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Ich durchschaute sofort, worauf er hinaus wollte.

"Ich mache diese Prüfung.", mein Entschluss stand fest. Nur so würde mich das Rudel akzeptieren. Nicht über die zwielichtigen Wege der Verwandtschaft.

"Liebling... bitte überleg es dir noc-"

"Mein Entschluss steht fest. Ich werde es machen und nichts und niemand wird mich davon abbringen können." Ich hatte mich unbewusst aufgerichtet. In den Augen meiner Mutter sah ich Furcht. Sowie in den Augen meines Vaters und meinen Brüdern. Die einzige Person, die mich ansah, und zwar direkt, war mein Onkel. Er betrachtete mich nachdenklich.

Hinter mir ertönte ein Pfiff und so drehte ich mich zu der Geräuschquelle um. Annika stand im Türrahmen und lehnte sich gegen diesen.

"Du solltest vorsichtig sein, deinen Alpha so anzufahren. Er mag zwar unser Onkel sein, aber es ist immerhin eine Art von Respekt, den dir wohl nie jemand beigebracht hatte. Wie erbärmlich.", herrablassend wurde ich von ihr angesehen.

In mir kochte die Wut. Was dachte sie, wer sie war. Kam hier einfach her und beleidigte mich. Urteilte ohne ein Fünkchen Wissen über mich.

Ich vernahm ein Knurren und ging in Angriffsstellung. Erst als ich bemerkte, dass ich es war, der hier knurrte, kam ich wieder einigermaßen runter.

"Willst du mir etwas damit drohen Frischling?! Ich bin die Tochter des Betas, die Nichte des Alphas, und du stellst dich mir in den Weg?! Dir sollte man wirklich mal Respekt beibringen!", der letzte Satz, ging fast ganz in ihrem Geknurre unter.

Mir reichte es. Ich hatte die Nase gestrichen voll. Aus meinem Inneren platzte meine Wölfin heraus. Ich konnte Lilith nicht mehr aufhalten.

Meine Knochen knackten und ächzten. Die Verwandlung war schmerzhaft, aber nicht so sehr wie die Erste.

Annika hatte sich ebenfalls verwandelt und stand nun als der graue Wolf mit den schwarzen Streifen vor mir. Ich überragte sie um mehr als fünf Zentimeter.

Du kleines Miststück! Du hast alles ruiniert! Ich wäre rechtlich Alec's Nachfolger geworden! Doch du bist die Tochter des richtigen Alphas. Deine Brüder machen mir diesen Rang zwar mehr streitig, doch du wirst nur so in Liebe eingehüllt!

Jetzt war es mit meiner Selbstbeherrschung vorrüber. Ich rannte auf sie zu und verbiss' mich in ihrer Schulter. Sie wollte mich abschütteln, tat sich aber mit jeder zu großen Bewegung nur noch mehr weh.

Lass mich los du Miststück!

Sie wollte mit ihrer Pfote nach mir schlagen, jedoch sah ich das kommen und wich aus. Kurz danach rammte ich sie gegen die Schulter, sodass sie gegen die Wand neben der Haustüre geschleudert wurde.

Hatte ich das gerade wirklich gemacht?! Das Esszimmer ist von allen Zimmern im Erdgeschoss am weitesten von der Tür nach Draußen entfernt!

Das ist deine Kraft kleiner Alpha.

Onkel Alec's Stimme hallte in meinem Kopf.

Ich? Ein Alpha?

Ehe ich weiter darüber nachdenken konnte, traf Annika mich an der Schnauze. Ich knurrte und drängte sie immer weiter zur Türe. Sie fing an nervös zu werden, wobei sie sich gegen die Tür stemmte um hinaus zu kommen. Dies wurde ihr dann auch erfüllt, aber ich folgte ihr. Mit jedem Schritt, den sie nach hinten ging, ging ich zwei Schritte zu ihr.

Wir standen uns nun gegenüber. Um uns herum hatten sich einige Rudelmitglieder gescharrt. Annikas Mutter bat ihren Bruder etwas zu unternehmen, doch Onkel Alec schüttelte nur den Kopf. Alle Blicke waren auf uns gerichtet.

Annika hatte sich ein Stück weiter zu mir getraut und wollte mich anspringen, doch ich kam ihr zuvor und zog ihr die Pfoten unter dem Körper weg. Anschließend stemmte ich mich, mit meinem gesamten Gewicht, auf ihren Brustkorb. Sie biss in meine Pfote und wollte fester zubeißen, doch ich drückte ihr meine Pfote noch mehr ins Maul, sodass sie ihren Kiefer nicht mehr bewegen konnte. Mit ihrer Hinterpfote rammte sie mich in den Bauch, sodass ich von ihr ablassen musste.

Ich stolperte ein paar Schritte zurück und mir kam der Salat von gerade eben hoch. Aus meinem Maul tropfte die Magensäure und sie hatte mich nun endgültig wütend gemacht. Lilith drängte sich an die Oberfläche, doch ich drängte sie in den Hintergrund

Awww...bist du schon so schwach, dass du deine Wölfin raus lässt?

Das sollte sie lieber lassen. Ich war stocksauer und spürte, wie sich in und an meinem Körper etwas veränderte.

Du wagst es also, dich gegen eine Person mit einem höheren Rang zu stellen? Und da sagst du, ich sei erbärmlich

Meine Wut war nur so in meinen Wörtern zu hören. Ich ging auf sie zu, doch sie war zurückgewichen und winselte.

Wie?...warum sind deine Augen rot? Das geht nicht! Das kann nicht sein..?!

Ich knurrte und sie verstummte sofort. Um uns herum war es mucksmäuschenstill geworden. Alle starrten gebannt auf das, was hier passierte.

Ich bin dein Alpha und wenn du es auch nur einmal wieder versuchen solltest, meine Kompetenz oder meine Entscheidungen anzuzweifeln, werde ich dich, auf der Stelle, umbringen!

Um uns herum war erfürchtiges Einatmen zu hören und ich sah, wie sie alle, ihren Kopf senkten. Onkel Alec jedoch sah mich unverblümt an und kam auf mich zu.

Seine Stimme hallte laut über den gesamten Platz, als er die nächsten Worte aussprach:

"Sie hat Recht. Sie ist der nächste Alpha dieses Rudels. Des Tikaani-Rudels."

[PAUSIERT]The Secret Animal InsideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt