Kapitel 3 🍀

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Mit brüllenden Kopfschmerzen wachte ich auf. Ich sah mich um. Ich war nicht mehr im Wohnzimmer von Hyunjin, sondern in seinem Zimmer. "Hey. Geht es dir wieder besser?", fragte auf einmal eine Stimme. Es war Hyunjin. Ich richtete mich auch und nahm das Glas Wasser und die Tablette entgegen, welche er mir reichte. "Ja. Dankeschön. Was ist passiert?" "Du bist ganz plötzlich ohnmächtig geworden. Ich habe dich in mein Zimmer gebracht, damit du dich jetzt etwas ausruhen kannst." "Vielen Dank.", murmelte ich, schob mir die Tablette zwischen die Zähne und spülte sie mit dem Wasser runter. Diese Schmerzen waren einfach nicht normal. Es fühlte sich so an, als würde jemand mit einem Hammer auf meinen Schädel einschlagen.
"Ruh dich aus, Felix. Ich mache dir schnell eine Kleinigkeit zu essen, damit du wieder zu Kräften kommst.", sagte Hyunjin und stand auf. "Willst du was bestimmtes?" "Nein. Ich esse das, was du isst." "Ist gut." Daraufhin ging Hyunjin aus dem Zimmer.
Seufzend schwang ich die Beine aus dem Bett und stand auf. Es fühlte sich so an, als würde ich auf Gummibeinen stehen. Doch ich konnte nicht die ganze Zeit sitzen.
So schlich ich mich in den Flur und sah um die Ecke durch die Küchentür. Hyunjin stand dort und kochte etwas mit Nudeln. Es roch wirklich köstlich. Um mich bemerkbar zu machen, klopfte ich gegen den Türrahmen.
"Hey. Was kochst du?", fragte ich. Hyunjin sah von dem Topf zu mir auf. "Spaghetti Bolognese." "Klingt lecker." Hyunjin rührte mit einem Kochlöffel die rote Soße um. Während ich ihm dabei zusah, dachte ich nach. Es fühlte sich so an, als hätte ich etwas wichtiges in meinem Leben verpasst. Oder es ist einfach meiner Erinnerung entflohen. Doch dieser Geruch der Bolognese war mir neu. So etwas habe ich noch nie gegessen.
"Felix, wie alt bist du eigentlich?", fragte Hyunjin dann. Ich antwortete: "Achtzehn. Und du?" "Auch achtzehn. Kannst du dich denn an deinen Geburtstag erinnern?" Ich sah nach unten auf meine Füße. "Nein. Bedauerlicherweise nicht. Tut mir leid." Doch Hyunjin war nicht wütend oder so. "Schon okay. Du musst dich doch nicht dafür entschuldigen. Ich bin mir sicher, dass es einen Grund für deine Amnesie geben muss." "Meinst du?" "Klar. So etwas kommt nicht einfach so." Einen Augenblick war es wieder still. Dann sagte Hyunjin: "Ich denke, es ist besser, wenn ich mit dir einmal zum Arzt gehe. Vielleicht kann der etwas bei dir feststellen." Ich blinzelte verwirrt. Hyunjin seufzte. "Du hast keine Ahnung, wovon ich rede, oder?" Kopfschüttelnd verneinte ich seine Frage. Hyunjin erklärte: "Ich werde dich zu jemandem bringen, der überprüft, ob du gesund bist. Keine Sorge, ich werde die ganze Zeit über bei dir bleiben." "Tut er mir weh?", fragte ich ängstlich. "Nein, Felix. Dir wird nichts schlimmes widerfahren." Versuchte Hyunjin gerade, mir sein Vertrauen aufzuzwingen? Egal, wie ich es drehte und wendete, er war einfach nicht normal. Jeder andere hätte mich einfach auf der Straße liegen gelassen, doch dieser Junge tat es nicht. Wieso nur? War es ihm wirklich so wichtig, mir zu helfen? Oder wollte er mich nur ausnutzen? Genauso gut könnte ich auch einfach abhauen, doch da war dieses komische Gefühl, als wäre ich bei ihm sicher. Ganz tief in mir drin schlummerte es. Und ich verstand es überhaupt nicht.
Ich setzte mich an einen Tisch, welcher in der Mitte der Küche stand. Hyunjin stellte Nudeln und Soße darauf. Man. Hatte ich einen Hunger.
"Hyunjin, du hast doch gesagt, dass du mit mir zu einem Arzt fahren willst.", murmelte ich. Er setzte sich ebenfalls hin. "Ja. Hab ich. Wieso fragst du?" "Was ist, wenn er nichts feststellen kann? Was soll ich dann machen?" "Wenn wir nichts feststellen, bleibe ich bei meiner Amnesia-Theorie. Etwas anderes würde in deinem Fall keinen Sinn ergeben. Oder hast du eine Idee, was mit dir los sein könnte?" Ich schmunzelte traurig. Es zog mich irgendwie total runter. Und das fühlte sich gar nicht gut an. So sehr wünschte ich mir, dass ich mich erinnern konnte. Doch es ging nicht. Und auch meine plötzliche Ohnmacht war ein Rätsel für mich.
Langsam schaufelte ich das Essen auf die Gabel und schob mir eine kleine Portion in den Mund. "Autsch!", rief ich schließlich und drückte meinen Finger auf meine Unterlippe. "Oh. Hast du dich verbrannt?", fragte Hyunjin besorgt. "Ja. Dabei ist das doch gar nicht so heiß .... oder?" "Eigentlich nicht." Hyunjin probierte von seinem Teller. Und, wie schon fast erwartet, geschah nichts. Warum reagierte nur ich so empfindlich darauf? Das war doch komisch.
Ich nahm nur ein wenig von dem Essen und pustete ganz lange darauf, damit es abkühlte. Der Dampf des Essens legte sich auf meinem Gesicht nieder und bildete eine Schicht aus Wasser. Es fühlte sich an, als hätte ich mich so schnell und viel bewegt, dass ich dadurch ins Schwitzen kam. Doch ich bewegte mich kein Stück. Ich saß einfach nur am Tisch und meine Haut reagierte einzig und allein auf den Wasserdampf. Ich streckte meine Hand über die Nudeln, doch schreckte nach fünf Sekunden wieder zurück. Es brannte bestialisch. "Sieht fast so aus, als müsste ich mit dir sogar noch zu einem Neurologen. Der wird kontollieren, was mit dir nicht stimmt.", murmelte Hyunjin und schob sich eine volle Gabel Nudeln in den Mund. Ich gab keinen Kommentar dazu ab. "Aber erst einmal gehen wir zum Arzt. Ich schaue, dass ich zeitig einen Termin für dich kriege." "Was ist, wenn dieser 'Arzt' fragt, ob ich mit dir verwandt bin?" "Dann sage ich einfach, dass du mein weit entfernter Cousin bist. Funktioniert immer." "Hast du so etwas schon einmal gemacht?" Der Junge kratzte die letzten Reste seines Essens auf dem Teller zusammen. "Ja. Musste vor ein paar Monaten einem Freund helfen und habe da so ungefähr das gleiche gesagt. Beamte und Ärzte sind manchmal so dämlich, dass sie dir sogar diese alte Lüge abkaufen." Hyunjin fing langsam an mich zu faszinieren. Er war ein totaler Sonnenschein und schien sich nichts daraus zu machen, dass ich einfach so bei ihm wohnte. Ich hätte sein Angebot auch ablehnen können, doch ich tat in diesem Moment nur das, was mein Verstand mir sagte. Es könnte vielleicht auch ein folgenschwerer Fehler gewesen sein. Oder die beste Entscheidung meines Lebens.

(Words: 1031)

Deadly Destiny {HyunLix}Where stories live. Discover now