Kapitel 13

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Ich öffnete die Tür vom Badezimmer, schaltete das Licht wieder aus und steuerte den Weg in mein Zimmer an, wo Eren auf meinem Bett saß und sich umsah. Ich schloss meine Zimmertür hinter mir und lehnte mich gegen das Holz, sah ihn an und rutschte langsam auf den Boden, blieb einfach da sitzen und sah ihn weiter an. Überlegte, ob ich es ansprechen sollte, lieber nicht. Oder?

Er seufzte auf, erhob sich von meiner Matratze, machte mir deutlich zu rutschen und nahm neben mir Platz, lehnte sich ebenfalls gegen das Holz. „Was ist los?", fragte er dann und ich starrte auf meine angewinkelten Knie.
Wusste nicht, wie ich das hier starten sollte. Es fiel mir nie leicht über meine Gefühle zu reden. Jetzt musste ich das in einer anderen Sprache und angetrunken hinkriegen. Fuck, ich war aufgeschmissen.

„Ich mag dich.", begann ich dann unsicher und sah ihn an. „Ich dachte ich bin ganz ok?" - „Halt die Klappe und lass mich reden." Stille. „Sorry, ich bin nervös.", entschuldigte ich mein Ausfallen.

„Also, ich mag dich. Mehr als ich eigentlich möchte, weil du in vier Tagen wieder in New York bist. Und es ist nicht schlau diese Art von Gefühlen überhaupt zu haben. Also sind meine Probleme dumm. Weil ich dumm bin."

Eren sagte nichts, sah mich mit einem für mich undeutbaren Blick an. War er sauer? Oder enttäuscht? Überrascht? Ich jedenfalls war verwirrt. Und ängstlich.

Und plötzlich spürte ich seine Hand an meiner Stirn, wie sie mir die Haare wegstrichen. Seine Finger wanderten ein wenig weiter runter zu meiner Wange, verharrten dort und ich sah ihm in die grünen Augen. Er lächelte leicht, bewegte seinen Kopf in meine Richtung und legte seine Lippen auf meine.

Reflexartig wich ich zurück, starrte ihn etwa eine Sekunde panisch an, ehe ich mich ihm wieder näherte, meine Lippen auf seine drückte und genießerisch die Augen schloss, als ich merkte, dass er erwiderte. Ich gab mich dem Kuss voll und ganz hin, spürte, wie seine Hand weiter runter zu meiner Hüfte fuhr, tat nichts dagegen sondern ließ ihn einfach machen. Ließ ihn mich hochheben und auf seinen Schoß setzen. Noch immer waren unsere Lippen miteinander verbunden. Noch immer spürte ich dieses Gefühl. Pure Ekstase, pure Euphorie.

Unbewusst begann ich mein Becken zu bewege, rutschte dadurch leicht auf seinem Schoß hin und her. Er keuchte leicht in den Kuss und löste sich von mir.

Ich realisierte, was ich gerade getan hatte, wollte sofort von ihm runter rutschen, doch seine Hände hielten mich an Ort und Stelle. „Bist du ok?", fragte Eren leise und versuchte mir in die Augen zu sehen. Doch ich sah auf meine Mitte, hatte den Kopf gesenkt. „Levi. Schau mich an."

Und ich wagte einen Blick nach oben. Schämte mich. Ich hatte mich ihm aufgezwungen. Warum hatte ich überhaupt etwas gesagt? „Bist du ok?", wiederholte er seine Frage und sah mir stechend in die Augen. „Bist du ok hiermit?", fragte ich dann leise und zeigte zwischen uns hin und her. „Bin ich." - „Dann bin ich das auch."

Er lächelte mich warm an, fuhr mir mit der einen Hand durch die Haare, streichelte mit der anderen über meinen Hüftknochen. Sah mich einfach weiter an. Schien als würde er sich jede Kleinigkeit meines Gesichts einprägen. Oder er zählte meine Poren. Doch die erste Option gefiel mir deutlich besser.

Ich beugte mich wieder nach vorne, verband unsere Lippen wieder miteinander und fuhr ihm durch die dunklen Haare, drückte mich näher an ihn. Genoss seine Erwiderung, dass er seine Hand an meinen Rücken hielt. Mich nicht mehr los ließ. Dass er mich die ganze Zeit nicht los ließ. Er hielt mich. Ließ mich mich sicher fühlen. Sorgte dafür, dass ich mich wohl fühlte. Auf meine Kosten kam.

-

Als ich meine Augen aufschlug war es draußen bereits hell. Die Sonne schien durch das Dachfenster und ich streckte mich, setzte mich auf und erschrak beinahe zu Tode. Eren lag neben mir, hatte seinen Arm auf meiner Mitte liegen und schnarchte leicht gegen das Kissen. Und er hatte kein Oberteil an. Nichts Neues. Doch ich hatte auch keines an.

Vorsichtig schob ich seinen Arm von mir runter, merkte dabei, dass ich nur eine Boxershorts anhatte und hob unsicher die Bettdecke an. Er trug auch nur eine Boxershorts. Und mit einem Mal schossen mir die Bilder der vergangenen Nacht in den Kopf. Wie er über mir kniete, er meinen Hals küsste. Oh Gott!

Auf leisen Sohlen schlich ich mich aus meinem Zimmer, verfluchte meine Tür dafür, dass sie so laut war und verschwand im Badezimmer. Ich hatte einen fetten Knutschfleck auf der Brust. Und mein Hintern tat weh. Wir hatten das wirklich gemacht! Das war keine Einbindung oder ein Traum. Das war real. Und er wollte das. Und ich wollte das.

Nach einer Weile ging ich in mein Zimmer zurück, sah Eren noch immer im Bett liegen und griff mir eines meiner T-Shirts, zog es mir schnell über und stand dann etwas unbeholfen in meinem Zimmer. Wie würde das gleich ablaufen? So eine Situation hatte ich noch nie. Entweder war ich mit der Person zusammen oder es waren keine Gefühle im Spiel. Aber jetzt?! Jetzt war ich einfach nur überfordert.

„Starrst du weiter oder kommst du wieder her?", murrte Eren plötzlich und drehte sich zu mir um. Grinste leicht. Sah müde aus. Als ich mich nicht wegbewegte, seufzte er leise auf und setzte sich richtig hin.

„Mach dir keine Sorgen." - „Weswegen sollte ich mir Sorgen machen?"

„Na dein Gesicht sieht jedenfalls so aus, als würdest du das Ganze bereuen und zu viel darüber nachdenken." Bereute ich es? Nein. Machte ich mir zu viele Gedanken? Auf jeden Fall. So wie immer. „Wenn es dir hilft, müssen wir das hier nie wieder erwähnen. Ich bin mit zu dir gekommen und wir haben ganz normal nebeneinander geschlafen."

Ich starrte ihn einfach weiter an. Ich wollte es aber nicht verdrängen oder so tun, als wäre es nicht passiert. „Ich bin einfach nur verwirrt.", gab ich dann zu und löste mich aus meiner Starre. Setzte mich neben ihn aufs Bett, hielt mir ein Kissen vor den Schritt. Er grinste leicht über mein Verhalten. „Warum verwirrt?"

„Weil ich nicht weiß, was ich darüber denken soll." - „Willst du wissen, was ich denke?" Ich nickte. „Ich denke, dass wir das getan haben, weil wir beide doch irgendwie mehr füreinander entwickeln als Freundschaft. Und daran ist nichts falsch. Wir müssen nur schauen in welche Richtung das weiter gehen soll. Ob es das hier war, oder ob wir weiter gehen."

„Du bist gerade erst aufgewacht, wieso kannst du so klar denken?", fassungslos sah ich ihn an und er lachte leicht. „Ich hab da heute Nacht schon drüber nachgedacht.", gab er dann zu und strich mir wieder die Haare aus dem Gesicht.

„Ich- ich muss nachdenken.", murmelte ich überfordert und wich dem Blickkontakt aus. „Kein Problem."

Er fühlte so wie ich. Er wollte das. Er gab mir Zeit zum Nachdenken. Jeder andere Mensch hätte diese Zeit gar nicht gebraucht. Doch mir ging eine Sache bei dem Ganzen nicht aus dem Kopf. New York. 6125 Kilometer. 6 Stunden Zeitverschiebung.

Von meinen Verlustängsten und Vertrauensproblemen mal ganz abgesehen. Diesen kleinen Fakten konnte ich nicht ignorieren. Dafür waren sie zu wichtig.

Right Now [Ereri/Riren]Where stories live. Discover now