✧ 19 ✧

97 13 7
                                    

Jaemin:

Erschöpft und außer Atem stütze ich mich gegen unsere Haustür ab und krame meinen Schlüssel aus der Tasche.

Meine gewohnte Joggingrunde hat gut getan, vor allem nach dieser anstrengenden Nacht, in der ich fast kein Auge zutun konnte. Erst habe ich noch stundenlang im Bad gesessen, bevor ich mich irgendwann in mein Bett legte, um dort statt zu schlafen nur weiter an die Decke zu starren. Als ich nach stundenlangem Nachdenken immernoch nicht einschlafen konnte, bin ich irgendwann in Jisungs Zimmer gegangen.

Vor lauter Müdigkeit habe ich unseren Besuch komplett vergessen und mich entsprechend erschreckt, als ich meinen besten Freund nicht in seinem Bett finden konnte. Erst nachdem ich kurz ins Wohnzimmer gegangen bin und mich versicherte, dass die beiden immernoch auf dem Sofa lagen und schliefen, bin ich zumindest soweit beruhigt gewesen, dass mein bester Freund nicht entführt wurde.

Beim Einschlafen hat mir das trotzdem nicht geholfen, und so bin ich mitten in der Nacht in Jisungs Zimmer umgezogen. Das vertraute Bett und der angenehme Geruch von meinem besten Freund haben gewirkt wie Schlaftabletten, und so bin ich endlich eingeschlafen.

Von den zahlreichen Malen, die ich in der Nacht aufgeschreckt bin und mich erschreckt habe, dass ich in einem leeren Bett lag, will ich gar nicht erst anfangen, aber wenigstens habe ich ein bisschen Schlaf bekommen.

Erst der morgendliche Anblick meines immernoch ruhig und friedlich schlafenden besten Freundes auf dem Sofa hat die nächtliche Anspannung von meinem Körper nehmen können, und das Joggen danach hat auch meinen Kopf ein wenig befreit.

Erschöpft aber unheimlich zufrieden betrete ich unser Haus und schleiche sofort die Treppe hoch ins Bad. Aus der Küche höre ich leise Geräusche. Jisung und sein neuer Freund sind offensichtlich mittlerweile aufgewacht.

Ich kann mir bildlich Jisungs Reaktion ausmalen, wenn er von meiner morgendlichen Joggingrunde erfahren würde, deshalb hoffe ich, dass er noch nicht mitbekommen hat, dass ich weg war. Der Arzt hat mir immerhin strenge Ruhe verschrieben und Jisung ist extrem streng, wenn es um meine Gesundheit und mein Wohlbefinden geht. Das fühlt sich manchmal fast so an, als sei er der Ältere von uns beiden.

Mir ist eigentlich auch bewusst gewesen, dass Joggen vielleicht nicht das Beste für die aktuelle Situation meines Körpers ist, aber ich habe es Zuhause nicht mehr ausgehalten.

Ich brauchte Bewegung, um mich abzulenken.
Von meinen Gedanken.
Meinem Kopf.

Im Bad angekommen kämpfe ich mich müde aus meinen verschwitzten Klamotten und betrete unsere große Regendusche.
Ich seufze leise, als das angenehm lauwarme Wasser auf meine nackte Haut trifft und über meinen Körper läuft. Verträumt schließe ich die Augen und genieße die Nässe auf meiner Haut, die Wärme, die mich umgibt und einhüllt, wie eine kuschelige Decke.

Für ein paar Augenblicke stehe ich einfach nur da und genieße das wohlige Gefühl der Wassertropfen auf mir, bevor ich nach meinem Shampoo greife und meine Haare einschäume.

Ein paar Minuten später stehe ich in Boxershorts und einem oversized T-Shirt vor meinem Spiegel und habe gerade angefangen, meine Haare zu föhnen, als es an der Tür klopft.

"Nana?", höre ich Jisungs leise Stimme von draußen und im nächsten Moment steckt er schon seinen Kopf in den Raum. Ich schalte den Föhn aus und fahre mir durch meine immernoch ziemlich feuchten Haare, ehe ich mich zu ihm umdrehe und meinen besten Freund breit anlächele.

"Guten Morgen Jisungie.", begrüße ich ihn und laufe die letzten paar Schritte auf ihn zu, um ihn zu umarmen. Mein Freund erwidert die Umarmung, löst sich dann und lächelt mich kurz an, bevor sein Gesicht ernster wird.

"Wo warst du eben? Ich wollte dich wecken, aber du warst gar nicht in deinem Zimmer. In meinem auch nicht, deshalb...?" Ja, es kommt häufiger vor, dass ich bei Jisung übernachte, deshalb ist es auch nicht groß verwunderlich, dass Jisung sein eigenes Zimmer ebenfalls erwähnt.

"Ich war nur spazieren. Den Kopf ein bisschen frei kriegen und so...", antworte ich ihm und lächele wieder leicht. Jisungs Blick wird auf diese Aussage hin allerdings nicht weniger besorgter. Kurzerhand greift er nach dem Föhn, den ich immer noch festhalte und setzt mich auf den Rand unserer Badewanne, bevor er das Gerät wieder einschaltet und sanft beginnt, meine Haare zu föhnen.
Dabei streicht er immer wieder mit seinen Fingern durch einzelne Haarsträhnen und krault mich leicht am Kopf, weshalb ich zufrieden die Augen schließe, um die sanften Berührungen meines besten Freundes zu genießen.

"Konntest du schlafen Nana?", erkundigt er sich irgendwann leise, und ich muss nicht in sein Gesicht schauen, um den traurigen Blick von ihm vor Augen zu haben.

Sofort schnürt sich mein Hals zu, und unfähig etwas zu sagen schlucke ich nur und nicke dann leicht.

Jisung antwortet nicht, sondern streichelt nur weiter über meine mittlerweile trockenen Haare, bevor er den Föhn ausstellt, zur Seite legt und mich im nächsten Moment in eine enge Umarmung zieht.

"Tut mir leid, dass ich gestern nicht bei dir war...", flüstert er leise neben meinem Ohr und streicht mir sanft über den Rücken.
"Ich hab auch nicht damit gerechnet, dass Lele hier... Also das war eigentlich nicht geplant..."

"Stopp Jisung hör auf damit.", unterbreche ich ihn und löse mich aus der Umarmung, um ihn ernst anzusehen. "Ich freue mich doch, dass du dich so gut mit...", verdammt, ich habe den richtigen Namen immer noch vergessen, "...Lele verstehst. Und es ist kein Problem für mich, dass er über Nacht geblieben ist! Im Gegenteil, das ist doch schön, auch wenn es vielleicht nicht geplant war.", ich nehme Jisungs Gesicht sanft zwischen meine Hände und lächele ihn an.

"Ich freue mich wirklich für dich. Er wirkt unglaublich lieb und ihr zwei seid jetzt schon so niedlich zusammen.", sage ich lächelnd, woraufhin sich eine zarte Röte über Jisungs Gesicht ausbreitet.

"Du hast doch gestern garnicht viel mitbekommen, du warst doch die ganze Zeit nur am Handy.", (a/n: die Stimme meiner Mutter in meinem Kopf bei diesem Satz ;-;) wechselt er elegant das Thema und befreit sein Gesicht aus meinen Händen.

"Ja, ich wollte eure Zweisamkeit nicht stören.", grinste ich breit und schlinge von hinten meine Arme um Jisungs Bauch, der mittlerweile vor dem Spiegel steht und meine Haare richtet.

"Und ich kann bei eurer Hochzeit trotzdem sagen, dass ich bei eurem ersten Date dabei war.", flüstere ich in sein Ohr und kann beobachten, wie sich eine leichte Gänsehaut über Jisungs Nacken ausbreitet.

"W-wer redet denn von Hochzeit, ich kenne ihn seit einem Tag okay?", beschwert er sich sofort und wird noch ein kleines Stück röter.
"Und überhaupt... Das war kein Date!"

puzzle piece • nct nominWhere stories live. Discover now