Zoras und blöde Ideen

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Von der Ingogo-Brücke über dem Zora-Fluss brauchten sie etwa eine Stunde um zum Ufer der Träume zu gelangen. Von dort aus gingen sie über die Larth-Brücke, von der man das Dorf der Zoras schon wunderbar sehen konnte, und schlussendlich, nach insgesamt drei Stunden vom Zora-Fluss bis hierher, betraten sie das kunstvoll, aus Leuchtstein gebaute Dorf der Zoras. Naava war widerwillig beeindruckt. Die Leuchtsteine sahen so aus als hätten sie Wasser in sich aufgenommen, welches sich im Licht der Sonne in allen möglichen Blautönen wiederspiegelte. Es hatte alles eine sehr ruhige und angenehme Atmosphäre und Naava fühlte sich mehr oder weniger wohl hier. Mal mehr, als im Dorf der Elfen. Ihr Blick flog zu Revali, der sich auch recht staunend umsah, wobei Naava sich sicher war, dass er schon einmal, vor ihrer Zeit, hier gewesen war. Eine kleine Gestalt, die auf sie zu lief, lenkte Naavas Aufmerksamkeit auf sich. Sie dachte erst, Mipha würde sie ein Empfang nehmen, aber dieser Zora war viel, viel kleiner. Und vor ihnen stand schlussendlich ein Zora-Kleinkind, das den auffälligen Schmuck einer Königsfamilie trug. Mit großen gelben Augen schaute es zu den beiden Recken hoch und rief dann begeistert. “Guck mal, Schwester! Da sind zwei Besucher.” Die Prinzessin erschien kurz darauf und lächelte dem kleinen Kind zu. “Danke Sidon, das sind Naava und Revali, zwei meiner Freunde”, sagte sie sanft und kniete sich nieder um den Kleinen den Kopf zu streicheln.

Die Elfe hob schweigend die Augenbrauen. Sie würde noch nicht so weit gehen und die anderen als ihre “Freunde” bezeichnen, aber jeder wie er will, schätzte sie. Sidon richtete seinen erstaunten und entzücken Blick wieder auf die beiden und Mipha erhob sich. “Willkommen, Naava und Revali”, begrüßte sie die beiden “Das ist mein Bruder, Sidon. Er ist sehr stürmisch und übermotiviert bei Fremden.” Revali nickte und betrachtete den Kleinen nachdenklich, während Naava ihren Blick weiterhin über das Dorf schweifen ließ. “Danke, dass ihr hier her kommen konntet”, fuhr die Zora lächelnd fort und neigte den Kopf “Mein Vater und ich haben euch noch etwas zu sagen.” Naava musste sich zurückhalten, um keine Grimasse zu schneiden. Ein weiterer König, mit dem sie sich auseinandersetzen sollten? Musste das, in Hylias Namen, denn wirklich sein? Schlussendlich folgten die beiden Mipha aber  trotzdem und stellten sich auf eine ziemlich langweilige Rede oder so was in der Art ein.

Überraschenderweise empfing der König der Zoras die beiden Recken nicht, wie ein normaler König, sondern eher, als würde er alte Freunde begrüßen. Und dennoch blieb er formell und Naava verstand zunächst nicht, wie zur Hölle man das hinbekommen kann. Dann fiel ihr ein, wie alt König Dorephan schon war und dachte sich dann nur, dass es plausibel wäre, wenn er wusste, mit seinen Gästen umzugehen.

Er und Mipha redeten über nichts sonderlich spezielles oder wirklich wichtiges, aber es war trotzdem ganz nett zu erfahren, dass sie sich von den Ranelle Klippen und dem zugehörigen Halbluth-Plateau fernhalten sollten, wobei Naava nicht einmal gewusst hatte, dass sie diese Route nehmen würden.

Danach bot er Revali und Naava an, den restlichen Tag noch im Dorf der Zoras zu verbringen. Revali grinste und Naava verdrehte dabei die Augen. Natürlich würde der blöde Vogel die Gelegenheit nutzen in einem Königshaus zu verweilen. Da sie aber auch nich sonderlich Lust darauf hatte, draußen zu sein, wenn sie schon eine andere Möglichkeit bekamen, nickte sie im Endeffekt doch und Mipha lächelte erfreut. Sie nickte ihrem Vater zu und lief dann mit den beiden Reisenden hinaus, wobei Naava sich nochmals umdrehte und vor König Dorephan dankend den Kopf neigte, ehe sie ihre Aufmerksamkeit wieder Mipha und Revali zuwandte. Sidon folgte den drei ebenfalls und murmelte irgendwas vor sich hin, was die Elfe nicht verstand, aber an sich kümmerte es sie auch nicht.

Sie machte sich eher Gedanken darüber, dass Mipha nie erwähnt hatte, dass sie einen kleinen Bruder hatte. Vielleicht interessierte es die Zora auch einfach nicht, wer von Sidon wusste und wer nicht, schließlich war er für den weiteren Verlauf des Kampfes gegen Ganon nicht weiter relevant. Naava schüttelte leicht den Kopf und beobachtete den kleinen Prinzen, der neben hier herlief und mittlerweile fröhlich angefangen hatte, vor sich hin zu summen und sie fragte sich, was aus ihm werden würde, wenn Mipha sich in der Zukunft eher in Vah Ruta aufhalten würde und sich nicht weiter um ihn kümmern konnte. Diesen Gedanken verwarf sie allerdings wieder, immerhin konnte es ihr mehr als egal sein, was aus den Zoras oder generell jedem anderen Volk Hyrules würde. Ihr war es wichtig, dass die Recken und Zelda überlebten, sodass Ganon besiegt werden konnte.

Ihre Gedankengänge wurden abrupt gestoppt, als sie in Revali hineinlief. Er drehte sich verärgert herum und seine grünen Augen blitzten, was Naava genauso gereizt erwiderte und es wäre beinahe ein Starrwettbewerb geworden, hätte sich Mipha nicht dazwischen gedrängt und verlegen gesagt, dass sie sich nun bei den Gästezimmern befanden und sie die beiden zum Abendessen holen würde. Sidon blickte von Mipha zu Revali und dann zu der Elfe. Naava verdrehte die Augen in Revalis Richtung und lächelte dann Mipha höflich und freudlos zu. “Danke dir, Mipha”, murmelte sie und betrat dann ohne ein weiteres Wort das elegant und kunstvoll verzierte Gästezimmer des Königshauses. Bevor die Tür wieder zu fiel, hörte sie Revali verächtlich schnauben und Mipha sagte: “Seid doch nicht immer so gemein zueinander, ihr könntet so viel mehr erreichen, wenn ihr einfach Freunde wärt…” Revalis Antwort hörte sie nicht mehr aber sie selbst verdrehte erneut die Augen. Sie und der blöde Vogel, Freunde? Ja ne, is klar. Vorher freundete sie sich mit einem Echsalfos oder Moblin an. Die konnten nicht reden oder gar angeben. Naava hasste Revali einfach, daran gab es nichts zu ändern und sie würde sich schon gar nicht von der Zora-Prinzessin sagen lassen, sie solle mich mit dem Orni anfreunden. Der konnte ihr sowas von gestohlen bleiben.

An old Legend gets toldWhere stories live. Discover now