Kapitel 10 🍀

83 4 0
                                    

Am nächsten Morgen waren Hyunjin und ich auf dem Weg zur Arbeit. Für diese Jahreszeit war es erstaunlich warm. Doch zur Sicherheit wickelte ich mir einen Schal aus Wolle um den Hals. Etwas weiter in der Ferne flackerten schon die Lichter der Häuser und die Laternen in den Straßen. Die Stadt erwachte langsam zum Leben. Von irgendwo hörte ich einen Hund bellen. Die Erinnerungen an das Tierheim kamen hoch. Es gab mir ein sicheres Gefühl.
"Was ist los, Felix? Du bist so still.", sprach auf einmal Hyunjin. Ich sah ihn kurz an und schüttelte mich. "Es ist alles gut. Ich war nur etwas in Gedanken versunken. Das ist alles." Hyunjin lachte amüsiert. "Das bist du öfter. Wenn du etwas auf dem Herzen hast, kannst du es mir ruhig erzählen. Ich höre dir gerne zu." Ich fühlte mich wie eim Problem, dass wie ein Haufen Steine auf Hyunjin's Schultern lastete. Doch ihm schien das nichts auszumachen. Er trug es mit einer solchen Leichtigkeit, dass man glauben könnte, er wurde von Engeln auf die Erde gesandt. "Komm schon, Felix. Wir müssen uns beeilen, sonst kommen wir zu spät zur Arbeit." Ich lief hinter Hyunjin her und lenkte meine Gedanken wieder auf das Tierheim. Ich freute mich schon auf meine Arbeit, nur Mina arbeitete auch dort. Ein dicker Schwall von Misstrauen bahnte sich an und ließ Wut in mir aufsteigen. Ich konnte nicht einmal erklären, wieso es mich so wütend machte. Es schien aus meinem Unterbewusstsein zu kommen. Immer, wenn ich Mina sah, hatte ich dieses flaue Gefühl im Bauch. Mein Verstand sagte mir, dass ich ihr einfach nicht vertrauen konnte. Sie hatte Dreck am Stecken. Was es war, konnte ich noch nicht sagen.

Hyunjin hing unsere Jacken an der Garderobe auf, während ich die ersten Tiere mit frischem Wasser versorgte. Eine dunkle gestreifte Katze schnüffelte an meiner Hand und schmiegte sich an mich. Ich seufzte. "Am liebsten würde ich dich und deine Freunde alle nitnehmen, doch das geht nicht. Tut mir leid." Auf einmal fiel mir auf, dass dieses Tier die einzige Katze in der Hundepension war.
"Hyunjin. Seit wann gibt es Katzen in einer Hundepension? Ich dachte, ihr nehmt nur Hunde auf." Hyunjin sah zu mir herüber. "Wie bitte? Bist du sicher, dass du sie nicht mit einem Chihuahua verwechselst?" Keine Ahnung, was dies für ein Tier sein sollte, doch diese Katze war definitiv kein Hund. "Ich bin mir sicher." Hyunjin kam zu mir und betrachtete die Katze. Auch er war total erstaunt über ihr plötzliches Auftauchen. "Nun. Manchmal nehmen wir auch Katzen auf, doch diese scheint ohne Besitzer ihren Weg hierher gefunden zu haben. Ich frage Mina, ob sie etwas weiß." Ich sah Hyunjin hinterher, doch dann miaute das Tier nach meiner Aufmerksamkeit. Sie sah mich mit ihren großen gelben Kulleraugen an und maunzte. Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen. Sanft und vorsichtig streichelte ich ihr über das Fell. "Sieht so aus, als hättest du auch deinen Weg verloren. So wie ich.", seufzte ich und entdeckte dann ein Halsband, welches die Katze trug. "Minho.", las ich laut vor. "Nicht gerade der gewöhnlichste Name für eine Katze."
Auf einmal bekam ich wieder die Kopfschmerzen. Zischend biss ich die Zähne zusammen. Es war so, als wollte etwas in meinem Kopf meine Erinnerungen blockieren. Ich sah die Katze an und ihre Augen flackerten kurz orange wie Feuer. Mein Herz machte einen Satz. Habe ich mir das gerade nur eingebildet? Ich blinzelte schnell, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Das Tier sah wieder normal aus. So langsam glaube ich, dass ich noch etwas von meinem Ohnmachtfall übrig hatte. Langsam ließen meine Kopfschmerzen nach und ich konnte wieder klar sehen. Die Katze wand ihren Blick von mir ab und rollte sich auf dem Tisch zusammen.
Auf einmal hörte ich Schritte hinter mir. Ich drehte mich um und sah Minnie auf mich zukommen? "Felix, kann ich dich kurz sprechen? Es ist dringend.", sagte sie. Schon wieder? Das Misstrauen wuchs erneut. Doch wenn ich sie jetzt fragen würde, weckte ich wahrscheinlich den Verdacht, dass ich sie ausspionieren würde oder so. Also folgte ich ihr einfach wortlos.

"Setzt dich ruhig.", forderte Minnie mich auf und deutete auf einen Stuhl. Ich folgte ihrer Anweisung. Mein Magen zog sich vor Anspannung zusammen. Jeder Zentimeter meines Körpers war am zittern. Ich beobachtete Minnie dabei, wie sie sich eine schwarze Flüssigkeit in ihren Becher goss. "Kaffee?", fragte sie. Ich lehnte dankend ab. Wer weiß, was da alles drin sein konnte.
Minnie setzte sich auf ihren roten Sessel und schlug die Beine übereinander. "Verzeih mir, dass ich dich letztens so angegangen bin. Das war falsch von mir. Ich hoffe, du bist deswegen nicht sauer." Ich hab mir Mühe, ruhig zu atmen. Nicht, dass sie meine Angst bemerkte. "Schon okay. Worüber wolltest du mit mir sprechen? Du sagtest, es sei wichtig." "Stimmt. Ich möchte dir etwas zeigen und wissen, was dir dazu einfällt." Sie zog die Schublade an ihrem Schreibtisch auf und holte ein Bild heraus. Sie schob es mir zu.
Auf dem Bild waren ein Mädchen und drei Jungs abgebildet. Sie schienen Freunde zu sein. Doch ich konnte damit leider nichts anfangen. Es löste nicht einmal Kopfschmerzen bei mir aus. "Tut mir leid, aber ich kann damit nichts anfangen. Ich kenne diese Personen nicht." Minnie zog das Bild langsam an sich. In ihren Augen konnte ich Wut, doch ihre Mimik blieb überraschend kühl.
"Gut. Jetzt habe ich noch eine Frage an dich. Kennst du jemanden mit dem Namen Jeongin?" Auf einmal schoss eine verblasse Erinnerung wie ein Blitz durch meinen Kopf. Viel konnte ich nicht erkennen, doch so viel, dass mir klar wurde, dass mir klar wurde: Es musste etwas mit Minnie zu tun haben. Aber was? In welchem Zusammenhang standen die beiden? Ich verdrängte meine Fragen und antwortete: "Nein. Tut mir leid." "Na gut. Du kannst wieder an die Arbeit gehen."
Ich verabschiedete mich und verließ das Büro. Doch anstatt zu Hyunjin zu gehen, lehnte ich mich gegen die Wand neben der Tür und hoffte, dass sich erneut ein Gespräch mithören konnte. Vielleicht konnte dies meinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen.
Das Telefon klingelte. Wie erwartet. Hyunjin sagte mir, dass man dieses Gerät so nennt. "Ja? Hallo? Hey, Jeongin." Da war wieder dieser Name. Warum konnte ich mich nicht erinnern, wo ich ihn schon einmal gehört habe? Ich belauschte sie weiterhin. Sie sagte: "Vergiss es. Drohen bringt auch nichts. Felix erinnert sich nicht. Weder an deinen Bruder noch an dich."
Es machte den Anschein, als würde Minnie mehr über mich wissen, als ich mich erinnern kann. Aber wieso das ganze?
Ich belauschte sie weiter. Sie sagte: "Ich weiß nicht, was wir jetzt machen können. Ich sagte bereits, dass er ohne Erinnerungen unbrauchbar ist und es wird so auch keine Gefahr von Felix ausgehen. Ich bleibe dran. Bis bald."
Schnell und lautlos ging ich wieder zu Hyunjin. Er war gerade dabei, das Fell einer Katze zu bürsten. Sein Kopf hob sich. "Hey. Was wollte Minnie von dir?" "Erkläre ich dir, wenn sie nicht in der Nähe ist. Ich habe einen Verdacht und der wird dir nicht gefallen."

(Wörter: 1176)

Deadly Destiny {HyunLix}Where stories live. Discover now