Gefühlschaos Part I

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Wieder ein bis zwei Monate später

„Naava?", hörte die Elfe Urbosas Stimme „Bist du da oben?" Sie trat an den Rand der Plattform und blickte zu der Gerudo hinunter. „Sieht ganz so aus!", rief Naava ihr zu. „Kommst du bitte kurz runter?", kam es von Urbosa zurück. Naava seufzte, ließ sich dann aber neben die Kriegerin gleiten. „Was gibt's?", verlangte sie zu wissen. „Ich würde gerne mit dir und Revali zusammen sprechen", antwortete Urbosa und musterte die Elfe von oben bis unten. Naavas erster Gedanke war Geht's noch?! , aber dann dachte sie kurz darüber nach und sie wusste ja nicht worüber, daher entschloss sie sich, zuzustimmen. „Ist es denn sehr wichtig?", wollte sie nach einem zustimmenden Nicken wissen. „Für mich nicht, aber vielleicht könnt ihr beiden etwas damit anfangen", erhielt sie als Antwort. Naava seufzte etwas entnervt. Eigentlich hatte sie besseres zu tun, Ganon sollte schließlich innerhalb der nächsten paar Monate hier aufkreuzen und sie hatte keine große Lust, dabei zu sterben, aber schlussendlich ließ sie sich doch darauf ein. Wieso? Das wusste sie selbst nicht. Vielleicht um einfach mal wieder normal mit ihrem ehemaligen Reisegefährten zu reden, vielleicht aber auch einfach, damit Urbosa sie nicht weiter belästigte.

Die drei trafen bei den Ruinen einer alten Farm auf der Hyrule-Ebene zusammen, dessen Schilder nur noch den Namen „Lon-Lon-Farm" aufweisen konnten. Naava sah sich um und dachte bei sich, dass das bestimmt einmal eine glorreiche und erstaunliche Farm gewesen sein muss. Ob sie bei der Verheerung 10 000 Jahre zuvor zerstört wurde? Sie schüttelte den Kopf und wandte sich wieder Revali und Urbosa zu. Der Orni schien jeden möglichen Augenkontakt mit ihr vermeiden zu wollen, was sie ein wenig verwunderte, aber auch nicht weiter interessierte, weswegen ihr Blick auf Urbosa ruhte. Naava hob die Augenbrauen und wartete darauf, dass die Gerudo anfing zu reden. Doch statt Worten kam nur schallendes Gelächter von der Kriegerin.

„Was bei Hylia soll das werden?", wollte Naava gereizt wissen. Sie war nicht hergekommen, um von Urbosa ausgelacht zu werden. Zumindest hatte sie das angenommen. Vielleicht sind die beiden auch wirklich nur herbestellt worden, damit die Gerudo-Königin was zu lachen hatte. „Verzeiht", sagte sie zwischen kleinen Lachern, deswegen nahm Naava sie nicht wirklich ernst „Aber es ist einfach urkomisch, zu sehen, wie verdammt blind ihr doch seid."

„Entschuldige, Urbosa", warf Revali dazwischen „Was genau willst du uns hier mitteilen?" Urbosa wandte sich mit Lachtränen in den Augen zu dem Orni. „Ihr seid blind. So blind, dass ihr eure Gemeinsamkeiten, euer gemeinsames Schicksal und schon gar nicht eure Gefühle nicht sehen könnt", antwortete sie mit einem breiten Grinsen. Bei Naava fiel der Groschen. Was unterstellte die Gerudo ihnen hier bitte? Gemeinsamkeiten? Vielleicht Bogenschießen und Ehrgeiz, das wars und was für ein gemeinsames Schicksal!? Sie waren dazu bestimmt gewesen, diese gottverdammte Reise zu unternehmen und Ganon zusammen mit den anderen Recken und Zelda zu besiegen, mehr nicht. Den Part mit den Gefühlen ignorierte sie, denn diese waren der reinste Wirbelsturm momentan. Revali sprach genau das aus. „Das einzige an Schicksal, das wir teilen, ist die Reise gewesen und die Besiegung Ganons." Doch Naava hörte eine Spur Unsicherheit und....Sehnsucht? in seiner Stimme und das verwirrte sie. „Ja ne, ist klar", kicherte Urbosa „Wie wärs, wenn ihr das untereinander ausmacht?" Revali und Naava sahen sich ungläubig an. Hatten sie nicht schon genug Zeit zusammen verbracht?

Der Orni blicke in Naavas Augen und sah ihr Missfallen daran und das stach ihm wie ein Dolch ins Herz. Er gab es zu. Es verletzte ihn, dass sie so abweisend war. Es verletzte ihn, dass sie seit ihrer Rückkehr so....hasserfüllter war, als vorher. Revali verstand es einfach nicht. Er dachte, er hätte sie durchschaut. Er dachte, sie wären Freunde. Dem schien allerdings nicht so gewesen zu sein. „Urbosa", sagte die Elfe „Nach der Reise dürften wir doch eigentlich schlau genug sein und wissen, was und ob da was zwischen uns ist, bei Hylia, was geht es dich überhaupt an?!" Das stimmte. Was ging es die Gerudo-Kriegerin an?

„Keine Ahnung, ich wollte euch nur ein wenig auf den richtigen Pfad lenken", antwortete diese grinsend „Euch ein wenig die Augen öffnen." „Danke, meine Augen sind offen genug", entgegnete Naava, drehte sich weg und stieß sich in die Luft. Revali sah ihr hinterher, was Urbosa bemerkte. „Na los, flieg ihr nach", sagte sie überraschenderweise recht sanft „Vielleicht schaffst du es, ihr ihr inneres zu zeigen. Sie befindet sich in einem Kampf gegen sich selbst und leugnet alles, was in Richtung eines freundschaftlichen Gefühls gehen könnte. Hilf ihr." Der Orni blickte sie verwundert an. Die Gerudo schien eine verdammt gute Menschenkenntnis zu haben und er beschloss, auf sie zu hören. Er nickte ihr dankend zu und flog Naava nach.

Als er nah genug an ihr dran war, rief er nach ihr. Sie drehte sich mit funkelnden Augen zu ihm um. „Warum zur Hölle verfolgst du mich?", schrie sie ihn schon fast an. „Bitte, lass uns reden", flehte er beinahe. Naava seufzte entnervt und landete in einem kleinen Waldstück in der Nähe des Präludia-Flusses und Revali setzte neben ihr ab. Was wollte er denn von ihr? Sie hatte genug um die Ohren und wollte sich nicht noch weiter um vermeintliche Gefühle kümmern. „Naava bitte", sagte er leise „Du kannst mir nicht erzählen, dass du wirklich nichts spürst. Nicht mal Freundschaft?" Die Elfe blickte ihm unverwandt in die Augen. Was sie sagen würde, hatte sie nie sagen wollen, aber es wurde ihr einfach zu viel. „Nein Revali. Ich spüre nichts, rein gar nichts. Nichts, außer Hass dir gegenüber."

Revali stolperte einige Schritte zurück. Hass? Sie hasste ihn? Wieso? Irgendwie konnte er das nicht glauben. Nicht, weil er nicht wollte, sondern wegen all dem, was sie für ihn und er für sie getan hatte. Er biss die Zähne zusammen, hob den Blick und sagte kalt und verbittert: „Na dann zeig mal her, wie sehr du mich hasst." Und wie um seine Herausforderung zu unterstreichen, begann es zu regnen.

Gefühle waren etwas sehr gefährliches. Man durfte weder zu leichtsinnig mit ihnen umgehen noch ihnen einfach vertrauen. Sie konnten einfach in Hass, Trauer, Verbitterung und Wut wechseln.
Und Naava wollte diesen Fehler nicht erneut machen.

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