- 8.2 - "Russland"

19 4 0
                                    

Unmittelbar nachdem Conny wieder zu Hause angekommen war, riefen ihre Eltern sie in die Küche.

"Liebling, wir müssen reden." Entschlossen sah ihr Vater sie an. Auch ihre Mutter war ganz ernst. Um zu zeigen, dass sie zum Reden bereit war, setzte sie sich auf den Stuhl gegenüber ihrer Eltern.

"Kurz bevor der Vorfall hier passiert ist", Peter deutete Richtung Wohnzimmer, "haben wir in deinem Zimmer etwas besprochen. Und ich möchte, nein, ich verlange, dass du dich ab jetzt daran hältst. Als du deine Freunde weggebracht hast, haben deine Mutter und ich uns unterhalten und wir sind zu dem Entschluss gekommen, dass du das Haus erst wieder verlässt, wenn ich dich höchstpersönlich zum Flughafen fahre. Denn wir sind der Meinung, dass du so schnell wie möglich nach Russland aufbrechen wirst. Da bist du sicherer als hier in Cardiff."

Das musste Conny erst einmal verdauen. Ihre Eltern verboten ihr gerade ernsthaft in Cardiff zu bleiben und schickten sie stattdessen nach Russland? Na klasse, wie sollte sie nur allen Aufgaben nachgehen?

Schweigend drehte sie sich auf ihren Fersen um und ging die Treppen nach oben. Ihre Eltern ließ sie einfach stehen. Es war nicht der richtige Zeitpunkt zu diskutieren. Schlimmer konnte dieser Tag nun wirklich nicht mehr werden.

Sie warf sich auf den Schreibtischstuhl und drehte sich damit mehrfach im Kreis. Schließlich entschloss sie sich Liam um Rat zu fragen und sah auf die Uhr an ihrem Handgelenk. Durch die Anruferliste scrollend suchte sie nach Liams Kontakt. Als sie ihn schließlich fand zögerte sie kurz. Sie wählte schließlich seine Nummer. Was sollte sie ihm sagen?

Plötzlich ploppte vor ihr ein Hologrammbild von Liam vor ihr auf und ließ sie beinahe vom Stuhl fallen. Liam bemerkte dies und begann wohlig aus seiner Kehle heraus zu lachen.

"Du siehst so aus als hättest du jemanden anderes erwartet", lachte er weiter, als er ihr erschrockenes Gesicht sah.

Conny versuchte sich wieder zu fassen und richtete sich etwas auf. "Naja, ich hatte nicht damit gerechnet, dass du als Hologramm vor meiner Nase aufploppst", gestand sie nervös.

Grinsend musterte er sie: "Was hast du denn auf dem Herzen?"

Stöhnend fuhr sich Conny durch ihre Haare. Sie hatte sich den Tag eigentlich ganz anders vorgestellt.

"Meine Eltern lassen mich nicht mehr aus dem Haus und da sie denken, dass es hier in Cardiff nicht mehr sicher sei, wollen sie mich bald nach Russland schicken", schilderte Conny ihre Lage. "Ich kann das zwar verstehen, nachdem was heute und nach der Hausdurchsuchung passiert ist, aber...", ihre Stimme brach. Sie musste sich wirklich verkneifen loszuheulen wie ein Baby. Das war gerade nicht der richtige Augenblick dafür.

Nachdenklich rutschte Liam auf die Tischplatte hinter sich. "Lass mich raten. Wir müssen eine Lösung finden?"

Sie nickte kurz als Bestätigung. "Bist du gerade bei dir zu Hause?"

Erneut nickte sie.

"Sperr bitte die Tür ab, ich will nicht, dass irgendjemand hereinplatzt und mitbekommt, was ich als nächstes zu dir sagen werde."

Auf seine Anweisung hin schloss sie ihre Zimmertür ab und machte es sich auf ihrem Bett gemütlich. Daraufhin erklärte er seinen Plan, wie er dafür sorgen wollte, dass sie aus dem Flughafen herausgeschleust wurde, und wenn sie in Russland ankommen würde, eine Nachricht ihren Eltern zukommen lassen sollte. Ihr war zwar nicht wohl bei der ganzen Sache, doch sie hatte auch keinen besseren Plan parat. Sie musste wohl oder übel ihre Eltern anlügen und noch mehr Lügen würden ihr noch mehr zu schaffen machen, als sie es jetzt schon taten.

"Geht es dir gut?", fragte Liam nach seinem Vorschlag, als er sah, dass sich Conny den Kopf hielt.

Kopfschüttelnd erwiderte sie leise: "Wir wurden zu Hause angegriffen."

Als er nichts sagte, fuhr sie damit fort über den Tag zu erzählen. Liam hörte dabei aufmerksam zu und wartete bis Conny mit ihrer Erzählung fertig war. Sie konnte sich nicht mehr halten und ihr flossen eine Träne nach der Anderen über die Wange.

"Okay wow, damit habe ich echt nicht gerechnet. Das klingt wirklich nach einem harten Tag... Sind deine Freunde wohlauf, nach dem... was passiert ist?"

"Ich glaube Luna kämpft wirklich mit dem Tod ihrer..." Es schnürte ihr die Luftröhre zu. Sie versuchte den Kloß im Hals herunter zu schlucken und versuchte gegen sich selbst anzukämpfen. "Sie wird sich die Schuld geben..."

"Sie musste es tun, nicht wahr?" Sein verzweifelter Gesichtsausdruck war unverkennbar.

"Ich glaube, es gab für sie auch keinen anderen Ausweg...", brach Conny ab. Sie konnte sich nur viel zu gut in die Lage ihrer Freundin versetzen und wie schrecklich sie sich gerade fühlen musste. Doch Conny selbst fühlte sich einfach nur hilflos. Sie fühlte sich schuldig, da sie nichts machen konnte.

Als ob Liam Gedanken lesen konnte sagte er: "Hör auf dir oder anderen die Schuld daran zu geben. Niemand kann etwas dafür, verstanden? Es ist so wie es ist."

Sie spürte wie seine Augen durchdringend auf ihr lagen. Er hatte Recht. Es war nun mal so, wie es war und daran konnte sie jetzt auch nichts ändern.

"Dann sehen wir uns wohl erst in Russland wieder", scherzte er mit einem freundlichen Lächeln und legte kurz danach auf. Das Gespräch hatte Conny doch ein bisschen positiver gestimmt und sie breitete sich erschöpft auf ihrem Bett aus. Sie würde jetzt nichts lieber tun als ihre Augen zu schließen und ins Land der Träume zu gleiten.

Team Omega - Im Schatten der SterneWhere stories live. Discover now