Kapitel 5: Tankstelle

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Tankstelle

"Du willst zu einer Tankstelle? Und du meinst da wäre es sicherer?" keifte mich Michael an und verschränkte seine Arme. "Wenn sie meint, dass es sicher ist. Ich vertraue ihr." sagte Marilyn. Ricky nickte zustimmend. 

"Sie hat mich schon mal gerettet." "Eigentlich habe ich dich nicht wirklich gerettet. Ich hab dich nur aufgenommen und mitgenommen." antwortete ich, doch ein Lächeln flog mir über die Lippen. Sie lächelte ebenfalls und kuschelte sich an Ricky. 

Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir an der scheinbar verlassenen Tankstelle an. Sie stand mitten im Nirgendwo. Hier tankte so gut wie niemand außer er hatte es wirklich nötig. Ich parkte auf einem der Parkplätze und stieg aus. Mit gezückter Waffe. Tom parkte ebenfalls und stieg aus. "Brillianter Einfall darauf wäre selbst ich nicht gekommen." 
Ich legte meine Finger an die Lippen und zischte. Vorsichtig schaute ich durch eines der Fenster. Es schien sicher zu sein. Ich winkte die anderen zu mir um ihn zu zeigen, dass sie mir folgen sollten. Tom und Michael, die eine Waffe hatten gingen mit mir zusammen durch die Tür der Tankstelle und arbeiteten uns in dem kleinen Laden vor. 
Es gab reichlich Essbares hier, doch dafür war erstmal keine Zeit wir mussten erstmal schauen, dass alles Sicher war. Die anderen folgten mir. Sie schauten sich ein wenig um. Wir checkten erstmal alles im Vorderen Bereich ab. Es schien sicher. Wir ließen unsere Waffen sinken. 
Ich schaute mir eines der Regale an und entdeckte Fernsehzeitschriften von vor einer Woche. Ich nahm sie aus dem Regal und zeigte sie Tom und lachte: "Die gilt ja wohl nicht mehr. Schade... Ich hatte mich so auf...." Plötzlich ertönte ein gellender Schrei. 
Sofort stürzten wir in Richtung Hinterzimmer, wo eines dieser Menschenfresser tot auf dem Bett gelegen hatte und jetzt über Lisa gebeugt war. Ich zog mein Messer und stach ihm in den Kopf sofort sackte er zusammen. Ich hob ihn hoch und zog ihn von Lisa weg. Dann, das Schlimme. 
Lisa fehlte ein großes Stück ihrer Schulter. Sie wurde gebissen. Sie heulte und versuchte sich die Wunde zuzuhalten. 
Michael stürzte sich auf sie zu und stieß mich beiseite. Er streichelte ihre Wangen, küsste sie, versuchte sie zu beruhigen. Doch sie heulte immer lauter. Ich hockte da Blut an den Händen, mit einem Messer in der Hand. 
Es war zu spät. Lisa würde sterben. "Bitte helft mir doch." jammerte Michael und legte seinen Kopf auf Lisas Schulter. Tom schüttelte mit dem Kopf und ging aus dem Hinterzimmer. Mary folgte ihm. "Bitte wenigstens du. Bitte Melina." Er flehte und hielt mich an meinem Hosenbein fest. Doch ich riss mich los und ging aus dem Raum raus. Es gab nichts mehr was man tun konnte. Ich wusste was passiert wenn man gebissen wurde. Man verwandelt sich, stirbt. Wird zu einem dieser Menschenfresser. Das heulen von Lisa verstummte. 
Sie war tot. Michael schrie auf stieß mit der Faust gegen die Wand, hämmerte auf sie ein. Doch es half nichts. 
Wir hatten uns dazu entschieden alles Essbare zusammen zu suchen und auf einen Haufen zu legen. Wir besorgten uns große Holzplanken aus einem Schuppen neben der Tankstelle und versperrten die großen Glasfenster der Tankstelle. Selbst nach einer Stunde noch fanden wir Michael heulend über Lisa an sie geklammert. 
Wieso verwandelt sie sich nicht? Meine Mutter verwandelte sich innerhalb von einer halben Stunde nun war schon eine ganze Stunde vergangen. Ich stellte mich Sicherheitshalber an die Tür und hatte die Pistole gezückt. Es verging eine Stunde nach der anderen, wieso passierte nichts? Doch dann als ich schon vorhatte weg von der Tür zu gehen, bewegte sich Lisa plötzlich wieder. Sie packte Michael, der voller Hoffnung in ihr Gesicht lächelte. Doch ich schoss, in ihren Kopf. Sie sackte wieder zusammen. Michaels Lächeln verblasste und verwandelte sich in Zorn. 
Er erhob sich und versuchte mich zu packen. Ich stieß ihn aber von mir weg. "Du hast sie umgebracht! Du mieses kleines kaltherziges Monster! Hau ab! Ich will dich nie wieder sehen!" 
Ich wich von der Tür. Er ließ sich wieder fallen und umklammerte Lisa. Als ich aus dem Hinterzimmer kam, kam Marilyn besorgt angeeilt und tätschelte mir leicht den Rücken. "Es war nicht deine Schuld. Du hast alles richtig gemacht." 
Ich wusste, dass ich nicht daran schuld war. Doch irgendwie. Die Stimmung war dennoch bedrückt. Wir hatten den ersten von uns verloren. Und es konnten jeder Zeit mehr werden. Mary oder Marilyn. Ricky oder Tom. Michael oder Ich. Jeder konnte sterben. 
Ich sackte an einer Wand zusammen und zückte mein Tagebuch. In der Zwischenzeit stellten Tom und Marilyn eines der Regale vor die Tür. Ich klappte das Tagebuch auf und begann zu schreiben: "Wir haben jemanden verloren. Es war Lisa. Sie ist gestorben an einer Tankstelle. An der Tankstelle, wo wir uns befinden. Hier ist viel Essen. Lisas Tod war meine Schuld. Ich hab sie hierher geführt... Ich hatte die "brilliante" Idee. Es ist alles meine Schuld..." Ich setzte den Stift ab. Tränen tropften auf das kleine Buch. Es war meine Schuld ganz allein meine Schuld. 
Die anderen hatten eine Küche im Nebenzimmer entdeckt und bereiteten das Abendessen vor. Ich saß alleine da und vergrub meinen Kopf zwischen meinen Beinen. 
Michael hasste mich, Tom auch. Wahrscheinlich die anderen auch. Meinen Vater sah ich nicht wieder. Ich konnte mich eigentlich gleich umbringen. Es war egal ob ich früher oder später sterben würde. Irgendwann würde ich es. 
Ein paar dumpfe Schritte ließen mich nach oben blicken. Es war Mary. Sie ließ sich neben mir nieder und begann zu sprechen: "Melina ich muss die was unglaublich wichtiges sagen. Ich glaub ich weiß warum die Herde an Menschenfressern vorhin ankam und uns verfolgte. Es war der Lärm. Er zieht sie an, glaube ich. Selbst der Schuss einer Pistole." Ich schaute sie an. 
Es klang logisch. Es war logisch. Es war kein einziger Menschenfresser da gewesen bis Marys Vater angefangen hatte zu schreien und die Alarmanlage ertönte. Sie hören uns. 
"Mary. Das ist ein sehr, sehr guter Gedanke den du da hattest. Teil ihn den anderen gleich mit. Ich komm später zum Essen." Sie nickte stumm und erhob sich. 
Später dann, beim Abendessen, begann sie zu erzählen. Als sie fertig war trat Stille ein. Ich nutze die Gelegenheit und brach sie. 
Michael war nicht zum Abendessen gekommen. 
"Ich finde wir sollten Lisa hier raus schaffen." "Wie du meinst.. einfach rauswerfen?" Mary schaute ungläubig. "Nein das meine ich nicht. Ich würde sie vergraben." "Gute Idee." warf Tom ein und ergänzte: "Leichen beginnen das stinken. Wir alle könnten an dem Gestank sterben." Ich nickte. "Okay wer bringt es ihm bei?" fragte Marilyn und schaute erwartungsvoll in die Runde. Alle blickten zu Boden. 
Keiner schaute mich an. 
"Ich machs." sagte Tom und ergänzte wieder: "Ich vergrab sie auch, im Schuppen war eine Schaufel." Alle nickten. "Gut dann wäre das ja geklärt." sagte Tom und erhob sich in Richtung Hinterzimmer. 
Wieder ein langes Schweigen. Auf einmal völlig unerwartet brach Ricky das Schweigen: "SO gut hab ich schon lange nicht mehr gegessen!" Alle fingen an zu lachen. Marilyn streichelte Ricky über den Kopf. "Was denn?" fragte Ricky mit großen Augen und aß weiter von seinem Teller.

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