Kapitel 26

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Zusammen alt werden-etwas, das im Leben eines Jägers nicht möglich war, normalerweise. Erstens, da Jäger oftmals nicht alt wurden, da sie nie früh genug mit der Jagd stoppten und zweitens weil es so schien, als sei es den meisten nicht gegönnt Glück zu finden. Einmal Jäger immer Jäger, kein Ausweg, starr gerade aus auf das Unvermeidliche. Jeder Jäger wusste wie es enden würde. Doch Dean war kein Jäger mehr. Auch wenn er es sich früher immer einredete, es sei sein Job, seine Bestimmung, seine Leidenschaft. Das war es nie, es war eine Lüge, ein Geheimnis, das er nicht aussprechen durfte, weil es sonst war werden würde. Doch irgendwann konnte er es aussprechen, so wie er endlich sagen konnte, dass er nicht nur auf Frauen stand. Alle Geheimnisse, Cas war erlaubt sie zu entdecken, sie zu lüften, so tief hinter die Fassade zu blicken wie noch keiner. Und Deans unglaublicher Charakter, so komplex und so schön offen dargelegt. Nur für ihn.

Sie entschieden sich für ein schönes Haus in Lebanon. Eine ruhige Nachbarschaft, eine tolerante Nachbarschaft. Viele Junge Familien mit Kindern. Es war schön. Es war ein sicheres, wunderbares Leben dort.

Sie zogen, etwa zwei Jahre nach Sams Tod aus dem Bunker. Beide so lebensfroh, glücklich und frei wie noch nie. Freiheit, etwas das Dean nie genoss. Erst war er Soldat und sein Vater der  Kommandant, dann war er Soldat und es kam ihm vor für jeden zu kämpfen, außer für sich selbst. Nie hatte er wegen sich gekämpft, warum auch. Jeder sagte ihm was er tun sollte. Er war auch nie in seinen eigenen Gedanken frei gewesen. Immer verschloss seine wahren Gedanken wie in ein Gefängnis. Er hatte keine Möglichkeit auszubrechen, sah keinen Ausweg endlich frei zu sein.

Und Cas wusste davor auch nicht, was Freiheit bedeutet. Er war Jahre über Jahre Soldat, blinder Befehlsempfänger. Zweifel wurdem ihm brutal wieder ausgetrieben, nie hatte er jemanden, mit dem er diese Zweifel teilen konnte. Bis er Dean fand und sich nach Jahrtausenden endlich jemanden öffnete.
Doch wahre Freiheit erfuhr Cas erst als Dean und er zueinander fanden. Als Dean frei war, war es auch Cas. Und endlich wusste Cas wie er es, Freiheit, definieren konnte: es war nicht nur, dass er machen konnte, lieben konnte, arbeiten konnte, was er wollte, es war vielmehr die bedingungslose Liebe eines anderen, die einen frei machte. Frei von Selbsthass und Selbstzweifel, frei von einer Gruppierung, die ihn vorgaukelte, seine Familie zu sein, frei von schlimmen Gedanken. Frei, sich endlich selbst zu lieben. Die Selbstliebe war die letzte Stufe zu Cas persönlicher Freiheit und war nur durch Deans bedingungsloser, nie endender Liebe zu ihm möglich. Er zeigt ihm den Weg zur Freiheit und Cas zeigte Dean seinen Weg.

Sie lebten das Leben, dass Dean immer verurteilte, obwohl er es selbst so sehr wollte. Er verurteilte es, weil er damals alles an sich verurteilte. Durch den Verkauf der Fahrzeuge im Bunker konnten sie sich das Haus leisten und hatten noch einiges übrig. Beide gingen arbeiten, Dean als Mechaniker und Cas in einem kleinen Laden. Sie arbeiteten wenige Stunde, viel Geld brauchten sie nicht. Sie nutzten lieber die Zeit für sich.

Sie fuhren mit Baby durch die ganze USA, nach Kanda, Dean übetwand seine Flugangst und sie flogen tatsächlich über das Meer. Doch am liebsten waren sie daheim. Zusammen. Nutzten jede gemeinsame Minuten.

Sie gewannen Freunde in der Nachbarschaft, machten Pärchenabende, die manchmal etwas komisch wurden, wenn Cas sich, nach all den Jahren, verredete, und etwas übernatürliches sagte. Sie heirateten, es war eine kleine Hochzeit, eigentlich nur sie Jody und Donna und Claire. Es war wunderschön.
In der Nacht nach dem sie noch einmal Ja zueinander gesagt hatten, lagen sie zusammen im Bett. Wie immer hatte Dean seinen Kopf an Cas gelehnt und strich über dessen Körper. Seine Fingerspitzen strichen leicht über den Jung gebliebenen Bauch, wo sich die Muskeln immer noch deutlich abzeichneten, anders als bei Dean, der etwas zugenommen hatte. Er strich sanft über Cas Lippen und Wangen. Keine neue Falte, seit sie sich kannten. Keine neue Narbe. Dean alterte langsam, doch nicht Cas. Fünf Jahre war Sams Tod her. Dean ging langsam auf die fünfzig zu und auch wenn man es ihm lange nicht ansah, langsam machte es sich bemerkbar. Cas sah immer noch aus als wäre er etwa fünfunddreißig höchsten vierzig.
"Wie können hier nicht ewig bleiben", seufzte Dean auf, nachdem er lange darüber nachgedacht hatte, wie er dieses Gespräch anschneiden sollte.
"Es ist unsere Hochzeitsnacht", meinte Cas leise. Er war nicht der Typ, der gerne Sachen verschob, doch dieses Gespräch wollte er nicht führen, er wusste wo es hinführen würde.
"Wir müssen darüber reden", antwortete Dean.
Cas seufzte, er sah Dean an. In seinen Augen immer noch jung und wunderschön, seine Falten und Narben machten ihn bloß noch attraktiver, noch menschlicher. Cas liebte Deans Menschlichkeit, doch er wusste auch, welche Konsequenzen es hatte, menschlich zu sein.
"Ich denke wir müssen bald umziehen", meinte Cas, irgendwohin, wo er wieder sagen konnte er war zweiunddreißig und Dean achtundvierzig.
"Ich liebe es hier. Ich liebe die Zeit hier, wie sie vergeht, wie in einer anderen Welt, es ist so friedlich. Ich liebe diese Art von Leben, doch ich habe die letzten Wochen etwas vermisst. Die Straße, Cas", sagte Dean.
Geschockt sah ihn der Engel an, Dean dürfte nicht wieder jagen. Doch Dean fuhr fort.
"Ich will nicht jagen, doch ich will noch näher bei dir sein. Und dieses Gefühl hatte ich immer, wenn wir in einem Motelzimmer lagen, wenn wir mitten auf einem kaum befahrenen Highway anhielten und uns einfach den Sonnenuntergang ansahen, weist du was ich mein?"

Cas wusste es. Das Vorstadtleben war wunderschön, doch das Leben auf der Straße, so wie Dean es  beschrieb, was sie erlebten, dass war es, so sollten sie ihre restliche Zeit verbringen er fühlte es auch.
"Ja, das sollten wir tun. Wie früher, nur ohne jagen."
Ja. Einfach zusammen gefasst war es das. Deans zuhause war mittlerweile, schon eine ganze Weile Cas, nicht der Bunker, nicht mal der Impala. Es war Cas, schon immer war er es gewesen. Selbst als er noch nicht bei ihm war, doch damals hatte Dean nirgends das Gefühl zuhause zu sein. Er musste mit ihm zurück, die Straßen befahren, Geld mit Poker und Kreditkarten machen, ab und zu im Auto schlafen, wenn es kein Motelzimmer mehr gab.

Er küsste Cas langsam, er verstand ihn, er fühlte auch so. Es war so gut, so schön und richtig. Sie feierten ihre Hochzeitsnacht angemessen, ehe sie am nächsten Tag das Haus verkauften, das nötigste in den Impala packten und einfach losfuhren ohne Ziel im Kopf, da ihr Herz das Ziel schon vor langer Zeit erreicht hatte.

Fix you-DestielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt