Kapitel 11 🍀

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Ich trat die Nachmittagsschicht an. Gerade war ich dabei, neues Trockenfutter in die Näpfe der Hunde zu füllen, als Hyunjin um die Ecke kam. Mit einer Flasche Wasser in der Hand.
"Felix. Was wollte Minnie vorhin von dir?", fragte er. In seinen Augen konnte ich einen großen Funken Sorge sehen. Ich holte Luft, um zu antworten, doch schließlich verließ mich der Mut. "Ich möchte nicht darüber sprechen. Zumindest nicht jetzt. Kann ich es dir erzählen, wenn wir zu Hause sind?" "Klar. Wenn du willst, können wir gleich noch einen Kaffee trinken gehen." Ich nickte zustimmend. Er reichte mir die Flasche und
So sehr ich es ihm erzählen wollte, diese Angst in mir blockte meine Worte und hielt sie in meiner Kehle gefangen. Ich fürchtete mich vor irgendetwas, aber wusste nicht, was es war. Hatte ich vielleicht einfach Angst vor meinen Erinnerungen? Dass sie so grausam sein könnten, dass ich mich davor fürchten musste? Oder hatte ich einfach Angst vor Minnie, weil sie so eine einschüchterne Art an sich hatte? Wollte sie mich überhaupt einschüchtern? Seit ich hier war stellte ich mir so viele Fragen, dass mein Kopf nicht einmal richtig zur Ruhe kam. Er war die ganze Zeit aktiv und entspannte sich einfach nicht.
Ich schloss den Käfig eines schwarzen schlanken Hundes und räumte das Pflegezeug sorgsam weg. Alle meine Aufgaben für heute waren erledigt.
Minnie kam mit ihrer Tasche über der Schulter aus ihrem Büro. "Felix. Ich mache Feierabend für heute. Hyunjin hat einen Schlüssel zum Abschließen. Wir sehen uns morgen." Ich musterte sie kurz und antwortete: "Ja klar. Bis morgen, Minnie." Ich sah ihr hinterher, wie sie den Laden verließ.
Einen langen Augenblick dauerte es, bis sie endgültig aus meiner Sicht verschwand.
Schließlich fragte Hyunjin mich: "Felix. Warum traust du Minnie eigentlich nicht?" Ich blinzelte verwirrt. "Wieso fragst du mich das?", erwiderte ich und blickte zu Boden. "Ich merke es einfach. Du scheinst sie nicht zu mögen. Wieso nicht?" Meine Gedanken drehten sich wieder im Kreis. Es war wie ein einziger Knoten in meinem Kopf. Wie sollte ich ihm das sagen, ohne mich lächerlich zu machen? Ich konnte mir denken, dass Minnie meine Vergangenheit kannte, doch ich hatte keinen Beweis, mit dem ich das widerlegen konnte. Also war es noch nicht an der Zeit, Hyunjin die ganze Wahrheit zu sagen. "Ich erzähle es dir ein andern Mal. Jetzt nicht." Hyunjin sah verletzt aus. Fast so, als dachte er, ich würde ihm nicht genug trauen. Um bei der Wahrheit zu bleiben, Hyunjin war die einzige Person, der ich gerade voll und ganz vertraute.
Ich seufzte und sprach meinen Gedanken laut aus: "Hyunjin. Es ist nicht so, als würde ich dir nicht vertrauen. Ich tue es wirklich. Nur .... ich habe einfach bei Minnie so ein komisches Gefühl und es verschwindet auch nicht so leicht. Ich will .... nur rausfinden, wieso ich hier bin und warum Minnie mir überhaupt gedroht hat. Das ist alles." Hyunjin's Gesichtszüge entspannten sich wieder. Dann antwortete er: "Okay. Ich werde dir dabei helfen. Aber du musst mir eines versprechen." Meine Augen wurden groß vor Erwartung. "Was denn?" "Ziehe fürs Erste Minnie nicht mit in die Sache hinein. Solange du dir bei ihr nicht hundertprozentig sicher bist, macht es keinen Sinn, sie zu verdächtigen. Okay?"
Das war aber ein komisches Versprechen, doch ich willigte ein. Hyunjin hatte an diesem Punkt auch recht. Außer ihre Drohung hatte ich keinen handfesten Beweis, dass Minnie Dreck am Stecken hatte. Oder dass sie überhaupt etwas mit meinem Gedächtnisverlust zu tun hatte. Und dennoch war ich mir irgendwie zu hundert Prozent sicher, dass sie etwas über mich wusste. Dieses Gespräch mit dem Jungen namens Jeongin hatte mich so verunsichert, dass mir nichts anderes übrig blieb als sie zu verdächtigen.

Hyunjin und ich kümmerten uns um einen Hund, säuberten die Box und räumten den Arbeits-bereich auf. Somit war der Nachmittag auch schon fast vorbei. "Irre, wie schnell die Zeit vergeht, wenn man Spaß an der Arbeit hat.", seufzte Hyunjin und streckte sich ausgiebig. Ich lächelte dünn. "Hast recht." Er sah mich auf einmal total verwundert an. "Was?", fragte ich irritiert. "Du bist gerade glücklich. Hab ich recht?", fragte er dann. Ich lächelte dünn. "Ja. Schon irgendwie." "Das freut mich. Na komm. Wir räumen schnell alles auf und dann können wir auch nach Hause gehen."
Ich schob die Kiste mit Futter in das Regal neben der Tür zum Ausgang. Hyunjin fegte das Lager und räumte den Müll in einen großen Sack aus glänzendem Material. Dann reichte er ihn mir. "Hier. Kannst du den Abfall schnell wegwerfen? Wenn du aus dem Eingangsbereich gehst, steht links neben dem Eingang eine große Tonne. Da kannst du es rein werfen." Ich nahm die Tüte an mich und verließ das Tierheim. Dabei kam ich an der Eingangstheke vorbei und sah Mina an dem Kasten stehen, wo allem Anschein nach Geld drin war. Sie zählte es.
Doch dann sah Minnie auf und ihr Blick blieb an mir hängen. Mir lief es eiskalt den Rücken runter, als sich unsere Blicke trafen. Doch sie sah schnell weg und führte ihre Tätigkeit fort. Auch ich machte da weiter, wo ich aufgehört hatte. Aber etwas war gerade ganz komisch. So wie eigentlich immer, wenn die Chefin mir über den Weg lief. Dieses Misstrauen ihr gegenüber war fast schon erdrücken und es lenkte mich von meiner Arbeit ab.
Ich warf schnell den Müll in eine der großen glänzenden Kisten und ging wieder zu Hyunjin ins Gebäude. Er war noch mit dem Einräumen von weiteren Boxen beschäftigt. Und Minnie war weiterhin mit dem Geld beschäftigt. Ich packte mir schnell eine etwas größere Kiste, hob sie vom Boden auf und schob sie auf ein höheres Regalbrett, wo ich dran kam. Dann warf ich einen Blick aus dem Fenster. Draußen begann schon die Sonne unterzugehen. Die Luft wurde auch langsam kühler und angenehmer.
Bald konnten Hyunjin und ich nach Hause gehen.

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Deadly Destiny {HyunLix}Where stories live. Discover now