", sagte sie mit einer Ernsthaftigkeit. Plötzlich klopfte es erneut und Peter trat in den Raum. "Entschuldigt, wenn ich euch bei einem Gespräch gestört habe. Worum ging es denn?"

"Frauensachen Darling. Conny fühlte sich doch nicht ganz so wohl." Quinn schaute Conny warnend an, sodass Conny wusste, sie solle Stillschweigen bewahren. "Ruh dich noch etwas aus. " Mit diesen Worten gingen Quinn und Peter wieder aus ihrem Zimmer.

Langsam atmete Conny die angestaute Luft in ihren Lungen wieder aus. Aus ihrer Tasche, die sie gestern zum Ball mit hatte, holte sie ihr Handy hervor. Sie wollte sich bei Luna erkundigen, wie es ihr ging und bekam auch kurzerhand eine Antwort zurück, dass sie gerade auf den Weg ist, um Fiona aus dem Krankenhaus abzuholen. Sie beschloss sich mit Luna am Krankenhaus zu treffen.

Luna stand bereits vor der Eingangstür als Conny eintraf. Sie begrüßten sich mit einer Umarmung. Nachdem sich Conny vergewisserte, dass es Luna gut ging, traten sie in den großen Gang des Hospitals.

"Musste er nach dem Ball wieder ins Ausland?", fragte Conny. Sie wusste, dass Luna erfasste, dass Scofield gemeint war. Sie konnte den Gesichtsausdruck ihrer Freundin nicht deuten, als sie ihren Kopf nickend auf und ab bewegte. "Er hat mich auch wieder zum Wohnheim geschafft, nachdem wir uns von euch verabschiedet hatten und mich bis vor die Tür begleitet."

"Und der Fahrstuhl?", wollte Conny ihre Freundin aufziehen.

"Vergiss den Fahrstuhl. Ich bin gelaufen", gab Luna nur zurück und fanden sich im nächsten Moment schon vor der Tür zu Fionas Zimmer. Diese saß unruhig in ihrem Bett. Erst als sie erkannte, wer da vor ihnen stand, breitete sich ein breites Grinsen auf ihrem Gesicht aus.

"Luna!", schrie sie freudig aus. Die Angesprochene schloss ihre Freundin fest in die Arme und ließ sie für eine kurze Weile nicht los. "Bitte tu das nie wieder", wisperte Luna in Fionas Ohr, welche daraufhin ihre Hand sanft über Lunas Kopf gleiten ließ und küsste ihr liebevoll auf die Wange.

"Wie fühlst du dich, Fiona?", fragte Conny aufmerksam nach. Daraufhin schaute Fiona auf den Boden und zurück zu Conny bevor sie antwortete.

"Es geht schon. Ab und an höre ich noch ein paar negative Stimmen, aber die Heiler meinten, das ist jetzt nicht so dramatisch", zuckte sie nur mit ihren Schultern und schaute Luna sorgenvoll an.

Die Krankenschwester drückte der Blonden noch etwas in die Hand, was aussah wie eine Flasche Medizin und entließ sie schließlich. Sie waren gerade auf den Weg nach draußen, doch kurz bevor sie aus dem Krankenhaus herausliefen, stellte sich Fiona mit einem ernsten Blick vor Conny und schickte Luna schon zum Auto.

Verwundert musterte Conny die Blonde mit einem fragenden Gesicht. Darauf zog Fiona sie zur Seite. "Das mag jetzt vielleicht komisch klingen, aber ich erzähle dir das, was ich als nächstes sagen werde, als Freundin und letzte Instanz, falls ich sterben sollte."

Geschockt riss Conny die Augen auf. Hatte sie nicht gerade noch gesagt, es sei nichts und es ginge ihr gut?

"Schau mich bitte nicht so an...", wollte Fiona ihre Ausführungen fortsetzen, "Da ich nicht sofort nach dem Kampf mit Varjo geheilt wurde, ist die Chance sehr hoch bei den geringsten negativen Emotionen von den Gedanken praktisch aufgefressen zu werden. Die Heiler meinten, dass ich die Wahl hätte zwischen dem Tod oder zu etwas anderen zu werden. Sie hatten irgendwas wie non-human erwähnt." Sie hielt kurz inne. "Bitte sag Luna nichts davon. Ich bring es einfach nicht über das Herz es ihr zu sagen. Ich will doch nur, dass sie glücklich ist, auch wenn es heißt, dass es nicht mit mir sein wird."

Es bildete sich ein riesiger Kloß in Connys Hals. "Wieso erzählst du es genau mir?" Sie musste sich wirklich verkneifen zu weinen. Der verzweifelte Blick Fionas traf nun auch Conny. "Ihr seid beste Freunde. Pass bitte auf sie auf", sagte sie und ließ Conny alleine in dem Vorraum stehen. Die Tränen aus den Augen wischend begab sie sich auch wieder auf den Heimweg. Fiona war also doch schlimmer beeinflusst wurden, als zunächst gedacht. Es würde Luna komplett zerstören, wenn sie davon erführe.

Team Omega - Im Schatten der SterneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt