Kapitel 20

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Ich stehe vor einem Spiegel und sehe eine völlig andere Person. Vor 3 Wochen, als meine Mom noch lebte, als ich noch nicht wusste, dass ich eine Mundor war, sah ich noch ganz anders aus. Ich sah jünger aus. Nun sehe ich älter aus und meine Augen haben etwas leeres an sich.

Ich bin von oben bis unten schwarz angezogen.

Plötzlich macht sich ein leichtes Brennen an meinem linken Fußgelenk bemerkbar. Ich stöhne leicht auf. Das brennende Gefühl verstärkt sich bei jeder Sekunde. Aufeinmal wird es so unerträglich, dass ich aufschreie. Julius, Lissa und Claire kommen zu mir gerannt und sehen mich geschockt an. ,,Mia, was ist los?", fragt Julius. ,,Mein Fußgelenk.", stöhne ich leidend. Lissa und Julius tragen mich zu meinem Bett, Claire holt Traver. Ein leises Geräusch kommt aus meinem Mund:,,Ahrg..." Ich krempel meine Hose hoch und sehe eine rote Stelle an meinem Knöchel. Diese Stelle wird schon fast violett. Warum? ,,Was ist das?", frage ich mit gequetscher Stimme. Mir laufen Schweißperlen über meine Stirn. ,,Mia, was hast du jetzt schon wieder angestellt?", ruft ein aufgebrachter Traver. Er verstummt, als er mich leiden sieht. ,,Was ist los?", fragt er. ,,Etwas seltsames passiert mit Mias Fußgelenk. Es kam einfach so.", antwortet Lissa. ,,Nach Mias Lage zu urteilen, kann sie heute nicht mitkommen.", sagt Traver.

Ich will aber mitkommen. Auf jeden Fall. Entschlossen lüge ich: ,,Nein. Ich komme mit. Es tut auch garnicht mehr weh." Ich beiße mir auf die Lippe, um meinen Schmerz zu verbergen. Alle sehen mich verblüfft an, da sie etwas anderes erwartet hätten. ,,Okay. Aber sei bloß vorsichtig.", sagt Traver streng.

,,Los, los, los!", flüstert Julius als wir an einem kleinem Gebüsch angekommen sind. Leise schleicht sich die Hälfte von uns mit ihm mit. Die andere Hälfte bleibt mit Traver bei dem Gebüsch. Wir sind in einem Gebiet mit vielen Wohnhäusern, Wohnungen und Firmen. Es gibt viele schmale Gassen und Lücken zwischen diesen Häusern.

Eine Feuerleiter bietet uns den Weg nach oben. Wir alle klettern nacheinander hinauf und stehen schließlich auf dem Dach. Von dort aus müssen wir in die Schächte klettern. Sie sind sehr schmal, sodass Julius gerade noch hindurch passt. Meine zarte Figur schlüpft durch die Schächte. In allen Richtungen teilen wir uns in zweier Teams auf.

,,Mia, atme nicht so laut.", flüstert Julius. ,,Mach ich garnicht.", sage ich empört. Ich lüge. Ich weiß, dass ich laut atme, doch dies tue ich, da mein Fußgelenk noch immer schmerzt und ich mich darauf konzentrieren muss, nicht zu Kreischen vor Schmerzen. Das erfordert nun mal Anstrengung. Wir kriechen beengt durch die schmalen Schächte. Immer und immer näher kommen wir unserem Ziel.

,,STOP.", befiehlt mir Julius. ,,Ich muss jetzt das Gitter des Schachtes aufschrauben. Kannst du mir den Schaubenzieher geben, den du mit genommen hast?" ,,Ja. Bitte sehr.", antworte ich und übergebe ihm das Werkzeug. Er schraubt das Gitter zügig auf und springt hinaus. Ich komme hinterher.

,,Vorsichtig. Hier könnten Laser sein. Ich hole das Spray heraus." Er nimmt eine Spraydose aus seiner Jacke und sprüht es durch den ganzen Raum. ,,Keine Laser. Sehr dumm von den Wächtern." Ich nicke bloß. Vor uns stehen viele kleine Gefäße und Spritzen. Das Serum. Es ist in Mitten der ganzen Materialien.

,,Stecke dir so viel, wie möglich von dem Serum in deine Jackentasche und mach es schnell.", flüstert Julius hektisch. Ich greife mir ein paar und stopfe sie in meine Taschen. Dann nehme ich mir mehr, und mehr, und mehr.

,,Wir sind fertig. Ich mache dir gleich eine Räuberleiter und du kletterst dann wieder in den Schacht.", erklärt er mir. Er faltet seine Hände zu einer Stufe. Ich steige erst mit meinem rechten und dann mit meinem linken Fuß auf seine Hände. Mühsam ziehe ich mich mit voller Wucht in den Schacht. Als ich das mache, schürfe ich ungeschickt an einem scharfen Nagel entlang und lege mir eine Wunde an meinem Oberschenkel zu. Kurz verkneifen sich meine Augen und ich beiße meine Zähne zusammen. Aber dann drehe ich mich zu der Öffnung und sehe keinen spitzen Gegenstand. Keinen Nagel, keine Schraube, nichts. Keine Gefahr für Julius. Er streckt seine Hände aus und ich ziehe ihn mit viel mühe hoch. Es ist sehr schwierig und ich habe ihn beinahe fallen lassen, da er größer und schwerer als ich ist.

Wächter-gefangenOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz