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Die Verwandlung legte sich über mich, wie ein dunkles Tuch. Ich spürte wie meine Augen zu glühen anfingen und meine Reißzähne wuchsen. Meine Knochen brachen und ordneten sich neu an, das Fell fing an, aus meinen Armen und Beinen zu sprießen. Binnen wenigen Sekunden stand ich als vollständig verwandelter Wolf am Waldrand und atmete schwer. Um meinen Hals hing eine Kette mit schwerem Anhänger, doch sie gab mir Kraft, anstatt mich zu beunruhigen.

Ich wollte gerade anfangen wieder ins Gebäude zu rennen, zu meinem Mate, als ich von der Seite von einem Wolf umgerannt wurde. Der Geruch kam mir sehr bekannt vor. Es kam noch ein weiterer Wolf hinzu. Beide, dem Geruch nach, männlich. Aus den Tiefen meiner Kehle brach ein lautes Knurren hervor. Es hallte durch den gesamten Wald und die Vögel flogen vor Schreck hinfort. Einer der Wölfe knurrte mich warnend an und mein letzter Funken Selbstbeherrschung erlosch.

Meine Sicht wurde rot. Mein Körper wuchs, in die Höhe wohl angemerkt, aber auch meine Tatzen wuchsen. Nun ja, Tatzen kann man nicht mehr sagen. Pranken traf es eher, da auch meine Krallen gewachsen waren und sich gefährlich zuspitzen.

Innerlich flehte ich Lilith an, mir die Kontrolle wieder zu geben, doch sie ignorierte mich und, als der Dickschädel, der sie ist, fing sie mit den Beiden Wölfen Streit an.

"Ich lasse mich von zwei so kleinen, schwachen Wölfen nicht aufhalten! Ich habe das Recht meinen Mate zu sehen!", Lilith war außer sich und schnaubte wütend die beiden Alphas an. Ich hatte die Beiden nun doch erkannt. Es waren Chris und Hunter, die ich gerufen hatte.

Hör auf! Du bist nicht du selbst!, ertönte Chris' Stimme in meinem Kopf.

"Was weißt du schon, du mickriger Alpha. Du gibst es ja nicht einmal zu, dass du die Mateverbindung spürst. Du bist ein schwacher Alpha, deines Amtes nicht würdig, mal nebenbei angemerkt!", Lilith wollte ihn in Rage reden und sie hatte, zugegebener Maßen, ziemlich Erfolg.

Wütend knurrte mein bester Freund auf und sprang uns an. Lilith wich aus und verpasste ihm mit der Pranke einen Schlag gegen die Flanke, bei dem sie die Krallen ausgefahren hatte und ich tiefe Wunden hinzufügte. Er wollte ihr ins Bein beißen, doch sie sprang außer Reichweite und gab ihm einen Hieb auf die Schnauze. Er jaulte schmerzerfüllt auf und ich schrie Lilith an.

Er ist UNSER bester Freund! Wie konntest du ihm bitte weh tun?! Er war immer für UNS da und hat UNS, bei egal was, geholfen!

Mein innerer Konflikt mit Lilith lenkte sie ab, sodass Chris sie ansprang und ihr in die Kehle beißen wollte. Gerade noch rechtzeitig zog Hunter ihn von uns herunter. Mit geweiteten Augen sah Lilith ihn an. Mir kamen Tränen in die Augen.

Das hier alles nur wegen eines dummen Mates. Wegen einem Jungen, den ich heute das erste Mal gesehen hatte. Für den ich alles aufgeben würde, ohne dass er auch nur ein Wort sagen müsste. Das musste enden. Und zwar jetzt!

Ich wehrte mich gegen Lilith und ihren Schutzwall, den sie erhoben hatte, um mich davon ab zu halten, mich ihr zu widersetzen.

Du gibst mir jetzt SOFORT die Kontrolle wieder Lilith! Das befehle ich dir als Prinzessin der Werwölfe!

Es tut mir leid Prinzessin, aber ich tue das hier nur zu deinem Wohl. Das ist meine Aufgabe als dein Beschützer.

Du beschützt hier niemanden! Nein, ganz im Gegenteil! Du verletzt jemanden, der UNSER Freund ist! Du beleidigst ihn, bringst ihn zur Weißglut und greifst ihn an! Was von alle dem fällt für dich bitte schön unter Beschützen!?, meine Stimme war hysterisch und man konnte meine Wut förmlich spüren. Ich war außer mir.

Gib mir auf der Stelle die Kontrolle wieder oder ich sage Luna, dass es das war! Ich werde nicht für sie in den Kampf ziehen und euren Bruder wieder zur Besinnung bringen, nur weil ihr keinen Bock zum Babysitten habt! Ja sag mal gehts noch?! Und da wagst du es noch, meinen besten Freund an zu greifen?! Spinnst du jetzt völlig?!

Von Lilith war nichts mehr zu hören und ich spürte wie die Kontrolle zurückkam. Sobald ich sie vollständig hatte, verwandelte ich mich zurück und rannte zu Chris' Wolf. Er lag schweratmend auf der Seite und seine Augen waren halb offen, doch er blickte ins Nichts.

Mir stiegen Tränen in die Augen und ich schrie laut auf: "HILFE! BITTE HELFT IHM!" Währenddessen presste ich meine Hände auf seine Wunden, die nicht zu bluten aufhörten und auch nicht heilten. "Verdammt noch mal! Warum heilst du nicht?! Und wieso kommt denn niemand?...", anfangs hatte ich noch geschrien, doch gegen Ende flüsterte ich nur noch. "Nein, nein, nein...", mir wich alle Farbe aus dem Gesicht, als Chris Herzschlag langsamer wurde und er kaum noch atmete.

Die Zeit stand still. Ich sah nur seinen leblosen, abgeschundenen Körper vor mir liegen. Meine Hände voll mit seinem Blut. Die heißen Tränen rannen mir die Wangen hinunter und hinterließen rote Spuren. Mein Köper bebte auf Grund des Schluchzens und meine Hände zitterten. Die Augäpfel zuckten hin und her, wie bei einer Verrückten.

Ich hatte ihn getötet.

Ich hatte meinen besten Freund getötet.

Einen jungen Mann, der noch sein ganzes Leben vor sich hatte.

Einen Werwolf, der seine Mate schon kannte.

Einen Alpha, welcher ein Rudel an Seite seiner Luna geführt hätte.

Einen Mann, der mit seiner Frau alt geworden wäre und den Kindern des Rudels beim Großwerden zu gesehen hätte.

Meiner Kehle entwich ein spitzer, von Trauer erfüllter, Schrei.

Ich schrie und schrie, doch ich konnte nicht das sagen, was ich wollte. Ich wollte mich entschuldigen. Ihm helfen. Doch ich konnte nicht. Ich war ein schwacher Alpha, der ein unschuldiges Leben auf dem Gewissen hatte und das Alles nur wegen einem Jungen, meinem Mate.

Das letzte was ich für diesen Tag mitbekam war, dass sich starke Arme um mich schlangen und mich von dem toten Körper meines Freundes wegzogen. Meine Sicht verschwamm nun endgültig von den vielen Tränen, aber ich konnte immer noch nicht aufhören zu schreien. Fest klammerte ich mich an die Arme, um einen Halt zu haben, doch ich hatte es nicht verdient.

Ich war ein Mörder.

-.-.-.-.-.-

Bitte entschuldigt für diese etwas traurige Szene, doch sie ist relevant fürs Buch. Nehmt es mir bitte nicht übel.

Naja...der Grund, warum ich hier noch was schreibe ist, dass ich mich bei allen, die dieses Buch bis hier gelesen haben, bedanken will. Ich war einfach nur überwältigt, als ich heute in der Früh um 8:32 Uhr gesehen habe, dass diese Geschichte hier, auf Platz 11 von der Kategorie Werwolf ist.

Also: Vielen vielen Dank! Ebenfalls will ich mich bei einer ganz speziellen Person bedanken, die mir immer beim Korrekturlesen hilft. Ich danke dir so sehr, Wölfchen. Hab dich lieb mizzymizzymizzyy

Sooo...dass wärs dann auch schon, euch noch einen wundervollen Abend ^-^



[PAUSIERT]The Secret Animal InsideWhere stories live. Discover now