Kapitel 8

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,,Es hat jemand zurück gerufen!", rüttelt Traver mich und Lissa wach. Luis steht auch mit bei uns im Raum. Er ist eher weniger begeistert. ,,Das ist toll! Gehört er jetzt zu uns?", fragt Lissa.

,,Ihr habt mich geweckt.", meint meine Mom mürrisch. Sie ist auch bei uns im Zimmer, aber schläft auf der Couch. ,,Tut uns Leid, Mom. Sollen wir frühstücken gehen?",meine ich. Ich bekomme von jedem nur eine Antwort, welche lautet: ,,Ja."

Als wir den Interessenten treffen, finden wir ihn sehr nett. Er lächelt viel, was ihn freundlich wirken lässt. Das gute ist, dass er viele Waffen zur verfügung hat, da er diese Tage zuvor von den Wächtern gestohlen hat.

Sein Name ist Julius. Er ist mir sehr sympatisch und ich ihm hoffendlich auch. Wir sind jetzt schon so eine Art Freunde, aber es wird auch ab und zu seltsam zwischen uns, wenn Traver nicht da ist.

Ich weiß immer noch nicht ganz, was das zwischen mir und Traver ist, aber er glaubt, dass wir noch ein Paar sind. Ich bin mir da nicht mehr so sicher.

,,Sollen wir heute wieder in die Stadt gehen und alles beobachten?", frage ich. Traver sieht mich leicht verwundert an und meint nur: ,,Bleibt uns denn etwas anderes übrig?" Damit ist meine Frage beantwortet.

Als wir alle aufgegessen haben, gehen wir wie geplant wieder in die Stadt und treffen uns mit Julius. Sein lachen bringt einem ein warmes Gefühl in der Brust. Oder geht nur mir das so?

Traver, Julius, Lissa und ich gehen in ein Geschäft während meine Mom und Luis davor auf uns warten. Lissa zieht Traver irgendwo mit hin und sagt mir, dass er gleich eine Verwandlung durchleben würde. Das kann ja noch etwas werden.

,,Mia! Schau mal!", lacht er mich an. Er hat seine ziemlich kurzen Haare nach hinten gekämmt und sich eine Mütze aufgesetzt. Auf der Mütze steht ♥I'm a Barbie girl♥. Ich lache laut los. Er kommt auf mich zu und setzt mir die Mütze auf. Es wird wieder seltsam. Er schaut mich an. Ich flüster leise: ,,Ich bin keine Barbie." ,,Ja, genau. Denn jeder ist besser als wine Barbie.", antwortet er mir leise. Er sagt es so leise, dass man es fast nicht hörte. Das macht er anscheinend mit Absicht. Er kommt mir immer näher. Ich weiß nicht, ob ich es angenehm oder unangenehm finde. Sein Kragen rutscht ein wenig herunter und man sieht sein linkes Schlüsselbein. Nicht sein rechtes. Ich will es sehen. Warum ich sein rechtes Schlüsselbein sehen will? Ich habe ein leichtes Misstrauen. Immerhin könnte jeder ein Wächter sein. Das einzige, was uns von ihnen unterscheidet, ist das Zeichen, welches sie haben. Und ich werde das Gefühl nicht los, dass Julius ein Wächter ist.

Er zieht sein Kragen wieder hoch, als ob es um sein Leben ginge. Ich ziehe seinen Kopf zu mir runter in der Hoffnung, dass ich sein rechtes Schlüsselbein sehen würde. Als dies nicht zutrifft, ziehe ich ihm sein Kragen etwas herunter.

Ich sehe einen Stern. Er ist ein Wächter. Wieso hat er es nicht erwähnt? ,,Julius. Du bist ein Verräter.", flüstere ich voller Zorn. Ich habe Zorn auf alle Wächter, nur auf Lissa nicht. Sie ist keiner mehr.

Ich schaue ihm in sein Gesicht. Er erinnert mich an etwas. Und plötzlich fällt mir es wieder ein.

,,Lasst mich los!", schreie ich während mir eine Träne kommt. ,,Lasst mich los! Oder wollt ihr mich so umbringen wie sie? Warum tut ihr das?" ,,Wir wollen dich nicht umbringen. Wir tun das nur zu eurem Schutz.", antwortet mir ein Wächter, der wie alle anderen einen Helm zum Schutz trägt. ,,Verarscht mich nicht. Ihr seid Mörder. Eiskalte Mörder." Als ich das sage, nimmt er seinen Helm ab. Es ist Julius. Er schaut mir in die Augen und sagt ohne Reue: ,,Deine Freundin Luna wollte sterben. Sie sagte mir, sie wolle lieber sterben als weiterhin gefangen zu sein." ,,Woher kennst du sie?" Eigentlich eine dumme Frage. Er ist ein Wächter er hat übernatürliche Sinne. Er kann Gedanken lesen und in die Vergangenheit oder Zukunft schauen. Plötzlich gibt er mir eine Spritze mir wurde schlagartig schwarz vor Augen.

Diese Erinnerung lässt mich zittern. Julius hat mich in ein künstliches Koma versetzt und Luna umgebracht. Ich ohrfeige ihn. Das hat er verdient. Ich gehe aus dem Geschäft und renne geradewegs auf meine Mom zu. Besorgt umarmt sie mich und fragt: ,,Schatz, was ist los?" ,,Julius war es." ,,Was war er?", fragt sie. ,,Er hat mich an der Mauer in ein künstliches Koma versetzt. Er hat Luna umgebracht. Er ist ein Wächter." Weinend halte ich meine Mom in meinen Armen.

Julius folgt mir aus dem Geschäft und ruft: ,,Mia. Es tut mir Leid. Ich wollte es dir sagen. Aber es ging nicht. Ich wollte dich nicht verletzen. Es tut mir Leid." ,,Julius. Du-",sage ich und werde von meiner Mom unterbrochen. ,,Solltest jetzt besser gehen." Dies lässt er sich nicht zweimal sagen. Er ist ein mieser Verräter. Für beide Seiten. Für die Wächter und uns. Ich will ihn nicht mehr sehen. Traver und Lissa kommen lachend aus dem Geschäft. Als sie mich dann aber sehen, setzen sie einen besorgten Blick auf, fragen mich aber nichts. Wir sind einfach ruhig und nach einer Zeit fühle ich mich bestimmt wieder besser und erzählte den anderen, was passiert ist.

Wir harken das Thema Julius ab und beobachten weiterhin die Wächter. Traver nimmt mich mit an die Hand und wir gehen ein bisschen abseits von den anderen. Wir reden einfach bis ich irgendwan frage: ,,Traver. Was ist eigentlich zwischen uns?" ,,Ich weiß es nicht Mia. Es ist kompliziert. Immerhin hattest du ziemlich große Gefühle für Julius dafür, dass wir ihn erst kurz kannten."Er lässt meine Hand los und ich schaue ihn fragend an:,,Gefühle? Wie meinst du das? Wir waren nicht einmal richtige Freunde. Das wusste er ebenso sehr wie ich." ,,Mia, nur weil man es weiß, heißt es nicht, dass man es auch so will." Jetzt schaut er mich fragend an. ,,Traver, woher willst du wissen, was ich für Julius fühle?", frage ich und füge noch so leise, dass er es nicht hört, hinzu: ,,Ich wusste es doch selber nicht einmal." ,,Eure Blicke. Sie waren so eindeutig. Es war so wie bei uns, bevor du es vergessen hast." Ich sehe Traver mitleidig an, da er sein Gesicht verzieht und eine traurige Miene aufsetzt. ,,Mia, ich hoffe du weißt, egal was passiert, egal ob du es vergisst oder nicht erwiedern kannst, ich werde dich immer aufrichtig und bedingunslos lieben, Mia. Hast du gehört? Ich werde dich immer lieben." Jetzt weine ich auch. Toll gemacht. Danke, Traver. Denke ich mir.

Ich bin nicht nah am Wasser gebaut, aber ich kann einfach nicht anders. Mein Leben ist einfach das letzte und das macht es nicht besser. Ich muss ihm jetzt sagen, dass ich ihn nicht liebe.

Stattdessen komme ich ganz nah an ihn schließe meine Augen und gehe noch ein Stückchen näher an ihn. Immer und immer näher. Ich spüre, wie mein Herz rast. Als sich unsere Lippen berühren steht mein Herz für einen Moment still. Er hat sehr weiche Lippen. Diese perfekten Lippen küssen mich. Ich hasse mich dafür. Jetzt habe ich ihm auch noch Hoffnungen gemacht. Aber er küsst so gut. Nur leider kann ich seine Liebe nicht erwiedern. Warum ich ihn trotzdem küsse? Ich weiß es nicht. Ich durchlebe gerade ein Gefühlschaos. Liebe ich ihn oder liebe ich ihn nicht?

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