Kapitel 5

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Ich hielt Zava an der Leine, ließ ihn überall hinpinkeln und schnuppern. Eren lief neben mir her, hatte die Hände in der Pullovertasche. Es war inzwischen kurz nach 19 Uhr. Deshalb mochte ich Autofahren lieber als Zugfahren. Es ging einfach viel schneller.

„Wohnst du eigentlich alleine mit deiner Mutter?", fragte Eren irgendwann um das Schweigen zu brechen. Ich brummte nur zustimmend. Hatte eh nichts dazu zu sagen. Das schien er zu begreifen und überlegte sich eine neue Frage. Eine, die Gesprächsstoff aufbringen sollte.

Warum redete der Typ so viel? Es störte mich nicht, ich mochte seine Stimme. Aber verstehen tat ich es dennoch nicht. „Was ist eine Sache, die du vor deinem 19. Geburtstag noch machen willst?", fragte er dann und ich hob eine Augenbraue. „Noch ein Tattoo.", erklärte ich. „Langweilig! Etwas Aufregendes."

Ich seufzte leise, musste ernsthaft drüber nachdenken. Mein Geburtstag lag zwar noch ein wenig in der Zukunft, aber gab es da überhaupt eine Sache, die ich machen wollte? „Da gibt es nichts.", erklärte ich und er sah mich schockiert an. „Es muss etwas geben! Irgendwas."

„Was willst du denn machen, bevor du 18 wirst?", fragte ich dann und bog links in den Wald ein. „Mich besaufen. Ich habe noch nie Alkohol getrunken. Und wenn ich schonmal in Deutschland bin, dann muss ich auch trinken." Ich lachte innerlich. Noch nie getrunken? Respekt. Ich war das erste Mal mit 13 komplett dicht.

„Klingt ja ganz nett, ist aber nichts, was für mich passt.", ich zuckte mit den Schultern schnalzte mit der Zunge und Zava kam uns schnell wieder hinterher gelaufen. Wieso musste der alle zwei Meter anhalten und pinkeln? Es kam eh nichts mehr raus!

„Dann überlege ich mir was für dich.", erklärte er stolz. Na super. Der kreative Eren überlegte sich für mich ein Ziel. Das konnte nur gut enden. Mein Leben war langweilig, es gab nichts, das ich unbedingt erleben wollte. Jedenfalls nicht im Moment.

Klar hatte ich gewisse Pläne für die Zukunft, aber das waren richtige Pläne und keine unüberlegten Aktionen, wie er es im Kopf hatte. „Bevor ich wieder nach New York fliege, hab ich was gefunden, versprochen."

Er grinste während er das sagte. Ich mochte das. Es war beinahe ansteckend, doch bis ich vor ihm so ein Grinsen aufsetzte, musste etwas wirklich unerwartetes passieren.

Plötzlich vibrierte mein Handy. Erwin. Ich drückte Eren Zavas Leine in die Hand und ging ran. „Sollen wir ihn abholen?", fragte Erwin dann und ich sah zu Eren.

Er kam gut mit dem Hund klar und ein längerer Spaziergang würde Zava gut tun. „Ich bringe ihn rum.", erklärte ich und legte kurz darauf auf. Dann erklärte ich Eren die Situation und wir drehten um.

Die Wohnung der beiden war knapp zwanzig Minuten entfernt. Eine lange Zeit. Jedenfalls wenn man nicht sprach. Doch für mich verging die Zeit zu schnell. Wir unterhielten uns über alles mögliche, er hatte mir von seinen Lieblingsbands erzählt, mir einen Song gezeigt.

Hatte mir von seinen Freunden erzählt, dass sie mich mögen würden, dass sie zwar auch so viel reden würden, wie er, sie mich aber sicherlich mögen würden. Er hatte mich gefragt, ob ich neben Erwin noch Freunde hätte.

Ich erzählte ihm von Hanji, ihrer verrückten Art und dem Grund, warum wir uns gerade nicht oft sahen. „Und was ist mit dir? Keine Freundin?" Ich schüttelte den Kopf. „Du?" - „Habe keine Zeit für 'ne Beziehung. Ich will mich auf die Schule konzentrieren, auf das College. Ich kann es ehrlich gesagt nicht gebrauchen, dass jemand ständig meine Aufmerksamkeit haben will." Ich nickte verstehend.

„Erwin versucht uns zu verkuppeln.", sagte ich dann noch und bog in die Straße zum Mehrfamilienhaus ein. „Echt?" Ich nickte, klingelte bei Smith und Zacharias. „Sagst du ihm, dass das nichts wird? Auf mich hört er nicht." - „Klar."

Der Summer ertönte und Eren trat in das Gebäude. Er lächelte mir nochmal zu und ich verschwand wieder um die Ecke. Ging den Weg wieder zurück, leinte Zava ab, schloss die Haustür auf, ging unter die Dusche, zog mir etwas Bequemes an, nahm Zava mit in mein Zimmer, legte mich auf mein Bett und spielte den Song, den Eren mir gezeigt hatte.

Amsterdam - Nothing But Thieves

Ich mochte den Song. Eren hatte einen guten Musik-Geschmack.

Right Now [Ereri/Riren]Where stories live. Discover now