Die Prüfung des Mutes

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(Kurze Info vorab: Ich weiß, dass die Prüfungen zu Skyward Sword und nicht zu Botw gehören, aber ich fand es ganz passend, deswegen habe ich es hier mit eingebaut.)

Sie fand sich in einem leeren, weißen Raum wieder und sie schien zu schweben. Verwundert blickte Naava ihren Flügel an, in welchem noch Momente vorher ein Pfeil steckte. Jetzt konnte sie ihn schmerzlos ausbreiten und auch ihre Arme waren wieder frei von den Schnittwunden. Hektisch sah sie sich um. War sie tot? War sie tatsächlich im Kampf gegen die Yiga gestorben? „Du stehst nur auf der Schwelle zum Tode, Naava Archer“, hörte sie eine, ihr wohlbekannte Stimme. „Monah?“, fragte sie verwirrt und hörte ein Lachen als Antwort. „Ich wohne deinem Titanen inne, das stimmt“, sagte die Stimme dann „Aber mein eigentlicher Name ist Farore.“ Vor ihr formte sich ein blendend, grünes Licht und sie kniff die Augen zusammen. Als sie die Augen wieder öffnete, schwebte vor ihr eine alterslose Frau. Ihr Gewand war aus den Blättern verschiedener Pflanzen gewebt und ein Blumenkranz schmückte ihre langen, braunen Haare. Dann realisierte Naava, was Farore gesagt hatte. „Ihr…lebt in meinem Titanen?“, fragte sie und Farore schüttelte überraschenderweise den Kopf. „Mein Geist hat Vah Monah Leben eingehaucht, deswegen ist ein Teil von mir darin präsent, das stimmt, aber ich lebe dort nicht.“ Könnte Naava laufen, wäre sie einige Schritte zurückgestolpert.

„Aber darum geht es jetzt nicht“, fuhr die Göttin des Mutes fort „Wie ich bereits sagte, du stehst auf der Schwelle zwischen Leben und Tod. Erweise dich würdig und du darfst in dein Leben zurückkehren.“ Naava blickte Farore an und dachte nach. Dann nickte sie. „Was muss ich tun?“, fragte sie und Farore lächelte. „Dein Mut und deine Entschlossenheit sind wirklich bemerkenswert. Ich weiß genau, wieso ich dich auserwählt habe“, sagte die Göttin sanft „Was du tun musst klingt zunächst einfach. Du musst die Tränen Farores, welche sich über Tabanta verteilt haben, einsammeln. Dafür wirst du in die Welt zwischen Leben und Tod gebracht. Deine Wunden werden dort verheilt sein und niemand kann dich sehen, du kannst aber auch niemanden sehen.“ Die Elfe hörte aufmerksam zu. Das klang einfach. „Ist es aber nicht“, entgegnete Farore auf ihren Gedanken „Wenn du von den Geschöpfen dort erwischt wirst, dann ist es vorbei. Keine zweite Chance, nur der unausweichliche Tod.“ Naava schluckte daraufhin, nickte aber erneut. Sie würde es doch wohl schaffen, durch Tabanta zu spazieren und Tränen einzusammeln. „Dachte ich mir“, sagte ihr Gegenüber lächelnd und verschwand. „Viel Glück, Auserwählte.“

Naava fand sich an der Brücke wieder, aber sowohl ihr Pferd, als auch Revali waren verschwunden und die Atmosphäre war seltsam. Alles schien in einen dunklen Blauton getaucht zu sein und sie hörte überall ein leises Klingeln. In ganz Tabanta waren helle Lichtsäulen und Naava vermutete, dass sich dort die Tränen befanden. Vorsichtig lief sie einige Meter nach vorne, ehe sie eine Gestalt erblickte, welche eine Laterne trug und instinktiv wusste sie, dass sie nicht von ihnen entdeckt werden dürfte. Sie wartete kurz, ehe sie sich an dem Ding vorbeischlich und weiterging. Auf ihrem Weg waren Statuen verteilt, die sie nie zuvor gesehen hatte und auf irgendeine Art und Weise wirkten sie bedrohlich.
Nach einigen Momenten hatte sie die erste Träne gefunden und Farore flüsterte ihr zu: „Noch neun weitere.“ Naava seufzte, biss aber die Zähne zusammen und hielt auf die nächste Lichtsäule zu. Während sie lief und den Gestalten auswich, hatte sie einige Zeit, sich Gedanken zu machen. Wie viel Zeit war in der realen Welt vergangen? Was machte Revali gerade? Und was ist, wenn die Verheerung gerade jetzt erwachte und sie einfach in einer Art Tabanta feststeckte und Farores Tränen sammelte, nur um in eine zerstörte Welt zurückzukehren? Sie wusste auf nichts eine Antwort und sie hasste es so hilflos zu sein. Alles was sie tun konnte war, diese Aufgabe zu bewältigen und die Antworten mussten wohl oder übel warten.

Ihre Gedankengänge wurden gestoppt, als sie gegen eine der Statuen lief und ihr Herz setzte aus. Sie dachte, das wars, aber zu ihrem Glück blieb die Statue still. Sie atmete erleichtert auf und blickte nach oben. Dabei fiel ihr ein, dass sie auch einfach fliegen könnte und dafür könnte sie sich ohrfeigen. Wieso war ihr das nicht früher eingefallen? Gedacht, getan, sie erhob sich in die Luft und verschaffte sich einen Überblick. Einige Meter weiter konnte sie eine Träne ausmachen und sie hielt direkt darauf zu. Da sie allerdings merkte, dass das Fliegen einiges mehr an Kraft kostete, landete sie und ging zu Fuß weiter. Doch sie wurde unvorsichtig. Zu unvorsichtig. Naava achtete nicht auf die Umgebung und erst, als sie von Licht geblendet wurde, war ihr klar, dass sie entdeckt worden war.

Panisch schaute sie sich um und als sie die Statuen sah, die auf sie zukamen, nahm sie die Beine in die Hand und rannte auf die Träne zu. Sie wusste nicht warum, aber sie hoffte einfach, dass das den „Timer“ zurücksetzen würde. Kurz davor stolperte sie und fiel hin. Hektisch drehte sie sich auf den Rücken und sah eine der Statuen, die eine Sense in der Hand hielt, wie sie damit ausholte. Naava kniff die Augen zusammen, wirbelte wieder herum und streckte die Hand nach der Träne aus. Ihre Hand schloss sich um etwas Warmes und sie öffnete ihre Augen leicht wieder. Die Statue war verschwunden und die Träne leuchtete in ihrer Hand, ehe sie sich auflöste und Naava atmete einige Momente tief durch. Danach stand sie zitternd auf und schwor, dass das nie wieder passieren würde. „Noch acht Stück, Naava, halte durch“, sagte Farore und fuhr besorgter fort: „Das eben war wirklich knapp.“ Naava knurrte: „Danke, das habe ich gemerkt.“ Von der Göttin kam nichts mehr und Naava setzte ihren Weg fort.

Nach dem Vorfall war sie wirklich vorsichtiger. Sie schaffte es tatsächlich, die letzten acht Tränen ohne besondere Zwischenfälle einzusammeln, obwohl sie bei der letzten wieder fast entdeckt wurde, aber wie durch ein Wunder konnte sie sich retten und die zehnte Träne an sich nehmen. Um sie herum begann Tabanta sich aufzulösen und sie befand sich wieder in dem weißen Raum, in dem Farore sie begrüßte. „Herzlichen Glückwunsch, Naava. Du hast es geschafft.“ Naava nickte erschöpft. Es hätte sie schließlich beinahe ihr Leben gekostet. „Hiermit darfst du zurück in die Welt der Lebenden zurückkehren. Es werden gerade mal zehn Minuten vergangen sein und dein Gefährte macht sich trotzdem Sorgen“, sagte die Göttin noch und während sie langsam verblasste, hörte Naava noch: „Wenn alles gut läuft, werde ich dir als dein Titan zur Seite stehen.“

Naava setzte sich keuchend auf und blickte sich hektisch um, aber ihre Wunden zwangen sie dazu, ruhig zu bleiben. „Naava!“, rief Revali aus „Du lebst.“ „Brauchst nicht so überrascht zu klingen“, murmelte sie. „Du warst für die letzten zehn Minuten tot, Naava. Tot“, erwiderte Revali und schüttelte den Kopf „Wie zur Hölle hast du überlebt?“ „Die Götter scheinen sich meiner gnädig erwiesen zu haben“, antwortete sie einfach und stand schwankend auf. Sie wollte nicht über den Albtraum reden, den sie gerade durchlebt hatte und sie wollte ihm schon gar nicht erzählen, dass ihr Titan praktisch gesehen die Göttin des Mutes war.

Sie hatte Probleme auf ihr Pferd zu steigen, deswegen half Revali ihr hoch und betrachtete sie. Dafür, dass sie noch zwei Minuten zuvor keinen Puls mehr gehabt hatte, sah sie sehr lebendig und gut aus. Ehe er allerdings etwas sagen konnte, hatte sie ihr Pferd angetrieben und er musste sich wohl oder übel beeilen, um hinter ihr herzukommen.

Bei Hylia, wer war diese Frau?

An old Legend gets toldWhere stories live. Discover now