Kapitel 5 🍀

142 7 0
                                    

Am nächsten Morgen wachte ich in Hyunjin's Bett auf. Die Sonne schien herein und die Vögel sangen draußen schon ihr Morgenlied. Aus der Küche roch es nach frischem Brot. Hat Hyunjin etwa gebacken? Ich schwang die Beine aus dem Bett und schlüpfte in die bequemen Hausschuhe.
Da riss Hyunjin meine, oder besser, seine Zimmertür auf. "Oh. Guten Morgen, Felix. Hast du gut geschlafen?", fragte er und lehnte sich gegen den Türrahmen. Ich musterte ihn kurz und antwortete: "Ja. Habe ich. Danke, dass du fragst. Hast du Brot gebacken? Es riecht gut." "Ja. Hin und wieder backe ich mir Brot selbst. Es ist sogar noch warm. Hast du Hunger?" Ich nickte eifrig. Ich erinnerte mich an diesen warmen Duft aus einer vergangenen Zeit, doch fand keinen Zusammenhang damit. Auch das war aus meiner Erinnerung verschwunden. Es fühlte sich jetzt mehr an wie ein Traum, den ich einst hatte.
Ich folgte Hyunjin nach draußen, doch dieser blieb auf einmal stehen. Er drehte sich zu mir und musterte mich. "Willst du dich nicht anziehen?" Ich sah an mir herunter. Ich stand nur in Unterhose vor ihm. Wie peinlich. "Ja. Ja, will ich. Hast du ... ein frisches Shirt für mich?" "Klar. Bedien' dich ruhig." Hyunjin deutete auf seinen Kleiderschrank. "Danke." Ich stand auf und öffnete die Schranktüren. Hyunjin hatte einen verdammt guten Modegeschmack. Insbesondere waren seine Klamotten zum Großteil schwarz und weiß. Ich entschied mich für ein simples weißes Oberteil, eine schwarze Hose und eine schwarze dünne Sweatjacke. Dann betrachtete ich mich im Spiegel. Irgendwie fühlte ich mich dazu verpflichtet, Hyunjin einen Gefallen zu tun. Er hat mich bei sich aufgenommen und mir sogar Klamotten von ihm geliehen. Ich musste ihm das alles irgendwie mit gleicher Münze zurückzahlen. Vielleicht nicht jetzt, aber irgendwann, wenn ich die Möglichkeit dazu bekomme.
Meine Nase führte mich in Hyunjin's kleine Küche. Er saß auf dem Boden und fütterte Kkami. Leise setzte ich mich an den Tisch und beobachtete die zwei. Es war zum Dahinschmelzen niedlich, wie sein Hund dankbar seine Finger ableckte. Ich griff nach der roten Porzellantasse vor mir und trank einen Schluck. Es war Kaffee mit einem leichten Hauch von Zimt. Dafür, dass Hyunjin mich kaum kannte, machte er sich sehr viel Mühe. Schließlich setzte er sich zu mir an den Tisch. "Wie lange hast du Kkami schon?", fragte ich, um eine Konversation anzufangen. Diese Stille war unerträglich. Hyunjin griff nach dem großen Messer und schnitt das frische Brot auf. "Drei Jahre. Ich habe sie aus dem Tierheim, wo ich arbeite. Sie sah so hilflos aus, da musste ich sie einfach mitnehmen." Ich hatte gerade so ein leichtes Deja Vu. "Du magst es anderen zu helfen, oder?" "Ja. Tu ich. Auch wenn es nur Tiere sind. Ich kann nicht einfach nur dastehen und zuschauen. Deswegen liebe ich meinen Job im Tierheim auch so. Ich habe den ganzen Tag mit Tieren zu tun kann ihnen ein neues Zuhause geben. Kkami nehme ich auch immer mit. Dir wird es sicher auch gefallen."
Ich hatte ein mulmiges Gefühl. Irgendwas sagte mir, dass ich mich auf etwas sehr Großes vorbereiten muss. Es war wahrscheinlich schon in der Stadt und suchte etwas. Ich fand nur nicht heraus, was es sein wird. "Hast du Kkami eigentlich sehr lieb?", fragte ich schließlich. Dafür hätte ich mich treten können. So eine Frage stellt man nicht. Doch Hyunjin schien nicht böse zu sein. Er lachte sogar. "Ja. Hab ich. Aber jetzt komm. Meine Schicht beginnt in einer halben Stunde. Und du willst an deinem ersten Probetag ja nicht zu spät kommen." In diesem Punkt hatte er Recht. "Weiß dein Boss, dass du mich mitnimmst?" Hyunjin zog seine Jacke an. "Nein. Aber sie wird nichts dagegen haben. Aktuell sind wir eh unterbesetzt, deswegen können wir jede helfende Hand gebrauchen."
Ich hatte dennoch ein ungutes Gefühl im Magen.

Schließlich waren wir im Tierheim angekommen. Von drinnen hörte man schon das Gebelle der Hunde. Auf der Wiese tollten ein paar Welpen mit einem Mädchen herum. Sie trug eine braune Lederjacke, eine schwarze Jeans und olivegrüne Boots, passend zu ihrem T-Shirt. Ihre kastanienbraunen Haare waren zu zwei Zöpfen geflochten.
"Wer ist dieses Mädchen?", fragte ich und deutete auf sie. Hyunjin sah in ihre Richtung. "Das ist meine Chefin. Ihr Name ist Minnie."
Das Mädchen stand vom Boden auf und sah zu uns rüber. Doch auf einmal durchfuhr ein stechender Schmerz meinen Kopf. Es war zwar nur von kurzer Dauer, aber sehr schmerzhaft. Kannte sie mich etwa und ich habe sie aus meiner Erinnerung verloren?
Hyunjin ging zu Minnie und umarmte sie. "Hey, Hyunjin. Du bist spät dran. Wie es aussieht hast du jemanden mitgebracht. Willst du ihn mir nicht vorstellen?" "Oh. Natürlich. Minnie. Das ist Felix. Er wohnt bei mir und braucht dringend einen Job." "Wie kam es dazu?" "Ich habe ihn vor ein paar neugierigen Passanten gerettet. Er sah aus, als würde er Hilfe brauchen. Also habe ich ihn mit zu mir genommen und jetzt braucht er einen Job. Du hast doch gesagt, dass du noch nach Aushilfen suchst." "Ja. Da hast du recht. Und du hast ja schon jemanden gefunden. Ich bin stolz auf dich, Kleiner. Wenn du so weiter machst, kannst du bald meinen Laden übernehmen." "War das ein Angebot?" Beide lachten. Es zauberte mir ein Lächeln auf die Lippen, dass Hyunjin sich so gut mit seiner Chefin verstand. Doch dieses Lächeln verschwand sofort wieder. Etwas weckte Misstrauen in mir. Sie machte auf mich einen ... na ja ... feurigen Eindruck. Als würde man sich die Finger verbrennen, wenn man nur ein Wort von ihr zu hören bekam. Gutaussehend aber brand-gefährlich. Sie sah mich an und ihre Augen .... färbten sich für einen kurzen Moment orange. Wer war sie? Eine Sterbliche konnte sie nicht sein.
"Na komm, Felix. Ich zeige dir schnell alles und dann kann Hyunjin dich einarbeiten.", sagte Minnie und ich folgte ihr in das Lager. Je länger ich mit ihr zu tun hatte, desto mehr warnte mich mein Verstand davor, ihr zu vertrauen. Sie könnte vielleicht gefährlich für mich werden.

Deadly Destiny {HyunLix}Where stories live. Discover now