- 6.2 - Das Himmelsloch

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Ein lautes Rumpeln ließ Conny aus ihrem Traum aufschrecken. Es war so stark, dass sie sich nicht mehr im Bett, sondern neben ihrem Bett wiederfand. Was passierte hier? Was war das nur? Der Schmerz zog von ihrem Steißbein ihren Rücken hinauf. Verzweifelt versuchte sie ihre Nachttischlampe anzuschalten, um besser sehen zu können, doch musste feststellen, dass der Strom gekappt wurde. Das Poltern von Füßen auf dem mit Holz ausgelegten Boden im Flur verrieten, dass sich ihre Eltern ihrem Zimmer näherten. Daraufhin bemerkte Conny die flackernden Lichtkegel der Taschenlampen unter der Tür.

Schwankend stand Conny auf und beobachtete wie sich ihre Tür vorsichtig öffnete und ihre Eltern eintraten. Das Licht einer Taschenlampe blendete Conny. Ein erneutes Rumpeln ertönte und ließ Conny schmerzhaft gegen die Schrankwand stoßen. Ihre Eltern versuchten einander festzuhalten und flogen rücklings zu Boden.

"Conny Liebling, Quinn? Geht es euch gut?", fragte Peter luftschnappend nachdem der Lärm und das Beben verebbten. Sie versuchte sich aufzurichten und musste feststellen, dass sie sich wohl den Arm geprellt hatte. "Ja Paps!"

An der schmerzenden Stelle reibend schaute sie sich um. Wo war Leon? Im Dunkeln suchte sie ihn und fand ihn sich an einen Stift klammernd in ihrem Federkästchen vor. Sie steckte ihn noch schnell in ihre Hosentasche bevor ihre Eltern sie an beiden Armen greifend aus ihrem Zimmer holten und auf die Straße traten. Dabei musste sie sich beherrschen nicht schmerzerfüllt aufzuschreien. Sie befanden sich also auf der Straße. Mitten in der Nacht. Bei Stromausfall. Im Pyjama. Die Straßen füllten sich allmählich mit den benachbarten Bewohnern und wanderten panisch in der Gegend umher. Ihre Angst konnte sie sehr gut nachvollziehen, denn auch sie erfüllte die Situation mit Panik. Sie hatte vor dem Angst, was passiert und auch vor dem, was noch kommt.

Das letzte Mal als Conny solche starken Erdbeben miterlebt hatte war sie mit Laya gerade in Minden Város gewesen. Wild umherschauend suchte sie nach einem Anzeichen für etwas. Irgendetwas, was nicht stimmte, doch sie fand keinen einzigen Riss im Boden. Erleichterter atmete sie aus. Es war nichts passiert. Die Gespräche der Menschen waren aufgeregt, da niemand zuordnen konnte, woher dieses mysteriöse Beben stammte.

Langsam ging auch die Sonne in den wundervollsten Farben auf. Conny betrachtete den Sonnenaufgang mit Entsetzen. Ein riesiger schwarzer Riss klaffte inmitten der Atmosphäre. Sie verlor sich für kurze Zeit in der gähnenden Leere, die der Riss aussandte. Es lief Conny eiskalt den Rücken herunter. 'Was ist das nur?'

Ganz Cardiff schien in den mit Loch verzierten Himmel zu starren. Es fühlte sich fast schon an, als würde die Zeit kurz angehalten.

'Der dunkle Fleck sieht nicht gut aus, Conny.' Den Kommentar von Leon ließ sie unbeachtet. Sie konnte jetzt nicht mit ihm reden. Nicht vor so vielen Menschen.

Die Arme vor seiner Familie schützend ausgebreitet stand Peter mit dem Blick auf den Riss gerichtet. "Geht wieder ins Haus!"

So zog Quinn ihre Tochter mit sich zurück in das Einfamilienhaus. Kurz bevor sie die Eingangstür hinter ihnen verschloss blickte Conny zurück zu ihren Vater, doch er war schon in der Masse verschwunden. Was hatte er nur vor?

Sie brachte Leon zurück in ihr Zimmer und wartete mit ihrer Mutter auf die Rückkehr ihres Vaters, doch als er nach einer Weile nicht zurück kam machten sie sich große Sorgen um ihn. Quinn versuchte ihre Tochter ein wenig abzulenken und strich ihr sanft über den Kopf. Kurz darauf waren sie auch schon wieder eingeschlafen.

Am nächsten Morgen wachte Conny alleine auf der Couch auf und vernahm den herzlichen Duft von gebratenen Speck und machte sich auf den Weg in die Küche. Ihre Mutter bereitete gerade das Frühstück vor und grinste ihre Tochter munter an. Die Schäden vom Erdbeben wurden bereits größtenteils behoben und anscheinend funktionierte der Strom wieder.

Team Omega - Im Schatten der SterneTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon