- 1.2 - "Friss meinen Müll"

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Am nächsten Morgen saß Conny in der Küche und starrte auf ihre Cornflakes. Ab und zu schob sie sich einen Löffel voll in den Mund, aber sie bekam einfach nichts runter. Sie schluckte schwer. Was hatte sie da gestern nur gesehen?

Als sie gerade wieder einen Anlauf nahm, etwas zu essen, betrat ihr Vater die Küche.

"Conny, Liebling, hast du vielleicht meine Schlüssel gesehen?" Sie nickte und deutete auf den Küchentresen. "Danke, Liebling." Ihr Vater schnappte sie sich, gab Conny einen Kuss auf den Scheitel und war im Begriff die Küche zu verlassen, als sie sich räusperte.

"Paps...", sie schluckte schwer und er drehte sich besorgt zu ihr, "...ich muss dich etwas Wichtiges fragen." Conny sah ihn an. Ihr Vater nickte und kam näher. "Also... ich dachte, da du ja für die Regierung arbeitest, weißt du vielleicht, wie das mit den Verhaftungen abläuft." Conny sah schnell nach unten, sodass er die Angst in ihren Augen nicht sah.

Es war für eine Sekunde still im Raum, bevor Connys Vater zu einer Antwort ansetzte. "Darüber darf ich eigentlich nicht reden, Conny...", er drehte sich wieder zu Tür, "...aber falls du dir deshalb Sorgen machen solltest: Du brauchst keine Angst zu haben. Ich sorge dafür, dass du sicher bist und bleibst." Ein müdes Grinsen zierte sein Gesicht für einen Moment, bevor er sich langsam von ihr abwendete und seinen Weg aus der Küche hinaus fortsetzte. Im Türrahmen blieb er kurz noch einmal stehen, so als ob er Conny noch etwas sagen wollen würde, doch er machte kein Geräusch, sondern ging durch die zuvor geöffnete Eingangstür hinaus.

Conny bemühte sich verzweifelt, den Rest ihres Frühstücks herunterzuschlucken, doch auch nach dem Gespräch mit ihrem Vater, welches sie kein bisschen schlauer gemacht hatte, verspürte sie einfach keinen Hunger. Die gestrigen Ereignisse schlugen ihr so schwer auf den Magen, dass sie das Gefühl hatte, sich übergeben zu müssen, wenn sie den Löffel auch nur einmal mehr zu ihrem Mund führte. Mit einem Seufzen schob sie die Schüssel von sich weg und begann, den Löffel nachdenklich auf dem Tisch hin und her zu drehen. Plötzlich hörte sie ein lautes Hupen, welches sie aus ihrer Trance aufschrecken ließ. Schnell packte sie den Rucksack, welcher neben dem Tischbein stand, zog sich Jacke und Schuhe an, bevor sie das Haus verließ und die Tür hinter ihr ins Schloss fiel.

Draußen wartete schon ihre beste Freundin Luna in deren Auto, um sie mit zur Schule zu nehmen. Panisch erinnerte sich Conny an den vergangenen Abend, als sie Luna angerufen und dann aufgelegt hatte. Wie sollte sie ihr das jetzt erklären? Sie hatte genau eine Minute, um sich eine sinnvolle Ausrede einfallen zu lassen, und indem sie extra langsam lief, versuchte sie, etwas mehr Zeit zu schinden. Doch Luna hupte erneut und ließ das Fenster herunterfahren.

"Wird's bald mal? Wir kommen noch zu spät, wenn du nicht mal einen Zahn zulegst!" Herausfordernd sah sie Conny an.

"Ja, ja", murmelte Conny und schob sich auf den Beifahrersitz. Kaum hatte sie die Tür geschlossen, trat Luna mit Schwung auf das Gaspedal und bremste während der Fahrt etwas ab.

"Noch langsamer ging es wohl nicht mehr, was Luna?", hörte Conny von hinten. Erschrocken drehte sich Conny um. Isaac lächelte sie unbeholfen an und putzte seine Brille.

"Nö", Luna lächelte zufrieden und schaltete das Radio ein.

"... gestern Abend wurde ein scheinbar harmloser Begabter wegen erneuten Missbrauchs der Kräfte von der Regierung festgenommen. Jetzt kann sich die Bevölkerung endlich wieder sicher fühlen. Und jetzt das Wetter:..."

Eine Hand fand den Weg zum Radio und schaltete es aus. Luna runzelte fragend die Stirn und Conny blickte stumm auf das ausgeschaltete Radio. War der Mann von gestern damit gemeint? Nein, unmöglich, so eine Verhaftung wäre sicher nicht geheim durchgeführt worden.

Team Omega - Im Schatten der SterneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt