Kapitel 19: Nicht länger dein Schatten

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Die Tage in der Batcave waren sehr eintönig für Bruce geworden. Schon seit fast zwei Wochen saß der hochgewachsene Mann zu jeder freien Stunde hier unten und suchte akribisch nach einer Lösung, die in irgendeiner Weise Dick weiterhelfen könnte.

Tiefe Augenringe und ungepflegte Bartstoppeln zierten das Gesicht des ermüdeten Milliardärs. Er konnte momentan einfach keine Ruhe finden. Zu sehr nagte die Schuld an ihm, dass er seinen Sohn einfach aufgegeben hatte und dieser wortwörtlich die Hölle deswegen durchleben musste. Jeden Abend hörte Bruce sich aufs Neue die verzweifelten Aufnahmen von Dick an, um etwaige Anhaltspunkte zu finden, sich anzuspornen und zu strafen.

Er wollte so schnell wie möglich seinen alten Partner zurückhaben und eine Menge von dem wiedergut machen, was er verbockt hatte. Denn für Bruce war klar, dass Dick recht hatte, über all die Dinge, welche er in seiner letzten Aufnahme gesagt hatte, abgesehen von einer Sache. Nicht Richard hätte sich bei Bruce entschuldigen müssen, sondern Bruce bei ihm. Schließlich war er es nie gewesen, der den ersten Schritt gemacht hatte, sobald ein Streit die Waage kippte und auch nicht derjenige, der sich um ihre Familie am meisten bemüht hatte, obwohl gerade Batman doch ihr Begründer war.

Und genau da lag der Fehler. Es war Batman, nicht Bruce Wayne und dabei sollte es doch eigentlich anders herum sein. Dementsprechend lief es immer so: Batmans Wort war Gesetz, wer dies nicht beachtete, musste mit Konsequenzen rechnen, was zu ständigen Konflikten innerhalb ihrer Familie führte.

Immerhin hatte er seine ersten beiden Robins deswegen verloren und Damian entglitt ihm momentan auch aus den Händen.

Batman war sich mittlerweile nicht mehr sicher, ob dieser Weg der konsequenten Befehls-Befolgung noch der richtige war oder ob er nicht langsam mal anfangen sollte Bruce Wayne zu sein, der schließlich in erster Linie diesen Kindern eine Familie geben wollte.

Zudem hatte er jetzt Selina an der Seite, was den Menschen Bruce Wayne mehr in den Vordergrund rücken ließ und diesen Konflikt stärker denn je anfachte.

Müde hielten Batmans behandschuhte Hände, auf der Tastatur, einen Moment inne und er lehnte sich angestrengt tiefer in den großen Stuhl hinein, bevor seine Finger die tiefen Falten der Nasenwurzel massierten.

Es brachte nichts sich über diese Dinge jetzt Gedanken zu machen. Dicks Heilung hatte oberste Priorität und wenn er noch das Beste aus ihrer Familie herausholen wollte, brauchte er die Hilfe der Person, die ihre Mitglieder am besten kannte.

Plötzlich schreckte eine ruhige Stimme den ausgelaugten Mann auf:

„Batman, ich mache Schluss für Heute. Hier ist die Blutprobe, die du wolltest."

Raven trat von hinten an die Fledermaus heran und reichte ihm eine kleine Ampulle mit rotem Blut, welches einen leichten lila Schimmer zierte. Es war zu einer Rutine geworden, dass sie Mittlerweile täglich in der Batcave ein und aus ging und immer wieder versuchte den alten Dick zum Vorschein zu bringen. Doch blieben die Erfolge aus. Lediglich die regelmäßigen Proben, die sie dank ihrer Magie entnehmen konnte, brachten ein wenig mehr Aufschluss über sein befinden, auch wenn Batman aus ihnen noch keine Heilung ermitteln konnte. Das war nicht irgendein Virus, den man mit einer einfachen Spritze kurieren konnte. Es war eine Mutation, die 30% von Dicks DNA in Stränge verwandelt hatte, welche in ihrer Welt so nicht existierten. Hinzu kam noch, dass Batman unter den ganzen Blutproben minimale Abweichungen festgestellt hatte, was bedeutete, dass Richard sich immer noch weiterentwickelte.

Und Bruce glaubte nicht, dass es zum Guten sein würde.

Mit ernster Miene nahm er die Probe entgegen und antwortete:

„Danke Raven. Hast du dieses Mal Erinnerungen finden können?"

Die Hexe schloss betreten ihre Augen und schüttelte verneinend ihren verhüllten Kopf, bevor sie hinzufügte: „Nein, nichts. Aber ich bin mir nicht sicher, wie lange ich dir damit noch helfen kann." Ihre grazilen Finger wanderten Auf die Mitte ihrer Stirn, ehe sie besorgt fortfuhr:

To tame a Demon (deutsch)Where stories live. Discover now