21.Abschnitt (15.1.4,5; Winter; Aus der Sicht der Ratte)

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Der See war zugefroren. Es war spät abends und ich hätte eigentlich zuhause sein sollen. Aber ich fühlte mich nicht wohl zuhause. Ich fühlte mich wohler, wenn ich draussen sein konnte. Papa wartete schon auf mich, aber da ich wusste, dass er mich sofort ins Bett schicken würde wenn ich zuhause ankam hatte ich beschlossen noch einen kleinen Abstecher in den Park zu machen bevor ich vom Sportplatz zurück nach hause ging. Der Park lag nicht auf dem Weg aber ich hatte wirklich keine Lust nach Hause zu gehen.

Zu meiner Überraschung war der Park nicht komplett menschenleer. Auf einer Bank, nahe der weissen Villa sass ein kleines Mädchen. Es weinte.

Erst überlegte ich einfach zu gehen, aber sie hatte mich schon gesehen. Sie tat mir leid also setzte ich mich neben sie:

"Hey."

"Hey", sie schniefte in ihren Schal.

Sie hatte struppelige, braune Haare, die in alle Richtungen abstanden. So als würde sie unter Strom stehen.

"Alles in Ordnung?"

Schluchzend drehte sie sich zu mir um, sah mich einen Moment an und drehte sich dann wieder weg.

Ich tätschelte vorsichtig ihre Schulter. "hey hey.. Es wird schon alles wieder gut werden."

"Mein Vater ist tot."

"Und mein Vater ist Alkoholiker." schoss es mir durch den Kopf. Aber ich sagte es nicht. Das waren nur so Gedanken, die ich im Moment hatte. Es war sicher nur eine Phase in der mein Vater gerade war, es würde vorüber gehen.

Plötzlich warf sie sich mir um den Hals und presste ihr Gesicht an meine Schulter, immer noch laut schluchzend.

"Ok." sagte ich. und tätschelte erneut ihre Schulter. Zwischen ihren Heulanfällen schnappte sie immer wieder nach Luft nur um sich dann wieder gegen mich zu pressen.

Ich war ratlos.

Als sie sich beruhigt hatte gab sie mir einen Kuss auf die Wange und sagte: "Danke, aber ich muss jetzt nach hause." bevor sie zur weissen Villa rannte.

Ich ging dann auch nach hause. Verrücktes Mädchen.

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