Mary - Eine Geschichte in Lila und Grün

17. Schnipp Schnapp

(A/N: tophs0eyes meinte, dass Olli und Mary noch so wenig Zeit hatten, sich nur zu zweit mal richtig zu unterhalten, weil immer andere dabei waren. Tja, ich würde sagen: hier kommen knapp 6000 Wörter mit viel Unterhaltung und sie sind auch alleine und es ist sehr viel i'm sorry but that's what you wanted)

Siebzehntes Kapitel
Schnipp Schnapp

Oliver

Als Hannelore die Tür öffnet, bin ich sogar etwas überrascht. Ich war ein Jahr nicht mehr bei ihr und schon als Marylin  meiner absurden Idee zugestimmt hat, hatte ich befürchtet, dass meine Friseurin und ehemalige Babysitterin von Mai gar nicht da ist.

Doch die Umarmung, mit der sie mich und auch die verdatterte Marylin begrüßt, bevor sie uns in ihre kleine Wohnung über dem Salon komplimentiert, ruft mir in Erinnerung, was für ein überaus offener Mensch sie ist. Ein netter Mensch, der nicht daran denkt, an einem Mittwochabend vor dem ersten Advent im kalten Regen draußen zu sein.

"Olli, Mai, meine Lieben. Ich dachte schon, ihr meldet euch gar nicht mehr!," ruft sie laut und bevor ich es verhindern kann, hat sie uns unsere Jacken - und Marylin meine Mütze abgenommen  - und uns sanft aber bestimmt auf das meeresblaue Sofa gelotst, das ihr sonst karg eingerichtets Wohnzimmer dominiert. Ich erinnere mich an dieses Sofa, Mai hat hier oft Piratin gespielt als sie klein war, und es ist immer noch so weich und zerknautscht wie vor vier Jahren. So weich, dass Marylin und ich es mit unserem Gewicht eindrücken, in die Mitte rutschen und mit unseren Schultern aneinander stoßen.

Unbeholfen versucht Marylin sich aus der Sofasenke zu befreien und nicht auf meinen Schoß zu rutschen. Ich stehe rasch auf und setze mich auf die Sofakante. Sie ist etwas unbequem und ich stütze mich an der Sofalehne ab um nicht herunter zu rutschen.

Während dieses Prozesses, redet Hannelore unentwegt weiter. "Über ein Jahr ist es her, das ihr bei mir wart. Und das nur zum Haare schneiden. Ich weiß ja, dass eure Eltern viel beschäftigt sind; aber ihr zwei hättet ruhig etwas Zeit für eine alte Freundin aufbringen können." Sie klingt glücklicherweise nicht böse - Hannelore redet einfach gerne - aber jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich schon wieder nur zum Haare schneiden hier bin. "Und Klara hat dich, Olli, bestimmt auch vermisst; ihr habt euch doch immer so gut verstanden. Sie wohnt immer noch unter mir, aber jetzt studiert sie Biochemie. Sie hat aber keinen Freund, soweit ich weiß. Auf jeden Fall habe ich euch vermisst und - ach du liebes Bisschen, du bist ja gar nicht Mai."

Sie hält mitten in ihrer Bewegung inne, und starrt auf Marylin hinab. Ihre braunen, von silbernen Strähnen durchzogen Haare, fallen ihr in die vor Verwunderung verzogenen Augen.

"Ja...leider nicht," sagt Marylin entschuldigend.

"Das ist Marylin," stelle ich sie vor.

"Oder einfach Mary," erklärt Marylin und Hannelore mustert sie genauer.

"Das tut mir leid Schätzchen. Ich hatte mich schon gewundert, Mais Haare waren immer viel heller...und sie hätte in ihrem Alter auch nicht so groß sein können." Sie streckt Marylin ihre Hand hin. "Ich bin Hannelore, Friseurin und Kosmetikerin und ich sollte offensichtlich meine Brille anziehen. Ich habe aber auch eine Schwäche für Horoskope, aber ihr jungen Leute glaubt an so etwas ja nicht...was ist denn dein Sternzeichen?"

"Ich glaube ich bin ein Löwe," sagt Marylin und wirft mir einen fragenden Blick zu. Ich zucke die Achseln, aber Hannelore beginnt zu reden.

"Der Löwe: 23 Juni bis 23 August. Das Sternzeichen der anmutigen Helden und Heldinnen. Ein Sternzeichen des Feuers und des Stolzes aber auch des Eitels. In diesen Zeiten musst du aufpassen, nicht zu übermütig zu werden, denn Löwen tendieren dazu, sich zu übernehmen. Aber du wirst in das neue Jahr starten wie in einen neuen Tag und das alte hinter dir lassen."