Der Geburtstag des Königs

113 2 0
                                    

Am nächsten Tag hatte sich Naava, soweit es ging, fertig gemacht und flog gegen Mittag zurück zu Schloss Hyrule, da der König ja Geburtstag hatte. Der Tag war für sie nicht so sonderlich erfreulich, im Gegenteil. Sie würde sich lieber in ihrem Titanen verkriechen und bis morgen früh nicht mehr rauskommen, aber das wäre ziemlich respektlos.
Als Geschenk hatte sie eine selbstgeschnitzte, kleine Holzstatue von ihm und seiner Tochter angefertigt. Es sah nicht perfekt aus und war auch nicht sonderlich wertvoll, aber sie hatte es dennoch getan, da sie dachte, dass es schon in Ordnung gehen würde. Sie flog circa anderthalb Stunden, ehe sie elegant vor dem Schloss landete und durch das Haupttor eintrat. Die Wachen hielten sie selbstverständlich auch nicht auf. Ausnahmsweise lief sie den ganzen Weg zum Thronsaal hoch, da dies der Ort war, an dem König Rhoam meistens anzutreffen war. Sie seufzte leicht und ging dann hinein. Und wie zu erwarten saß er dort, auf seinem Thron und unterhielt sich mit Urbosa, die anscheinend auch schon da war. Von den anderen Recken und Zelda war noch keine Spur zu sehen, was ihr eigentlich ganz recht war.

Naava räusperte sich und die beiden wandten ihre Aufmerksamkeit der Elfe zu. „Ich wünsche Ihnen alles Gute zum Geburtstag, Euer Hohheit und möget ihr noch lange regieren“, sagte sie aufrichtig „Ich habe Euch ein kleines Geschenk mitgebracht.“ Sie nahm die Holzstatue, welche in ein großes Blatt gewickelt war, flog zu ihm hoch und überreichte es, nachdem sie neben Urbosa gelandet war. Sie beobachtete, wie er das Geschenk auswickelte und einige Momente darauf starrte, was eine kleine Panikattacke in Naava auslöste, ehe er sich lächelnd an sie wandte und sagte: „Ich danke dir, Naava. Es ist ein sehr schönes Geschenk, welches von Herzen zu kommen scheint.“ Er stellte die kleine Statue neben sich auf eine Armlehne des Throns. Naava neigte den Kopf.

„Wenn Ihr mich nun entschuldigen würdet. Ich würde wirklich gerne an Eurem Geburtstagsessen teilnehmen, aber dieser Tag hat eine andere Bedeutung für mich“, meinte sie und es tat ihr wirklich leid, aber sie konnte heute einfach nicht da bleiben. König Rhoam nickte. „Fühl dich frei, zu gehen“, entgegnete er, ehe er sich wieder Urbosa zuwandte, welche das Gespräch mit scharfen Augen verfolgt hatte.

Naava drehte sich um, stieg die Stufen hinunter und trat wieder aus dem Thronsaal heraus. Sie atmete tief durch, stieß sich in die Lüfte und beobachtete kurz, wie auch die anderen Recken nach und nach dazukamen, allerdings darauf bedacht, dass sie Revali nicht über den Weg flog. Das wäre wirklich das Letzte, was sie jetzt brauchte.
Glücklicherweise schaffte sie es unbemerkt zurück zu Vah Monah.

Oh, she thought…

Und sie empfand es beinahe schon als ironisch, gerade heute auf dem Karmas-Plateau zu bleiben. Seufzend ließ sie sich an Monahs Innenwand sinken, kauerte sich zusammen und spielte mit ihrem Dolch herum. Ein Geschenk eines alten Freundes und bei dem Anblick traten ihr Tränen in die Augen. Sie biss die Zähne zusammen, schloss die Augen und sah weg. Nein, sie würde nicht anfangen zu heulen. Das Ereignis ist bereits drei Jahre her, sie sollte davon nicht mehr berührt werden.

Eine kleine Träne lief aus Protest trotzdem ihre Wange hinunter, doch Naava wischte sie wütend weg. „Denk nicht mal dran!“, schimpfte sie sich selbst, aber ihre Stimme zitterte zu sehr, als dass sie sich ernst nehmen könnte. „Woran denken?“, hörte sie eine bekannte Stimme, die jedes mögliche Gefühl der Wut in ihr auslöste. Sie öffnete die Augen und funkelte Reval an, der neben ihr an der Wand lehnte. „Was zur verdammten Hölle machst du hier?“, schnauzte sie ihn an. „Nachsehen, wieso du nicht am Geburtstagsfest des Königs teilnimmst“, antwortete er gleichgültig. Naava packte ihren Dolch und warf ihn in Revalis Richtung, aber zu ihrem Leidwesen wich er aus. Sie stand auf und betrachtete ihn wütend.

„Du blöder Vogel, es geht dich nichts, wirklich rein gar nichts an, was ich tue und was nicht!“, giftete sie ihn an und spuckte ihm die Worte förmlich ins Gesicht. Verdammt, nochmal, warum er? Wieso hatte er sie nur bemerkt? „Der Geburtstag des Königs ist, mit dem Fest der Hylia, der wichtigste Tag im Jahr, deswegen geht es mich sehr wohl etwas an“, sagte er mit einem nicht versteckten, arroganten Unterton. Sie versuchte sehr stark, sich zu beherrschen, ihm nicht ins Gesicht zu schlagen. Stattdessen starrte sie ihn nur vernichtend an, drehte sich weg und setzte sich wieder an die Wand. „Geh einfach, Revali“, sagte sie verbittert „Du bist der Letzte, den ich heute eigentlich sehen wollte.“ Der Orni-Recke verdrehte die Augen und verschränkte die Flügel vor der Brust. „Ich gehe ohne deine Geschichte nirgendwo hin“, entgegnete er stur und das brachte Naava wirklich zur Weißglut. Ihre Geschichte war etwas, von der niemand, absolut niemand etwas wusste. Sie würde niemandem erzählen, was am heutigen Tag, drei Jahre zuvor geschehen war und schon gar nicht dem blöden Vogel, den sie erst seit verdammt nochmal zwei Wochen kannte. Was dachte er sich nur, dass sie ihm einfach so den persönlichsten Teil ihres Lebens erzählen würde?!

„Dann kannst du meinetwegen hier drin versauern“, erwiderte sie wütend „Ich kann sehr gut ausziehen und dir meinen Titanen überlassen.“ Sie wusste, dass das nicht möglich war, aber momentan kümmerte sie das absolut nicht. „Naja, wir gehen morgen auf eine Reise, Naava, sollte ich da nicht wissen, was bei der Göttin in dir vorgeht?“, wandte er höhnisch ein. Die Elfe stand wieder auf, packte ihn am Schal und zog ihn zu sich runter. „Hör zu, du arrogantes Federvieh. Meinetwegen, ich erzähle es dir, aber ich schwöre bei Hylia, wenn du irgendwas Dummes sagst, wenn du danach versuchst, mir noch näher zu kommen, dann bringe ich dich ohne zu zögern eigenhändig um. Und unterbrich mich bloß nicht, denn das könnte genauso deinen Tod bedeuten. Hast du mich verstanden?“, zischte sie. Revali hob eine Augenbraue, nickte aber dann. Naava ließ ihn los.

Sie wusste, sie würde es im Nachhinein bereuen, aber dennoch erzählte sie Revali die Geschichte.
Die Geschichte vom Tod ihres Freundes.

An old Legend gets toldHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin