Kapitel 27: All diese Gefühle

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Ein Geräusch weckte mich.
Langsam und totmüde schlug ich die Augen auf und sah Luke am Fenster stehen.
Was er wohl dachte?

Ich jedenfalls hatte quasi nichts geschlafen und ich wollte endlich wissen was hier los war. Wieso er mich beschützen musste. Warum meine Eltern tot waren und wieso ich überhaupt hier war.

„Oh du bist wach.", bemerkte Luke als er kurz zum Bett rübergesehen hatte.
Ich lächelte und stand aus dem schrecklichen Krankenhausbett auf.
Langsam schlich ich zu ihm rüber und stellte mich eben so wie Luke vor das Fenster und schaute raus.
Immernoch war die Stadt wie leer gefegt.
„Wie viel Uhr ist es?"
Ich hörte Luke nur lachen.
„Das interessiert nun wirklich niemanden mehr. Genauso wenig interessiert es niemanden welches Datum wir heute haben. Es ist irrelevant. Das einzige was zählt ist, dass wir leben."
Geschockt sah ich ihn an.
Wieder lächelte er:
„Sagen wir es so: Ich hab aufgehört die Tage und Stunden zu zählen und seit ich meine Uhr verloren hab, hab ich sowieso jegliches Zeitgefühl verloren."
„Aber es gibt doch quasi überall Uhren, Kalender oder sonstiges! Und irgendjemand wird es doch wissen?", fragte ich unsicher.
„Das ist süß.", lachte er auf, „Ich glaube ich sollte dir mal was erklären..."
Langsam und gemütlich schlenderte er zum Krankenhausbett rüber, setzte sich hin und schnappte sich das Tagebuch.
„Folgendes..."
Ich stand immernoch unsicher am Fenster und traute mich nicht zu ihm hinzugehen.
„Komm schon her, sonst weißt du nicht von was ich spreche."
Mit vorsichtigen Schritten näherte ich mich ihm und ließ mich schließlich neben ihm aufs Bett fallen.

„Also ums kurz und knapp zu sagen: Die Welt ist von Wesen befallen, welche du..", er blätterte kurz im Tagebuch, „Beißer nennst."
„Wie befallen?", fragend schaute ich ihn an.
„Warte doch...", er blätterte erneut.
„Also, du schreibst du bist von Anfang an mit einer Gruppe unterwegs gewesen, welche..."
Ein erneutes Blättern.
„...Sich immer mehr aufgelöst hat. Zum Schluss warst du ganz alleine."
Geschockt sah ich ihn an.
„Warum war ich nicht einfach Zuhause?"
„WARTE DOCH.", sagte er genervt und blätterte vor.
„Deine Mutter wurde von einem dieser Beißer gebissen, sie hat sich verwandelt und du bist panisch geflüchtet. Dein Vater ist in einem Kaufhaus gestorben, als ihr Plündern wart."
Mein Hals schnürte sich zu. Meine Eltern waren also wirklich tot. Das konnte ich nicht glauben und wollte ich nicht glauben...
„Und nun nochmal zu etwas anderem: Diese Beißer sind gefährlich. Du musst lernen wie du dich gegen sie verteidigst. Du kannst froh sein, dass ich dich gefunden habe. Sonst wärst du jetzt eventuell schon tot.." Eine kurze Pause.
„Sie beißen, wenn sie können nehmen sie sich was sie kriegen können, um das mal schön auszudrücken. Wenn sie dich beißen bist du innerhalb weniger Stunden tot. Das Gift, welches sich in deinem Körper ausbreitet, zerstört dich komplett."

Seine Worte lösten in mir eine Unruhe aus, welche ich nicht beschreiben konnte.
Es war alles so viel und seine Worte machten mir Angst.
Dieses Wesen, beziehungsweise dieser Beißer, wessen Kopf in meinem Zimmer gelegen hatte, hätte mich....

Nervös sprang ich auf und lief auf und ab.
„Beruhig dich. Wenn du weißt wie du dich verteidigst, ist es möglich durchs Leben zu kommen."
Kurz vorm heulen, sagte ich mit schriller Stimme: „Und wie? Wie verteidige ich mich?"
Nun setzte er eine ernste Miene auf.
„Du musst sie töten. Ein Schuss, Stich, irgendwas um ihr Gehirn zu zerstören."
Angewidert schaute ich aus dem Fenster.
„Ich kann das nicht.", sagte ich mit zittriger Stimme.
Ich spürte wie Luke aufstand und zu mir ging.
Er legte behutsam eine Hand auf meine Schulter.
„Du musst es können. Das ist deine einzige Chance."
Nun drehte ich mich mit dem Gesicht zu ihm.
Er sah, dass ich Tränen in den Augen hatte.

Und im Moment, der Wut, Trauer, Angst, Verwirrung, all diese Gefühle, neigte er sich vor, legte seine Hand an meine Wange und küsste mich sanft.
Ich schloss die Augen und spürte eine Wärme in einem Körper, sie durchströmte mich. Ich fühlte mich seit langem nicht mehr allein.
Als er langsam wieder seinen Kopf hob, fiel ich ihm in die Arme.
Ich fühlte mich schrecklich. Ich hatte unheimliche Angst.
„Beruhig dich.", flüsterte er leise in mein Ohr und hielt mich fest.
Ich nickte und klammerte mich fester an ihn.

Auch wenn ich es nicht zugeben wollte, ich hatte immernoch Angst.
Klar wie auch sonst, wenn man erfährt, dass die gesamte Welt von Wesen besetzt ist, welche das Ziel haben die Menschheit auszulöschen.
Nachdem unserer Unterhaltung schwiegen wir den Rest des Tages.
Ich glaube er wusste, dass ich Ruhe brauchte.
Nun wusste ich auch warum Vorräte im Schrank lagen und warum der Fernseher nicht mehr ging, warum niemand in der Stadt war und dass die alte Dame auf dem Weg zum Bäcker keine alte Dame war, sondern eines dieser Monster.

Obwohl es irgendwie nicht ganz sinnvoll war, schrieb ich weiter ins Tagebuch.
Ich wusste nichts mehr und ich glaube das merkte man an Hand meiner Tagebuch Einträge auch.
Um ein besseres Verständnis für meine Person zu bekommen, las ich genau nach was passiert war.
Und erfuhr, dass mir 2 Menschen ganz besonders am Herzen lagen, Chloé und Toby, das traurige ist, ich konnte mich an keinen der beiden erinnern. Ich wusste nur eines: Chloé war tot und Toby verschwunden.
Außerdem schien ich Toby zu lieben, doch ich spürte dieses Gefühl nicht.
Für keinen dieser Menschen in dem Tagebuch empfand ich irgendetwas.
Außer natürlich meine Eltern.

Aber das war im Moment sowieso egal, die einzige Person, die ich momentan hatte, war Luke.
Nachdem, was in diesem Tagebuch stand, wäre ich tatsächlich wahrscheinlich schon längst tot, wenn mich Luke nicht gefunden hätte.

Mir machte der Gedanke Angst, raus aus diesem Zimmer zu gehen und Monster zu töten.
Doch, Luke hatte mich schon gewarnt, irgendwann mussten wir es.
Unserer Vorräte wurden knapp und so sicher, war das Krankenhaus auch wieder nicht.
Luke wich mir keinen Tag von der Seite, obwohl er so Vorräte hätte sammeln können.
Er meinte wir gehen, wenn ich mich bereit dazu fühlte.
Aber würde ich mich überhaupt irgendwann dazu bereit fühlen?

Doch um mir diese Frage zu stellen blieb keine Zeit..

Es war Nachts als mich plötzlich ein Schrei weckte.
Geschockt wachte ich auf und sprang aus dem Bett auf.
Ich suchte mit panischen Blicken nach Luke doch fand ihn nicht.
„LUKE?!", schrie ich ängstlich.
Ich schnappte mir ein Messer, aus unserem Vorratsschrank und schlitterte mit eiligen Schritten zur Tür.
Ich musste mich jetzt dazu bereit fühlen. Der Zeitpunkt war gekommen.
Ich streckte vorsichtig meinen Kopf aus der Tür um nach Luke zu suchen.
Nun entdeckte ich Blutspuren am Boden und den Wänden und ein paar Beißer, gott sei dank tot.
Um nicht Kotzen zu müssen, drehte ich mich weg und rannte nach links, wo die Blutspuren am frischesten waren. Ich begann zu keuchen doch mir schoss gerade nur ein Gedanke durch den Kopf.
Ich musste Luke finden.

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Sorry, dass solange nichts kam! :C

Dieser Formatierungsfehler.. den hatte ich beim letzten Kapitel auch schon, gnarf. Großes Sorry dafür! :C

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EDIT: Ich habs hinbekommen :D Jay! MyFF sei Dank :P

Dead DiaryWhere stories live. Discover now