Kapitel 4

984 55 8
                                    

Die nächsten Tage waren sehr schwer für alle. Dean war in seinem Zimmer.  Er aß nichts und trank kaum etwas. Cas wusste nicht wie lang es noch dauern würde bis Dean umfällt. Er hatte unglaublich große Angst um den Menschen.
Er stand die ganze Zeit vor Deans Tür und jedesmal, wenn er spürte, dass Dean schlief, schlich er sich ins Zimmer und ließ sich auf die Bettkante nieder. Deans Schlaf war unruhig, er zitterte, schlug teilweise um sich, doch am meisten verschränkte er die Arme vor der Brust. Er krallte seine Finger in seine Oberarme, als versuche er nicht zu zerbrechen und sich selbst zu halten. Krampfhaft und angespannt. Und immer wenn er dies im Schlaf tat, berührte Cas ihn leicht. Sei es an der Stirn oder am Arm,  Dean beruhigte sich innerhalb von Sekunden und entspannte sich. Der Engel strich ihn dann immer sanft durch die Haare, gab ihm das Gefühl nicht allein zu sein, auch wenn Dean es nicht wusste, dass Cas da war. Dass er schon immer da war für ihn.
Doch leider schlief Dean in den letzten Tagen kaum. Doch der Engel wartete jedes mal geduldig vor der Tür bis er fühlte, dass Dean schlief.

Cas wusste nicht, wie lange es dauern würde bis Dean sich erholte,  ob er sich überhaupt erholte und sich der derweilige Zustand jemals ändern würde. Doch auch wenn es dem Engel schmerzte, Dean jeden Tag ein bisschen schwächer, verletzlicher und zerbrochener zu fühlen, wartete er. Wartete vor der Tür, bis er ihm etwas Trost spenden konnte.
Denn übern Tag lies Dean nicht mit sich reden. Cas und Sam versuchten es jeden Tag. Das gebrachte Essen holten sie beinahe unangerührt jeden Abend wieder ab. Die Getränke häuften sich in Deans Zimmer.

Früher dachten Sam und Cas, es wäre schlimm, wenn Dean seinen Problemen aus dem Weg ging, Doch nun da sie sahen wie es Dean ging, erkannten sie, dass es alles nur Selbstschutz war. Normalerweise lenkte sich Dean nach Schicksalsschlägen mit dem Jagen ab und entlud seine Wut und seinen Schmerz in Alkohol und Frauen.
Jetzt tat er gar nichts und beide wussten nicht was als nächstes passierte, wie Dean handeln würde.
Ob er überhaupt wieder handeln könnte.Cas wusste, dass Bobby Dean sehr viel bedeutet hatte, doch dass der Schmerz so tief saß,  hatte Cas nicht geahnt.

Doch Dean konnte sich nicht so leicht davon erholen. Früher dachte er, er könne alles schaffen, doch ohne Bobby war er verloren. Der einzige Grund, sich nicht umzubringen waren Sam und Cas. Es war nicht so, dass er nicht darüber nachgedacht hatte sich etwas anzutun. Er gab sich die Schuld an Bobbys Tod. Aus völlig irrationalen Gründen fühlte er sich schuldig und verantwortlich, so wie er schon immer verantwortlich war oder dazu gemacht wurde von seinem biologischen Vater. Und mit dieser Last auf seinen Schultern,  dass Gefühl an Bobbys Tod schuld zu sein, das konnte er nicht tragen.

Und er wollte es tun. In den letzten Tagen hatte er oft darüber nachgedacht. Sein Kopf war leer und so hatte eine Stimme ihren Platz gefunden, die ständig schreckliche Gedanken und Erinnerungen wiederholte, Gründe warum Dean Winchester dachte, er hätte es verdient tot zu sein. Doch jeden morgen, wenn Sam und Cas kamen, wusste er, er durfte nicht auf diese Stimme hören, er durfte nicht nachgeben und musste weiterkämpfen. Denn trotz allen hoffte er. Er hoffte auf eine Besserung,  dass  er eines morgens aufwachte und wieder reden konnte oder wieder essen wollte. Oder er sich entschied wieder Menschen in sein Leben zu lassen. Vielleicht war diese Hoffnung selbst schon eine Besserung,  denn im Krankenhaus hatte er diese noch nicht gespürt.

So verstrich ein Tag nach dem anderen. Dean versuchte wirklich, wieder ins Leben zu finden. Doch er schaffte es nicht. Er aß immer noch nichts, trank kaum und duschte viel zu häufig, da er jedesmal, wenn die Wassertropfen seinen Körper herunterrannen,  hoffte, dass sich auch ein Teil seiner Schuld mit abwusch. Seine einzigen Lichtblicke waren Sam und vor allem Cas. Jedes mal wenn er sie sah versuchte er, etwas zu sagen, doch seine Stimme spielte nicht mit.

Es waren bereits drei Wochen seit Bobbys Tod, als Cas zu Dean ins Zimmer trat. Der Jäger lag reglos auf seinem Bett und hörte Musik. Er starrte mit leerem Augen den Engel an. Cas war es mittlerweile gewöhnt, obwohl er sich daran nicht gewöhnen wollte. Es war schwer Dean so leiden zu sehen, seine Gnade war in einen Ungleichgewicht, irgendwas rüttelte an ihr und es war eine schmerzhafte Prozedur. Cas wusste, es war wegen Dean, doch weshalb es so war, konnte er nichts sagen.

Der Engel setzte sich auf die Bettkante und suchte verzweifelt nach Leben in Deans leeren Augen. Er sagte nichts, es gab sicherlich viele Dinge die gesagt werden müssten, doch wie sooft blieben sie ungesagt. Er saß einige Minuten da und überlegte. Er war nicht immer gut mit Worten, manchmal zu ehrlich, manchmal unangemessen und manchmal fehlten ihm die Worte, wenn er sie gebraucht hätte.

Und aus seiner Verzweiflung heraus legte Cas seine Hand auf Deans Hand. Es war anders als es Cas sich immer vorgestellt hatte. Und er hatte es sich oft vorgestellt, wie Dean lächelnd seine Hand nahm, während sie langsam durch den Wald schlenderten und sich immer wieder Blicke zuwarfen bloß um dann errötend wegzusehen. Eine kräftige, warme,  liebevolle Hand.
Das hier war anders. Deans Hand war eiskalt und kraftlos. Und trotzdem war es so viel intensiver und besser, als es sich der Engel je hätte erträumen können. Er verschränkte seine Finger mit Deans und sah ihm in die Augen. Er sah ihn einfach nur an, fast so ausdruckslos wie Dean die letzten Wochen gestarrt hatte. Doch Deans Blick hatte sich verändert.
Erst sah er positiv überrascht aus, doch dann änderte sich sein Blick zu Wut. Er riss seine Hand aus Cas Hand und mit einem plötzlich kraftvollen Anflug schwang er seine Beine über die Bettkante und lief schnell aus dem Zimmer.

Er ließ einen traurigen Cas zurück. Der Engel saß da, unfähig sich zu rühren. Er wusste nicht was er falsch gemacht hatte. Ist er zu weit gegangen? Oder hatte er nach all den Jahren ihre Beziehung grundlegend falsch verstanden? Doch als er Deans Hand berührt hatte, hatte er es deutlich gefühlt. Deans seelische Lasten wurden etwas geringer. Das konnte er sich nicht einfach nur eingebildet haben, doch trotzdem lies er Dean reglos und reaktionslos ziehen, als dieser aus den Zimmer eilte.

Seine Schritte wurden immer schneller. Er rannte mittlerweile schon fast. Er erreichte die Tür des Bunkers und öffnete diese. Endlich war er außen an der Luft. Er atmete tief durch so als ob er einen Marathon gelaufen wäre. Was hatte er nur getan? Mal wieder hatte der Jäger den Engel verletzt, als er seine Hand entriss und ihn wütend ansah. Doch Dean war nicht wütend auf Cas. Er war wütend auf sich selber. Wie konnte er nur so egoistisch sein und diese Berührung genießen? Wie konnte er nur so egoistisch sein seinen Gefühlen nachzugeben? Oft hatte er es sich vorgestellt  mit Cas zu leben. Am Anfang war ihm dieser Gedanke fremd, doch er gewöhnte sich daran, gewöhnte sich an das Gefühl, dass er dabei hatte. Doch niemals würde er sich an seine seelischen und körperlichen Reaktionen gewöhnen, wenn er Cas sah. Nicht nur in seinen Gedanken sondern in echt. Doch niemals dürfte er diesen Gefühlen nachgeben, um Cas willen. Er war Gift, er war nicht gut oder mutig. Er war bedeutungslos, jedenfalls in seinen Augen und Cas hatte sicher jemanden verdient, der ihn nicht ständig verletzte, der ihn nicht in Gefahr brachte, der ihn liebte und ehrte. Doch was Dean nicht wusste, war, dass er schon lang keine Kontrolle mehr hatte. Ihre Beziehung ging zu tief, als dass er sie kontrollieren könnte, als dass irgendjemanden diese kontrollieren könnte.

Fix you-DestielWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu