Kapitel 9

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Die nächsten Tage verliefen ähnlich. Ich ging Abends mit dem Hund spazieren, Eren leistete mir Gesellschaft. Manchmal kam er noch mit zu mir, manchmal lieferte ich ihn wieder bei Erwins Wohnung ab.

Er und Mike hatten inzwischen eine Wette, ob sein Verkupplungsplan funktionieren würde oder nicht.

Und heute am Freitagabend, an Halloween saßen wir zusammen mit ein paar Freunden von Mike in der Wohnung des Paares und tranken ein bisschen. Eren unterhielt sich mit den anderen, erfuhr ein paar Dinge über Erwins Zeit in Deutschland, mit denen er ihn noch weiter aufziehen würde.

Man merkte, dass er noch nie getrunken hatte. Bereits nach zwei Mixbieren war er angetrunken und lachte über alles mögliche.

Normalerweise nervten mich betrunkene Leute sehr schnell, doch bei ihm war das anders. Es war irgendwie niedlich.

Irgendwann kam - wer auch immer zu viele Teeniefilme gesehen hatte - die Idee für ein Trinkspiel auf. Ich passte, wollte mich nicht sinnlos besaufen und kümmerte mich lieber um darum, dass niemand auf den Boden kotzte. Die Runde versammelte sich auf der Couch, irgendwer startete eine App und die bescheuertsten Fragen kamen auf.

Von "Ich hatte noch nie Sex" zu "Ich hab noch nie einen Fetisch verheimlicht". Bei letzterem tranken viele. Nicht alle, aber viele. Unter anderem auch Eren.
Interessant.

Ich blendete die Gruppe und ihre Fragen irgendwann aus, schrieb mit Hanji und erzählte ihr von der kleinen Party. Sie und ihr neuer Freund - oder eher fast Freund - waren ebenfalls unterwegs. Der Typ nervte mich irgendwie. Er war nett, schien er gut zu tun, aber so wie das immer war, wenn jemand in eine Beziehung kam, man verbrachte extrem viel Zeit mit der Person. Dadurch, dass Eren gerade hier war, war es nicht so schlimm. Aber wenn er weg wäre, hätte ich wieder meine zwei einzigen Freunde und ihre Beziehungspartner. Nervig.

-

Nachdem auch der letzte gegangen war, stützte ich den besoffenen Erwin und schleppte ihn zu dem ebenfalls besoffenen Mike ins Schlafzimmer, wo ich ihn auf das große Bett schubste und ihnen jeweils einen Kotzeimer hinstellte.

„Danke man.", murmelte Mike noch, ehe er wegpennte und ich mich aus dem Zimmer verzog. Eren lag auf der Couch, die wir uns heute teilen würden und sah mich apathisch lächelnd an. „Ich hab getrunken.", lachte er dann. „Ist mir gar nicht aufgefallen.", murmelte ich sarkastisch und trat zu ihm, hockte mich vor ihn und entfernte die Popcornreste aus seinen dunkeln Haaren. Irgendwer hatte vorhin mit dem Zeug rumgeworfen.

„Hey, willst du nicht mit nach New York? Ich könnte einen Babysitter gebrauchen.", lallte er grinsend und versuchte sich hinzusetzen, fiel dabei fast vom grauen Sofa. Leise lachte ich auf und drückte ihn wieder in die Polster.

Seit er am Montag bei mir war, hatte ich keine Alpträume mehr gehabt, keine Panikattacken. Ich wusste nicht, wie er das gemacht hatte, aber er hatte mich jeden Abend so beruhigen können, dass ich ohne Probleme schlafen konnte. Das hatte ich lange nicht mehr. Und es machte sich bemerkbar. Ich war nicht so reizbar wie sonst, hatte allgemein bessere Laune. „Versuch zu schlafen, ja?", ich deckte ihn mit der Gästedecke zu und blieb neben ihm sitzen. Er lag seitlich und hatte seinen Blick auf meine Knie gerichtet, zog die Decke bis zum Kinn und machte es sich bequem.

Plötzlich hob er die Decke an und sah zu mir rauf. „Komm her.", jammerte er und ich seufzte ergeben, legte mich zu ihm und sah ihn an. Er sah mich an. Seine Augen waren schön. Sehr schön. Sie waren grün, hatten allerdings einen leichten Blaustich.

-

Als ich wieder aufwachte spürte ich einen Arm auf meinem Bauch und sah nach links. Eren schlief noch, hatte seinen Arm über mich gelegt und atmete gleichmäßig gegen meine Schulter. Seine Haare lagen völlig durcheinander auf seinem Kopf und sein Mund war leicht geöffnet.

Leise griff ich nach meinem Handy auf dem Couchtisch. 13:38

Vorsichtig - um ihn nicht zu wecken - schob ich Erens Arm von mir runter und schlich mich aus dem Wohnzimmer, schloss die weiße Tür hinter mir und tapste in die Küche, wo Erwin bereits mit einem Kaffee in der Hand saß und auf den Tisch starrte. Ich trat auf eine der Holzdielen, die ein leichtes Knarzen von sich gab. „Boah Levi! Nicht so laut.", fauchte der Blonde mich an und ich schnaubte belustigt. Das konnte ja spaßig werden, wenn alle drei wach waren.

Right Now [Ereri/Riren]Where stories live. Discover now