71.: After the show

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- Mittwoch, 20.09.2034 -

Der Saal war groß.
Viel zu groß für die kleine Gesellschaft, die sich hier versammelt hatte und unter falscher Höflichkeit Smalltalk führten.

Jeongguk schwenkte sein Glas Weißwein immer wieder hin und her, bestaunte die Deko auf den hohen Tischen und betete, dass ihn nicht schon wieder irgendein Politiker oder jemand anderes Wichtiges ansprach und seine Meinung zum Thema 'Ein vereintes Korea' hören wollte.

Das einzig positive an diesem Abend war, dass er gleich nach seinem Auftritt unter Begleitung von zwei Security Leuten und Yuna an die frische Luft gebracht wurde, die Tabletten dort wieder ausgekotzt hatte und Wendy ihn dabei beobachtet hatte.

Was daran positiv war?
Die Mitleidspunkte, die sie ihm dafür gab, hatten ausgereicht, dass die beiden sich gute zwanzig Minuten über Jeongguks Cover von Ah Yeah unterhalten und letztendlich Nummern ausgetauscht hatten, mit dem Hintergedanken irgendwann einmal etwas zusammen zu machen.

Alles danach war ein schlechter Witz, in Jeongguks Augen.

Zwei Tische weiter schien man ihn entdeckt zu haben und der Sänger wollte gerade sein Glas nehmen und flüchten, als sich sein Blick schon mit dem des Mannes gekreuzt hatte und eine Flucht nur noch peinlich geworden wäre.

„Jeon Jeongguk, richtig?"
„Der bin ich", meinte Jeongguk falsch lächelnd und nahm noch einen Schluck von dem Weißwein.
„Mein Name ist Jeon Junghyun und ich bin Außenminister bei der Regierung. Ich wollte Ihnen nur noch einmal persönlich mitteilen, dass mich ihr Auftritt heute sehr berührt hat und ich damit definitiv nicht der einzige war. Auch wenn Sie es vermutlich nicht so wahrnehmen, sind Sie äußerst beliebt und viele sehen Sie als erster Schritt in die richtige Richtung."

Jeongguk lächelte und senkte schüchtern den Blick.
„Ich danke Ihnen." Und das kam tatsächlich von Herzen. Mr. Jeon war tatsächlich der Erste, der ihn nicht passiv aggressiv auf sein Image hinwies oder darauf aufmerksam machte, dass er insgeheim froh war, dass keine Zeit geblieben war, um Jeongguk während der Show zu interviewen, wie es mit den anderen beiden Gruppen getan wurde.

„Darf ich Ihnen Mr. Wang vorstellen?"

Ein weiterer Mann erschien hinter Mr. Jeon und lächelte Jeongguk freundlich zu. Jeongguk verbeugte sich leicht und lächelte höflich zurück.

„Ich setze mich seit Jahren für die kulturelle Förderung in Nordkorea ein und hab mich gerade mit Mr. Jeon über Ihren Auftritt und Sie in Person ausgetauscht... meinen Sie, es ist möglich, mir ein paar Fragen zu beantworten, die ich bei einem nächsten Kongress vielleicht als Einwand verwenden könnte? Es würde mir eine Menge bedeuten, junge Menschen in ihren Träumen zu fördern..."

Sofort nickte Jeongguk und sein höfliches Lächeln verwandelte sich in ein Echtes. Dass man ihn heute noch zu Rate ziehen würde, was die Hintergrundgeschichte von Südkoreas Kulturprogramm anging, hatte er nicht erwartet. Sofort ging er alles durch, was er über die Geschichte der koreanischen Musikindustrie wusste und stellte sein Glas ab, während Mr. Jeon sich verabschiedete.

„Also... was wollen Sie hören?", fragte Jeongguk und faltete die Hände, um wenigstens ein wenig Professionalität in seinen Anblick zu bekommen.

Doch Mr. Wang sah gar nicht auf, sondern zog nur ein kleines Blatt aus der Tasche seines Jackets und faltete es auseinander, ehe er es Jeongguk hinschob.
„Tatsächlich hab ich nur eine Frage an dich... wie viel ist dir dein Bruder wert, Jeongguk?"

Auf dem Zettel stand eine Adresse.
Und auf Mr. Wangs Gesicht das hinterhältigste Grinsen, das Jeongguk je gesehen hatte.

„Was habt ihr mit ihm gemacht?", zischte er leise und funkelte Mr. Wang finster an. Jegliche Vorfreude war verpufft und der Angst gewichen, auch wenn er das niemals zugeben würde.

„Noch nichts."
„Und was wollt ihr von mir?"
„Sollte das nicht eigentlich klar sein?"

Jeongguk wurde übel und er hielt sich schnell an dem Tischchen fest, aus Angst das Bewusstsein zu verlieren.
Sie würden ihn umbringen. Daran bestand kein Zweifel.

„Wir lassen dir die Wahl. Du oder dein Bruder."
Mr. Wang war Jeongguk jetzt so nah, dass er seinen warmen Atem spüren konnte. Starr vor Angst jedoch konnte er sich nicht rühren.
„Und falls das immer noch nicht reichen sollte, um dich zu überzeugen... Namjoon und Taehyung sind wieder bei uns. Wohlauf, aber nicht mehr auf unserer Seite und daher genauso nutzlos wie du..."

Jeongguks Atem stockte kurz.
„Bei uns? Also... hier?"
Ungläubig sah er von dem Zettel auf.
„Sie lügen. Namjoon und Taehyung sind in Seoul, Südkorea. Sicher vor euch Psychopathen."

Mr. Wang lächelte gnädig und tippte noch einmal auf die Adresse.
„Wir überlassen es dir, was du damit tust."
Dann drehte er sich auf dem Absatz um und ließ Jeongguk allein und in sich zusammengesunken zurück.










Diese dämliche Crêpe-Torte hat gerade ernsthaft vier Stunden meines Tages beansprucht. Betet, dass sie schmeckt.

The Final Countdown  ⇢  TaekookWhere stories live. Discover now