78.: The last thing I remember

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- Donnerstag, 21.09.2034 -

Jeongguk genoss Taehyungs Nähe.
Er hatte nicht gewusst, dass es etwas war, was er zum Überleben brauchte, aber jetzt hatte er das Gefühl, würde er ihm wieder von seiner Seite weichen, würde er nie wieder die Kraft aufbringen sich auf den Beinen zu halten.

Nachdem er sich wieder einigermaßen sammelt und die Tabletten geschluckt hatte, die Yoongi mit großem Aufstand einigen der Krankenhelfer abnehmen konnte, hatte er zugestimmt sich einer Befragung zu unterziehen und schwerfällig auf seiner Liege aufgesetzt.

Taehyung hielt noch immer seine Hand fest und wich Jeongguks Blick aus. Jedoch ließ sich aus keinem seiner Gesichtszüge lesen, was sich in seinem Kopf gerade abspielte.

„Also... Mr. Jeon... sicher sind Sie jetzt verwirrt von all dem was passiert ist, deswegen will ich Sie nicht jetzt schon mit irgendwelchen Aussagen überfordern. Ich will nur wissen, was diese Nacht passiert ist. Aus Ihrer Perspektive."

Seokjins Stimme wirkte auf eine seltsame Art und Weise beruhigend und Jeongguk lockerte langsam seinen Griff mit dem er Taehyungs Hand umklammert hielt. Vorsichtig sah er zu ihm hoch, doch er wich noch immer seinem Blick aus, was Jeongguk langsam nervös machte.

„Bevor ich Ihnen das beantworten kann, muss ich wissen, was mit Taehyung und Namjoon passiert", erklärte er mit fester Stimme und sah zu Taehyung, um dessen Reaktion zu sehen, doch der Ältere starrte noch immer auf seine Schuhe und mied seinen Blick.

„Ihnen wird nichts passieren. Du hast gute fünf Stunden lang geschlafen... in der Zwischenzeit und mithilfe deines sehr... temperamentvollen Bruders haben wir uns auf eine genauere Untersuchung des Sachverhalts einigen können, bevor irgendwelche Entscheidungen gefällt werden."

Yoongi sah von der anderen Ecke des Krankenwagens auf und Jeongguk konnte allein aus dem Blick seines Bruders heraus lesen, dass er eine hitzige Debatte mit dem Agenten gehabt hatte, als das Thema von Taehyungs und Namjoons Unschuld aufgebracht worden war.

„Okay", murmelte Jeongguk leise. „Also..." Ein wenig ratlos darüber, wo er beginnen sollte, sah er zu Taehyung hoch, der seinen Blick erwiderte.

„Ich hab ihm schon alles wichtige über uns erzählt... vom Anfang bis jetzt", antwortete er leise und sah dabei zu Seokjin, der etwas breiter und ehrlicher lächelte, als würde ihm Taehyungs und Jeongguks Geschichte noch immer das Herz ein wenig erwärmen.

Jeongguk holte noch einmal tief Luft, fing Taehyungs Blick auf und begann seine Geschichte. Von seiner Ankunft in Pjöngjang bis zu der Minute in der die ohrenbetäubende Explosion der Lagerhalle seine Sinne ausgeschaltet hatte.
Erst als er geendet und Taehyungs Blick sich komplett verdunkelt hatte, fiel ihm etwas ein, was er schon die ganze Zeit hatte fragen sollen.

„Was... was ist eigentlich mit ihm? Mit Namjoon?"

Seokjin sah von dem kleinen Aufnahmegerät auf, dass er aus der Tasche seines Jackets gezogen hatte und sah Jeongguk verwirrt an.
„Mit wem?"
„Kim Namjoon... wo ist er?"

Aus dem Augenwinkel sah Jeongguk, dass Yoongi aufgestanden war und an sein Bett trat.
„Er hat sich auf mich geworfen, kurz bevor alles in die Luft geflogen ist... das ist alles, was ich noch weiß-...", fing Jeongguk zögerlich an. Sein Blick glitt zu Taehyung, der sich jetzt ganz von ihm abgewandt hatte und ihm wurde schlecht. „Ist er...?"

„Er liegt im Krankenhaus auf der Intensivstation...", erklärte Seokjin ruhig, aber der Ausdruck in seinen Augen war besorgt. „Ich hab ihn dorthin begleitet... die Ärzte tun ihr bestes."

Jeongguk hatte nicht gewusst, dass sich Worte wie Pistolenschüssen anfühlen konnten. Aber das taten sie in diesem Moment.
In seiner eigenen Benommenheit merkte erst, dass Taehyung weinte, als dieser seine Hand losgelassen und damit sein Gesicht bedeckt hatte.

Sofort zog er sich auf die Beine. Seokjin trat einen Schritt zur Seite und Yoongi fing vorsichtig den Blick des Agenten auf, als Jeongguk Taehyungs Hände von dessen Gesicht nahm und ihn dicht zu sich heranzog.
Taehyung erwiderte die Umarmung ohne zu zögern, achtete jedoch sorgfältig darauf sich nicht zu verzweifelt an dem Jüngeren festzuhalten.

Auch wenn es in diesem Moment vermutlich nicht die höchste Priorität hatte, hatte Jeongguk noch immer einige geprellte Rippen und eine leichte Gehirnerschütterung.

„Sie wollten nicht, dass ich mitkomme", nuschelte Taehyung leise mit erstickter Stimme und Jeongguk hörte, dass er versuchte seine Atmung unter Kontrolle zu bekommen. „Es tut mir Leid, Guk. Er hat dein Leben gerettet."

Das Brennen der Tränen saß in seinem Hals, aber er konnte nicht weinen. Die Schuldgefühle fluteten seine Gedanken und er krallte sich fester an Taehyungs verschwitzten Pullover, aus Angst seine Beine würden nachgeben.

„Er ist so ein Idiot...", wisperte Taehyung leise an Jeongguks Ohr und versuchte ein Lachen, doch es endete nur in einem hilflosen Schluchzen.
„Tae... es tut mir Leid", versuchte Jeongguk den Anderen zu beruhigen und legte eine Hand auf seinen Hinterkopf, woraufhin Taehyung sein Gesicht sofort in Jeongguks Halsbeuge vergrub. „Ich wollte nicht, dass..."
„Ich weiß. Es... ist ja noch nicht vorbei..."

Yoongi hatte oft mit Namjoon hin und her geschrieben. Nicht so oft, wie Jeongguk mit Taehyung, aber oft genug, dass ihm diese Situation ebenfalls bedrückte.

Während er versuchte seine eigenen Tränen wegzublinzeln, ruhte sein Blick auf Taehyung und Jeongguk. Jeongguks Hemd war an seinem Rücken eingerissen und obwohl Yoongi unter dem schmutzigen Stoff die Blutspuren und provisorischen Verbände durchschimmern sah, hielt sein kleiner Bruder Taehyung so fest, als wäre das gerade das einzige, was zählen würde.

Mit einer schnellen Handbewegung bei der er sich eine warme Träne aus seinem Augenwinkel wischte, wandte er sich an Seokjin, der das Schauspiel betreten verfolgte.
Und auch wenn die beiden sich vor vier Stunden noch lauthals angeschrien hatte, da Yoongi verzweifelt versucht hatte Namjoons und Taehyungs Situation dem Geheimdienst zu erklären, erwiderte der Agent Yoongis Blick und verstand sofort, was dieser ihm sagen wollte.

Möglichst unauffällig zogen die beiden sich zurück und verließen den Krankenwagen, um zurück auf die weite Grünfläche zu treten und Taehyung und Jeongguk das zu schenken, was sie gerade am meisten benötigten; Zeit.












Ich werde diese Story echt vermissen. Wahrscheinlich sogar noch mehr als Nightmares...

The Final Countdown  ⇢  TaekookWhere stories live. Discover now