Küchengespräche.

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Schnell schmiss ich ein paar Klamotten in einen Rucksack, schnappte mir eine Flasche Wasser und einen Eiskaffee aus dem Kühlschrank und machte mich auf den Weg zurück zu meinem Auto.
Ich hatte Glück, kam gut aus München raus, die Autobahnen waren frei, Baustellen gab es selten. So konnte ich ordentlich Gas geben. Ein Glück hatte ich gestern getankt. So sollte ich eigentlich noch bis nach Gladbach kommen, ohne anhalten zu müssen.
Als ich ungefähr zehn Minuten vor der Abfahrt nach Gladbach war, drehte ich mein Radio leise und rief bei Max an. Also eigentlich rief ich Chris an, aber wie zu erwarten hatte ich Max an der Strippe.
"Hey Manu, was gibt's?" Er klang sehr müde. "Ich bin in ungefähr einer halben Stunde da. Wie geht's Chris?" "Unverändert. Er hat immer noch nichts gegessen und getrunken, irgendwann hat er angefangen stumm zu weinen. Ich kann nicht mehr, Manu." Seine Stimme klang genau wie ich mich fühlte. Fix und fertig. "Schhhh, Max. Alles wird gut. Ich bin gleich da. Ich fahre grade von der Autobahn ab, und dann helfe ich dir. Weiß Chris, dass ich komme?"
"Ich weiß es nicht. Ich habe es ihm erzählt. Ob er es zur Kenntnis genommen hat, kann ich dir nicht sagen." Max klang nun auch noch verzweifelt.
"Max, beruhig dich. Egal was ist, wir kriegen das irgendwie wieder hin, ja?"
"Ich wünschte, ich wäre mir sicher, dass alles wieder gut wird. Bis gleich, Manuel."
Viel zu schnell fuhr ich durch die Stadt. Ich machte mir unendlich viele Sorgen. Ich hatte keinen blassen Schimmer, was passiert war. Zum Glück. Denn sonst würde ich jetzt höchstwahrscheinlich bei Favre vor der Tür stehen und ihm eine reinhauen.
Als ich endlich vor Max' Wohnung parkte, griff ich schnell meine Tasche und stiefelte die Treppen hoch.
Als ich oben angekommen war klingelte ich Sturm. Ich wollte nur noch zu Chris. Ein ziemlich müde aussehender Max schaute mich an. "Manu ey, bist du geflogen?" Er zog mich in seine Arme, klammerte sich an mich. "Ich bin so froh, dass du da bist. Komm mal bitte kurz mit in die Küche. Ich erzähl dir was los ist. Dein Chris bekommt kein Wort raus." Ich folge ihm in die Küche, setzte mich auf einen der Küchenstühle und stützte den Kopf auf die Hände. Todmüde. Fragend schaute ich Max an.
"Pass auf, ich machs kurz. Chris ist bei Gladbach rausgeflogen. Er hat seinen Spind ausgeräumt, das Angebot an Leverkusen ist zurückgezogen und für den Rest der Saison wird er ausgezahlt. Es ist meine Schuld, Manu. Nachdem er mir von euch erzählt hat, war ich neugierig und hab ihn beim Warmlaufen ausgefragt. Das typische wann, wie, wo und so. Ich hab versucht ihm Mut zu machen, weil er nach dem Training zu den Offiziellen wollte. Aber Favre hat uns während des Trainings belauscht und vor der Kabine schon auf Chris gewartet. Dann hat dein kleiner die Abreibung seines Lebens bekommen. Unter diesen Umständen sehe der Verein sich gezwungen, die Zusammenarbeit mit ihm zu beenden. Er meinte, sie schätzen ihn wirklich sehr, aber einen schwulen Fußballer kann das Image vom Verein nicht gebrauchen. Wenn er an die Öffentlichkeit bringt, dass er rausgeschmissen worden ist und dann auch noch den Grund angibt, dann macht die Borussia ihm das Leben zur Hölle."

Battlefield. ABGESCHLOSSEN.Where stories live. Discover now