Eine von vielen Hebra-Nächten

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Kurz nachdem sie das Dorf der Orni hinter sich gelassen hatten, betraten Naava und Revali das eiskalte Gebiet der Hebra-Berge, vor denen sich Naava die ganze Zeit gegraut hatte. Es war nicht so, dass sie Angst hätte, aber die Berge waren für ihre unerträgliche Kälte bekannt und sie wusste, welches ihre einzige Möglichkeit war, warm zu bleiben. Und sie spürte bereits, wie die Luft kälter wurde und der Boden sich immer mehr mit Schnee bedeckte. Naava zog seufzend ihren Wintermantel enger zusammen, wobei sie ein leises, schadenfrohes Lachen vernahm. Ihr Blick wanderte zu Revali, welcher sich köstlich über ihre Schwierigkeiten mit der Kälte zu amüsieren schien. Aber das hatte er ja sowieso schon auf der Gerudo-Hochebene. Dieses Mal warf sie ihm jedoch nicht den üblichen, giftigen Blick zu sondern schaute einfach augenverdrehend weg und ritt weiter geradeaus, durch den Schnee.

Bald wären auch die Taschen dieses Pferdes leer und sie würde es endlich abgeben und fliegen können. Naava kniff die Augen in dem aufziehenden Schneesturm zusammen und als der Wind stärker und kälter und der Schnee dichter und stechender wurde, hielten sie auch endlich mal nach einer Art Höhle. Aber alles was sie fanden, war ein kleiner Felsvorsprung, auf dem eine Art kleiner Baum wuchs. "Was besserer finden wir wohl nicht", bemerkte Naava zitternd und ging mit Revali im Schlepptau darunter, allerdings ohne auf eine Reaktion von diesem zu warten.

Kurz später gesellte sich der Orni zu ihr und zusammen begannen sie, zumindest versuchten sie, ein Feuer zu entfachen, aber der Schneesturm machte es ihnen unmöglich. Und Naava wusste, dass, selbst wenn sie eines hätten, es nicht lange oder besonders viel helfen würde und schon allein bei dem Gedanken wurde ihr unangenehm. Revali schien eben jenen Gedanken zu teilen, denn als sich ihre Blicke trafen, sah weder er noch sie begeistert aus. Naava zuckte mit den Schultern, wie um zu sagen: Was wollen wir schon dagegen machen? Sie hatte jede mögliche Medizin, außer natürlich Kälteschutz-Medizin und sie vermutete immer noch, dass das Zeldas Absicht gewesen war, denn jeder wusste, wie kalt es in Hebra war.

Naava hasste die Prinzessin nicht. Noch nicht. Aber sie konnte sie auch nicht mehr richtig leiden. Und, das würde sie nie offen zugeben, aber da war ihr Revalis Gesellschaft lieber. Immerhin hatte die Elfe auf dieser Reise realisiert, dass sie ihn weder hasste, noch richtig verabscheute. Sie konnte ihn schlichtweg nicht leiden. Wobei sich selbst das von Zeit zu Zeit änderte. Sie fing regelrecht an ihn zu mögen, aber auch das würde sie ihm niemals auf die Nase binden. Das würde zu sehr an Naavas Stolz kratzen.

Während ihrer Gedankengänge war es Nacht und demnach um einiges kälter geworden und Naava zitterte noch mehr als vorher, sofern das überhaupt möglich war. Revali hatte sich näher zu ihr gesetzt und sie kuschelte sich eher widerwillig an ihn, wie in so vielen Nächten zuvor. Man könnte meinen, sie hatten sich daran gewöhnt, aber sie verspannte sich noch immer leicht und auch er hatte nicht die begeistertste Haltung.

Revali hatte seine Flügel um sie gelegt und auch wenn sie nicht begeistert davon war, sah sie ein, dass es ihre einzige Überlebenschance war und sie es beide wohl oder übel hinnehmen mussten. Und seine Federn waren ja wirklich warm, kein Wunder, dass die Winterkleidung immer mit Orni-Federn gefüttert wurde. Jene Kleidung, die Zelda nicht für Naava bereitgelegt hatte.

Der Wind war stärker und kälter geworden und unwillkürlich drückte sich Naava enger an Revali, welcher dies mit einem Aufplustern seines Federkleids beantwortete. Das fand die Elfe trotz ihrer elenden Lage und der Beziehung in der sich die beiden befanden, sowohl amüsant, als auch knuffig und sie war sehr dankbar, dass er ihr Lächeln nicht sehen konnte. Darauf hätte der Vogel sich vermutlich nur was eingebildet und bei der Göttin, nein. Das konnte Naava gar nicht brauchen.

Als Naava sich an ihn lehnte, wurde auch dem Orni fast direkt warm. Er zog seine Flügel ein wenig enger um sie, damit sie weiterhin warm blieb. Und, was er nicht ganz verstand, als sie sich noch näher an ihn kuschelte, plusterte er reflexartig sein Federkleid auf, was er nur tat, wenn ihm etwas entweder komplett misfiel oder wenn er etwas sehr genoss. Er wusste nicht, welches von beiden schlimmer gewesen wäre. Dass er diese körperliche Nähe mit Naava genoss oder dass er sie nach all der Zeit noch immer verabscheute. Er wollte sie nicht hassen oder so. Und das tat er auch nicht, im Gegenteil. Sie war ein guter Recke, eine starke Kämpferin und wenn man sich an sie gewöhnt hat und sie warm mit einem geworden ist, dann war sie bestimmt auch eine gute Freundin, allerdings hatte das bisher nur Jack geschafft und Revali verspürte bei dem Gedanken an Naavas verstorbenen Freund beinahe Missgunst. Nein warte, nicht das. Eifersucht? Ja, Eifersucht war das richtige Wort dafür. Und er konnte noch nicht einmal begründen, wieso er so für Naava empfand. Seufzend schüttelte der Orni seinen Kopf und lehnte ihn an die eisige Steinwand, während er Naava noch ein wenig näher zog und schließlich einschlief.

Die Elfe brauchte ein wenig länger zum Einschlafen. Nachdem Revali eingeschlafen war, hatte sie sich auf die Seite gedreht und ihre Hand auf seine Brust gelegt. Da lag sie nun, mit dem Kopf und ihrer Hand auf seinem warmen Oberkörper und sie lauschte seinem Schnaufen und dem eiskalten Wind, der ihr in der Umarmung glücklicherweise nicht mehr viel ausmachte. Sie konnte sein Herz fühlen, wie es in einem gleichmäßigen Rhythmus schlug und fasste sich selbst an ihr Herz, um den Rhythmus zu spüren, wobei ihr auffiel, dass ihre beiden Herzen im selben Takt schlugen und sie wusste nicht ganz, was sie davon jetzt halten sollte.

Nach einiger Zeit schloss sie doch müde die Augen und hoffte einfach inständig, dass ihnen nichts passieren würde.

Sie hatte die Vermutung, sie würden sich noch brauchen.

An old Legend gets toldWhere stories live. Discover now