Kapitel 20

359 17 4
                                    

Es dauerte lange, bis Cas die Kraft fand von Sams Bett wegzugehen, doch er musste jetzt nach Dean schauen. Er wusste nicht wie der Ältere reagieren würde, doch er konnte es sich vorstellen. Dean lag noch immer in seinem, in ihrem Bett. Er war immer noch ohnmächtig. Ein gequälter Ausdruck lag auf seinem Gesicht. Cas setzte sich neben ihn und wie damals, als er schlecht träumte, murmelte er leise enochische Sätze vor sich hin und umfasste dabei leicht dessen Handgelenk. Dean murmelte etwas und wurde langsam wach.

Es dauert nur den Bruchteil einer Sekunde, in dem Dean alles noch mal durchlebte, den Schock, den Schmerz, das Leid und trotzdem erfasste Cas all dies in seinen Augen. Dean konnte nicht anders, er wollte auch nicht anders und er musste vor Cas auch nicht anders, und er begann wieder zu weinen. Sein Körper bebte bei jedem Schluchzer, seinen Augen waren glasig, sein Gesicht hatte jegliche Freude verloren. Er klammerte sich an Cas, er klammerte sich an ihm, da es das einzige war, was er noch schaffte. Und Cas gab ihn diesen Halt, doch Dean merkte, dass er ihn dieses mal mit in den Abgrund riss. Er sah es, er fühlte es. Wenn Cas ihm irgendwann, in irgendeiner Situation keinen Halt mehr geben könnte, könnte Dean nicht mehr.
Und Dean fühlte es, das stolpern, der Engel versuchte mit aller Kraft das Gleichgewicht zu halten, doch Dean hatte ihn so aus der Bahn geworfen, seine Gefühle, seine Seele, dass der Engel es nicht schaffte.

Das brachte Dean noch mehr zum weinen, doch Cas gab seinen inneren Kampf nicht auf. Er umarmte ihn, barg ihn an seiner Brust, obwohl ihm selbst die Tränen von der Wange rollten. Er war traurig, sehr traurig, Sam war sein bester Freund. Doch Deans zerbrochene, fast kaputte Seele warf ihn aus seiner Ruhe, aus seiner Bahn. Er hielt Dean an seiner Brust, ließ ihn nicht los, er kämpfte für beide, er kämpfte für Dean, obwohl dessen Kampf schon verloren war.

Wieder zuckte Deans Körper, Cas Hemd war nass von all den Tränen. Nach langer Zeit blickte Dean auf. Er sah ihn an. Cas betrachtete seine Augen und er sah, was Dean so kaputt machte. Es war Schuld. Dean war traurig, zerstört, doch das Schlimmste war, dass er sich schuldig fühlte, dass sah Cas. Wie sooft nahm er Deans Geischt in seine Hände, hielt alles, was ihm lieb war, was er brauchte zum Leben.
"Dean, bitte. Es war nicht deine Schuld."

Deans Körper wurde von einem erneuten Schlichter durchzogen.
"Doch, ich hätte ihn nicht gehen lassen dürfen."
Er meinte es so, noch nie lastete das Gesicht der Schuld mehr auf seinen Schultern, als in diesem Moment. Er hatte es sich eingestanden, es war real, es ist wirklich passiert und er war Schuld.
"Dean bitte."

Cas sah ihn flehend an, der Engel hoffte so sehr, dass der Winchester verstand, dass es nicht seine Schuld war. Doch er erkannte es an dessen Blick, er war fertig, kaputt. Er brauchte diesen Menschen mehr als alles andere, doch er wusste nicht, was in Dean stärker wiegte.

"Ich habe es gespürt, Cas!"
Dean flüsterte die Worte, er würde so gerne schreien, dass er seine Wut Luft machen könnte. Doch er schaffte es nicht. Es war ihm nicht mehr möglich.
"Ich wusste, es wird nicht gut gehen."
Die Worte waren nur noch ein Hauchen, dass er zwischen den Tränen und Schluchzern herausbrachte.

Wieder klammerte er sich an Cas. Er fiel, immer tiefer, immer weiter. Cas war da, doch er konnte nichts mehr machen. Wieso konnte er ihm nicht helfen? Doch Dean blieb nichts anderes übrig, als sich fallen zu lassen und Cas zuzuschauen, wie dieser verzweifelt versuchte, ihm zu helfen. Er war nicht weit weg, Dean musste nur die Hand ausstrecken, doch es ging nicht mehr. Es ging nichts mehr.

Verloren sah er ihn an.
"Es ist meine Schuld!"
Lautes weinen. Animalische Schreien. Cas wiegte Dean hin und her. Es zerbrach ihn, etwas zerbrach in ihm, nicht nur der Teil von Dean. Er merkte es, der Anblick, die Liebe seines Lebens und noch so viel mehr, ihn so zu sehen, es machte ihn kaputt.
Doch er kämpfte weiter, denn noch war Deans Seele nicht komplett erloschen, noch gab es etwas für das es sich zu kämpfen lohnte. Es musste immer etwas geben, und Cas sah es vor sich. Er drückte Deans Schopf sanft an sein Schlüsselbein, hielt ihn so fest er konnte. Langsam begann er wieder ihn hin und her zu wiegen, streichelte ihn sanft durch die Haare.
Er würde ihn nicht loslassen, solange Dean ihn bei sich haben wollte.

Fix you-DestielWhere stories live. Discover now