- 7.2 - Ein Gefallen

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Gedankenverloren starrte Conny aus dem Fenster des Cafés. Der Tee in ihrer Hand war noch zu heiß zum Trinken und ein kühler Wind fegte an ihr vorbei, als Isaac den Gästen ihre Bestellungen vorbei brachte. Ihr Kopf brummte.

Kurz darauf traten nacheinander Laya und Luna in das Café und setzten sich zu Conny an den Tisch. Ihren Freundinnen schenkte sie kaum Beachtung. Sie fühlte sich nicht wirklich danach und machte sich auch nicht die Mühe, etwas anderes zu zeigen. Laya, die zum ersten Mal mit im Café saß, schaute sich um und musste mit Erschüttern feststellen, dass Luc ebenfalls hier war. Wie immer saß er an seinem Stammplatz und nippte an seinem Getränk.

"Was macht der denn hier?", Laya schürzte ihr Lippen genervt. Conny erinnerte sich jetzt auch, warum sie sie nie hierher eingeladen hatten. Luc schaute von seinem Getränk auf und blickte in die Richtung der Freundinnen. Alle wandten ihren Blick ab, bis auf Luna, welche Luc kaum merklich zunickte und er der Begrüßung folgte. Hatte Conny sich das gerade nur eingebildet?

"Luna?" Laya riss an dem Arm der Dunkelhaarigen.

"Mh?"

"Was wird das, wenn es fertig ist?", sie schaute sie finster an, doch Luna begann darauf nur zu lachen. "Keine Sorge, ich habe ihm nur einen kleinen Gefallen getan. Bin gleich wieder da", erklärte sie grinsend und machte sich auf dem Weg zu dem Albino. Nach dem kurzen Gespräch kam sie wieder an den Tisch und steckte sich etwas in ihre Hosentasche. Die Aufmerksamkeit der Freundinnen lag nun auf Lunas Hosentasche. Was hatte ihr Luc gegeben?

"Ach Mensch Leute, er hat mir nur den Schlüssel für die Schulbib' zurückgegeben, den ich ihm geliehen habe", kicherte sie die beiden an.

"Was wollte er da? Er hat sich doch noch nie für Bücher interessiert und die Schulbücher hat er doch bestimmt alle schon abgegeben!", spottete Laya und funkelte Luna skeptisch an. Diese lehnte sich bloß auf ihren Stuhl nach hinten und lächelte über beide Ohren.

"Ich vermute ja mal, dass es erfolgreich war." Conny musterte ihre beste Freundin mit hochgezogener Augenbraue und schien so langsam zu verstehen, warum sie ihm den Schlüssel geliehen hatte.

Allgemein war Luna super gut gelaunt. Fiona hatte ihr anscheinend wirklich nichts über ihr schreckliches Schicksal erzählt. In Connys Hals bildete sich wieder einmal dieser Kloß. Sie schaute aus dem Fenster, um sich von ihren Gedanken zu befreien und beobachtete eine Touristengruppe weiter entfernt, die den Riss im Himmel aus nächster Nähe sehen wollten. In Cardiff war der Riss in der Atmosphäre bereits zum Alltäglichen geworden, da er sich nach den Vorkommnissen mit dem Schatten nicht wesentlich vergrößert hatte. Plötzlich kam ihr die Erinnerung, des Steins Omega wieder in den Sinn. Hatte der Mann nicht alle 24 Steine mit sich genommen? Nein, er hatte den einen verloren, den Isaac in der Erinnerung gefunden hatte. War der eine Stein also noch in der Zeitlinie stecken geblieben? Das konnte doch aber auch nicht sein, wenn Varjo meinte, dass alle 24 Steine in dieser Zeitlinie sein mussten. Dann ist der fremde Mann, der die Zeitreisen begonnen hatte. Hatte Isaac also auch zurückreisen können? Conny stockte der Atem. Hätte er sie dann nicht aufgesucht und ihnen alles erklärt? Oder war es vielleicht doch eine Zukunftsvision?

Isaac riss sie wieder aus ihren Gedanken: "Hey, was möchtet ihr beiden haben?" Wo kam er denn auf einmal her, wunderte sich Conny entgeistert. Er blickte Laya und Luna freundlich an.

"Kannst du mir einen Earl Grey bringen, Honey?", fragte Luna an Isaac gerichtet, welcher leicht errötete.

"Für mich eine schwedische Apfeltorte", Laya hielt kurz inne und wartete bis der Sommersprossige außer Hörweite war. Belustigt fragte Laya: "Wie war das gleich? Honey?"

"Huch, ist einfach so raus gerutscht", kicherte Luna.

"Das sagt sie manchmal, wenn sie wieder zu euphorisch ist", erklärte Conny abwesend. Es lief doch alles gut, warum machte sie sich nur so viele Gedanken? Schwer atmete sie wieder die angestaute Luft aus.

"Conny, was ist eigentlich mit dir los?", wunderte sich Laya, "Du bist die ganze Zeit so still."

"Ich will nicht darüber reden. Nicht jetzt, vielleicht irgendwann", antwortete sie mit einem Zittern in ihrer Stimme.

Als Laya gerade wieder zum Sprechen ansetzte, sah ihr Conny direkt in die Augen und flüsterte nur: "Bitte." Laya schien zu verstehen und schloss ihren Mund sofort wieder. Sie nickte Conny zu, um ihr zu zeigen, dass sie ihrer Bitte nachkommen würde. Unsicher, wie Luna ihre Antwort aufgefasst hatte, sah Conny leicht zu ihr rüber. Sie hatte ihren typischen 'Ich-weiß-dass-etwas-los-ist-aber-ich-frage-nicht-nach'- Blick aufgesetzt.

"Wie wäre es denn, wenn wir etwas Schönes unternehmen würden?", schlug Laya vor, "Der Rotschopf hat doch auch gleich Dienstschluss, er kann dann ja auch mitkommen." Sie lächelte in die Runde, wahrscheinlich in dem Versuch, die Stimmung zu lockern.

Verwirrt sah Conny von ihrem Tee auf: "Woher weißt du denn woher er Dienstschluss hat?" Sie zog eine Augenbraue hoch.

"Shawn hat es mir erzählt", antwortete Laya ganz beiläufig. Belustigt schob sich Luna näher an Laya: "Ahaaaaaaa, hat er daaaaas also?" Da musste sogar Conny grinsen.

Laya, die für einige Sekunden auf dem Schlauch stand, riss auf einmal entsetzt ihre Augen auf. "Oh mein Gott, Luna, doch nicht so. Shawn und ich halten nur seit dem Ball Kontakt." Als wäre es das Codewort, auf das Luna gewartet hatte, schob sie sich noch näher an Laya heran, begann breit zu grinsen und wiederholte ihr "Ahaaaaaaa".

Um der unangenehmen Situation zu entgehen, schnellte Laya hoch und murmelte: "Ich muss mal auf's Klo." Sie schlängelte sich durch die Tische und stolperte gegen Isaac, der gerade auf dem Weg zu Lucs Tisch war, um ihm seine Rechnung zu bringen. Amüsiert davon drehte sich Conny zurück zu Luna und sah sie bedeutungsvoll an: "Laya und Shawn also, hm?" Beide begannen sie zu kichern. Sie wurden allerdings schnell von einem schreienden Luc unterbrochen: "Was ist eigentlich dein Problem?" Er starrte Isaac wütend an. Luna und Conny tauschten entsetzte Blicke aus, standen dann aber sofort auf, um ihrem Freund zur Hilfe zu kommen.

Bei ihnen angekommen hörten sie nur noch wie Luc "Raus da!" wütend zu Isaac zischte.

"Lass ihn doch mal in Ruhe, ich dachte ihr hattet das hinter euch gelassen", wütend sah Conny Luc an.

"Hatten wir auch. Allerdings kann ich es nicht ausstehen, wenn sich Laya", er deutete auf Isaac, "in meinem Isaac befindet." Verwirrt sah Conny ihn an, während sich Lunas Augen weiteten und sie sich suchend umsah. Dann schüttelte sie an Connys Schulter und deutete auf eine ohnmächtig wirkende Laya: "Ich glaube, da kann jemand body-switchen."

Erschüttert drehten sie sich zu Isaacs Körper um: "Laya?!" Zustimmend bewegte sich der Kopf von oben nach unten. "Es war ein Unfall. Ich bin echt nur gestolpert, das war keine Absicht, ich.. ich.." Sie wusste nicht mehr, was sie sagen sollte.

"Könntest du dich jetzt bitte aus Isaac zurück in deinen eigenen Körper switchen?", flehend sah Luc sie an. Sie nickte und berührte ihren eigenen Körper und dieser bewegte sich dann auch direkt wieder. Isaac, der nun wieder er selbst war, hielt sich den Kopf und sah verwirrt zwischen allen Beteiligten hin und her: "Ist irgendwas passiert?" Doch anstatt ihm zu antworten, nahm ihn Luc in den Arm und streichelte behutsam über seinen Rücken. Der überrumpelte Isaac erwiderte die Umarmung nach ein paar Sekunden, während Laya den Moment nutzte, um sich Richtung Toiletten davonzuschleichen.

Die beiden Freundinnen folgten ihr, um Luc und Isaac ihre Privatsphäre zu lassen, aber auch, um herauszufinden, wie es ihr mit dieser Neuigkeit ging - und was für Conny fast noch wichtiger war: Herauszufinden, ob sie Agentin Llanfair war. Schließlich konnte diese auch body-switchen.

Im Toilettenraum angekommen drehte sich Laya zu den beiden um: "Wusstet ihr das? Dass er wegen dem Rotschopf mit mir Schluss gemacht hat?"

"Also am Anfang nicht und eigentlich so richtig sicher erst ab dem Abschlussball und ...", Conny wurde von Luna unterbrochen, die ihr behutsam die Hand auf die Schulter legte und einen Schritt auf Laya zuging: "Ich weiß, dass das schwer für dich ist, aber eine Beziehung mit jemandem zu führen, der die Gefühle nicht erwidert, ist viel schlimmer."

Danach stellte sie sich wieder neben Conny sah sie an und die beiden nickten sich zu. Dann sah Luna Laya direkt in die Augen und sagte: "Du bist also Agentin Llanfair."

Team Omega - Im Schatten der SterneWhere stories live. Discover now