Kapitel 7 🍀

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Ich habe die ganze Nacht nicht wirklich gut geschlafen. Ganz häufig wurde ich wach, hatte Durst oder wurde durch einen bösen Traum aus dem Schlaf gerissen.
Ich schälte mich aus meiner Bettdecke. Scheinbar hatte ich mich versehentlich dort eingewickelt, als ich mich wegen diesen bösen Träumen hin- und hergewelzt habe. Doch ich hatte mich so heftig drin eingewickelt, dass ich nicht richtig rauskam und aus dem Bett fiel. "Felix. Alles in Ordnung?", rief eine Stimme von unten. Hyunjin schien auch schon wach zu sein. "Ja. Alles gut.", rief ich zurück und rieb mir die Augen. "Sieht aus, als hättest du nicht wirklich gut geschlafen. Ist dir das Kissen zu hart oder so? Ich kann dir ein anderes geben." "Ach nein. Alles ist okay. Vielen Dank. Du musst dir nicht die Mühe machen." Ich schätzte Hyunjin's Hilfsbereit-schaft sehr, doch musste das wirklich sein? Er nahm so viel für mich auf sich und hat mir sogar einen Arbeitsplatz besorgt. Wie sollte ich ihm das je wieder zurückgeben? Ich hatte tatsächlich ein schlechtes Gewissen dabei.
Ich zog mir schnell frische Sachen an und putzte mir die Zähne mit einer frischen Zahnbürste von Hyunjin. Dann kämmte ich mir schnell die Haare. Ich war tatsächlich ein wenig nervös wegen der Arbeit. Als ich dann fertig war, sah ich auf die Uhr. Sieben Uhr zehn. Ich musste los.
Ich ging runter in die Küche, nahm mir einen Apfel aus dem Obstkorb und ging ganz schnell zur Arbeit. Ich bin den Weg zwar erst einmal abgelaufen, doch ich konnte mir den ganz gut merken. So weit war er nun auch nicht weg.
Doch dann bekam ich dieses unbehagliche Gefühl, als würde mich jemand verfolgen. Ich drehte mich um, doch sah niemanden. Nur eine braun getigerte Katze schaute mich an, zuckte kurz mit dem Schwanz und verschwand unter einer der Blechbüchsen auf Rädern. Vielleicht ist sie ja von zu Hause abgehauen, denn der Ort sah nicht so als, als würden hier Katzen frei rumlaufen. Die Straße mit den schnellen Blechbüchsen war viel zu gefährlich für ein so kleines Tier.
Diese Katze hatte kurz dafür gesorgt, dass ich dieses Verfolgungsgefühl verlor, doch jetzt, wo sie weg war, spürte ich es erneut. Irgendjemand war ganz in meiner Nähe.
Um diesen Verfolger vielleicht abschütteln zu können, trat ich mit Absicht in eine klebrige Masse auf dem Boden, damit ich sie von meinem Schuh kratzen konnte. Ich legte meinen Fuß auf meinem Knie ab, nahm ein Taschentuch aus meiner Jackentasche und entfernte den klebrigen Batzen. Dann stand ich wieder auf und stieß mit jemandem zusammen. "Oh. Verzeihung, Sir.", sagte die Person, sah mich dabei nicht an und lief einfach vorbei. Sie hatte eine Kapuze über dem Kopf und trug schwarze Schuhe. Und die Schuhe machten genau das Geräusch, welches ich gehört hatte. Auch dieses Gefühl blieb bestehen. Da drehte sich die Person zu mir um und auf einmal bekam ich stechende Kopfschmerzen, als hätte ich einen Mirgäneanfall. Ich biss die Zähne zusammen und unterdrückte einen Schmerzlaut. Es war unerträglich. Es wurde sogar so schlimm, dass ich auf der Stelle zusammenbrach.
Nach einigen Minuten ging es mir wieder besser. Ich stand vom Boden auf und sah mich um. Die Person war verschwunden. Was war das denn für ein merkürdiger Moment? Ich überprüfte meine Taschen, doch geklaut wurde nichts. Der Ersatzschlüssel zu Hyunjin's Wohnung war noch da. Und auch die Visitenkarte des Tierheimes, falls ich mich nicht mehr an die Adresse erinnere. Ich sah auf die große Kirchturmuhr. Scheiße! Diese kleine Zwischenfall hat mir jetzt kostebare Zeit geraubt. Jetzt musste ich mich sputen, damit ich mich noch rechtzeitig zur Arbeit komme.

Beim Betreten des Tierheimes erläutere eine kleine Glocke. Ich sah mich um. In Mina's Büro brannte schon Licht. Sie war auch schon da.
"Guten Morgen, Minnie!", rief ich. Es kam keine Antwort. Ich hing meine Jacke auf und warf einen Blick in ihr Büro. Sie saß an ihrem Schreibtisch und hatte komische weiße Fäden mit so merkwürdigen Kugeln in den Ohren. Daraus konnte ich Musik hören. Kein Wunder, dass sie mich nicht gehört hat. Ich klopfte an den Türrahmen und da schaute sie in meine Richtung. "Oh. Guten Morgen, Felix.", lächelte sie und zog die Fäden aus ihren Ohren. "Du bist etwas zu früh." Ich schaute verlegen auf die Uhr an der Wand. "Ja. Tut mir leid. Ich war etwas aufgeregt. Deswegen bin ich wohl etwas überdreht." "Schon gut. Besser du bist zu früh als zu spät." Sie legte die kleine eckige Büchse mit samt Faden in eine Schublade und stand von ihrem Schreibtisch auf. "Dann komm mit. Ich brauche nochmal deine Hilfe im Lager." Ich folgte ihr ins Lager. Doch wieder einmal hatte ich dieses unbehagliche Gefühl. Irgendetwas war hier im Busch. Mein Instinkt sagte mir, ich sollte ganz schnell Kehrt machen, doch ich konnte nicht. Minnie war meine Bald-Chefin und ich musste einen guten Eindruck machen, um diese Stelle hier zu behalten. Oder um überhaupt fest angenommen zu werden. Hyunjin nannte diesen Vorgang Probearbeiten.
Minnie schloss das Lager auf und trat ein. Ein Geruch von leicht fauligem Holz stieg mir in die Nase. Wir gingen an Regalen voller Futter und Pflege-utensilien vorbei.
Doch ganz plötzlich blieb Minnie stehen. Ich stoppte ebenfalls meinen Gang. "Was ist los?", fragte ich. Sie drehte sich zu mir um, sah mir fest in die Augen und sagte dann: "Ich frage dich das nur einmal. Also überlege dir genau, was du anwortest. Hast du mich verstanden?" Ich nickte zögernd. Jetzt jagte mir Mina Angst ein.
"Was machst du in einer Welt wie dieser?", fragte sie schließlich mit einem so tiefen Unterton in ihrer Stimme, dass ich tatsächlich Angst bekam.
"Ich ... ich weiß nicht, wie ich hier her gekommen bin. Wirklich. Das musst du mir glauben."
Minnie ging langsam auf mich zu. Jetzt bekam ich richtig Angst. "Ich glaube dir aber nicht. Also hör auf mich anzulügen und sag mir, was du hier suchst." Mein Herzschlag wurde schneller und ich fing an zu hyperventilieren. Sie glaubte mir tatsächlich nicht.
"Wenn ich rausfinde, dass du lügst, dann schneide ich dir die Kehle durch, bevor du überhaupt noch einmal Luft holen kannst. Verstanden?" "Ja. Verstanden." Daraufhin drehte sie sich um und stolzierte davon. Hyunjin's Chefin hat mir doch tatsächlich gedroht. Und das an meinem zweiten Arbeitstag. Wer war sie wirklich? Und woher kannte sie mich? Wenn sie mich nicht kennen würde, hätte sie mich nicht so etwas gefragt. Und der Unterton in ihrer Stimme verriet es mir ebenfalls. Doch ich kannte sie nicht. Ich erinnerte mich einfach nicht an sie. So sehr ich mich auch anstrengte. Erneut bekam ich wieder diese Kopfschmerzen, doch irgnorierte sie einfach.
Ich ging wieder zu den Tieren. Sie klefften und miauten mich an, als hätten sie mich vermisst. Den Katzen füllte ich Wasser nach und den Hunden gab ich etwas zu fressen. Damit war ich erst einmal beschäftigt. Und ich konnte meine Schmerzen ignorieren.
Nach einer viertel Stunde war ich mit allen Käfigtieren fertig. Am liebsten hätte ich sie alle aus den Boxen geholt und frei gelassen. Doch ich wusste, dass ich nicht konnte. Aber es brach mir einfach das Herz.
Um mich abzulenken, fegte ich den Raum und putzte die Gitterstäbe der Boxen. Doch ich war mit meinen Gedanken wieder ganz woanders. Sie waren bei Minnie's Drohung und schweiften dann zu Hyunjin hinüber. Irgendwie gab es mir ein sicheres Gefühl, wenn ich an Hyunjin dachte.
Doch schließlich hörte ich aus Minnie's Büro Gemurmel. Sie telefonierte schon wieder mit jemandem. Ich bekam zwar nur Gesprächsfetzen mit, doch diese reichten aus.
"Nein, konnte ich nicht. Er ist unbrauchbar. Seine Erinnerungen wurden wahrscheinlich gelöscht, als er hier gelandet ist. Wir können nur abwarten, was passiert, Jeongin. Gib mir einfach etwas mehr Zeit."
Jeongin. Irgendetwas klingelte da, doch ich fand keinen Zusammenhang. Ich war mir aber so sicher, dass ich diesen Namen schon mal irgendwo gehört habe.
Da ging die Ladentür auf. Hyunjin kam mit einer Tüte herein. Hat er Frühstück mitgebracht? Es roch lecker.
Es wäre wohl gut, wenn ich Hyunjin nach der Arbeit von Minnie's Drohung erzähle. Und von dem Gespräch, welches ich gerade mitgehört habe.
Doch bevor ich mit Hyunjin etwas aß, schrieb ich mir mit einem Stift den Namen von Minnie's Anrufer auf den Unterarm, damit ich ihn nicht vergaß. Nur für alle Fälle.
Denn je mehr ich darüber nachdachte, desto sicherer wurde ich mir, dass ich Minnie nicht vertrauen konnte.

(Wörter: 1390)

Deadly Destiny {HyunLix}Where stories live. Discover now