Kapitel 18

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Angespannt saß Dean immer noch in der Küche. Er rührte sich einige Zeit nicht. Irgendwann ergriff Cas Deans Hand.
"Enstpann dich. Sam hat das im Griff."
Dean nickte, atmete tief durch und entspannte sich ein bisschen. Er brachte ein zögerliches Lächeln zustande und sah Cas an.
"Ja wahrscheinlich hast du Recht."
Er umgriff die Hand des Engels und zog ihn hoch. Er nahm Cas Gesicht in seine Hände und sah ihn lange in die Augen. Schließlich, als er das gefunden hatte, was er gesucht hatte, schloss er seine Augen und küsste den Engel. Als er sich löste, waren beide wie immer etwas außer Atem. Ihre Körper reagierten schnell aufeinander. Herz klopfen, sie konnten sich schnell aus der Ruhe bringen, doch gleichzeitig waren sie der Ruhepol des anderen. Sie waren nach jeden längeren Kuss außer Atem, als würden sie die Welt um sich, und somit auch das Atmen vergessen.

Dean zog Cas in den Hauptraum des Bunkers an den Kartentisch. Sie setzten sich. Auch wenn Dean vorgab, ruhig zu sein, sah Cas, dass es nicht so war. Seine Augen schmimmerten unruhig, seine Blick war nicht länger als nötig fixiert, seine Schultern waren angespannt, Dean war angespannt.
"Dean, es ist Ok. Es ist Ok, wenn du dir Sorgen machst." Wieder reichte er Dean die Hand und drückte sie.
Dean nickte.
"Es ist nur Cas. Mein Gefühl, ich hätte mitgehen sollen. Aber ich wollte nicht, aber ich wollte auch nicht, dass er alleine geht."
Dean versuchte seine Lage zu erklären, auch wenn er es sich nicht eingestehen wollte, er fertig mit der Jagd, er wollte ein richtiges Leben und er war noch nie so nah an einem richtigen Leben wie momentan. Eigentlich wusste er nicht, was ein richtiges Leben war, da er nie eins hatte. Doch das, all das, mit Cas, das fühlte sich an wie leben.

"Ich versteh dich, Dean."
Cas antwortete ihm sofort. Er wusste was Dean meinte, verstand alles. Verstand Dean. Er sah, fühlte was in ihm vorging. Doch solange Sam unterwegs war, würde er die Angespanntheit nicht von Dean nehmen können. Doch er ließ Dean nicht allein in dieser Situation. Er gab ihn die Bestätigung, dass alles gut war, dass er richtig handelte, dass er ihn verstand, dass es Ok war, Angst zu haben, und Zweifel.

Lange saßen sie da. Dean kam es wahrscheinlich noch länger vor als Cas. Sie waren beide still, sagten nichts, sie warteten bloß. Es war eine Qual, nichts zu tun. Dean machte sich Vorwürfe, da er seinen Bruder alleine lies. Doch er sagte nichts. Cas wusste es wahrscheinlich schon.
Plötzlich klingelte Deans Handy. Er sprang auf, obwohl sein Telefon direkt vor ihm lag. Der Bildschirm zeigte den Namen 'Sam'.
Sofort nahm Dean an.
"Sam ich.."
Doch weiter kam er nicht, er hörte einen Schuss, er hörte etwas umfallen und Sams Stimme.
"Dean."
Dann war Ruhe. Geschockt saß Dean da, handlungsunfähig. Doch Cas war konzentriert. Er sprang auf und zog Dean mit sich, der langsam aus seinem Schock erwachte.

"Scheise Cas. Ich hab's gewusst und ich hab ihn einfach gehen lassen. Scheise."
"Dean. Du darfst dir keine Vorwürfe machen, was jetzt zählt ist, dass wir helfen."
Dean nickte und sie rannten in die Garage. Er hatte Angst. Seit der letzten Jagd mit Cas hatte er nicht mehr so eine Angst gehabt, doch hier kamen auch noch Panik und Schuld dazu. Er hatte Sam im Stich gelassen und jetzt, jetzt war er in Gefahr.

Cas und Dean stiegen in den Impala, Sam hatte ein anderes Auto aus der Garage genommen. Der Motor heulte auf und sie fuhren los. Es war ja nicht weit entfernt, gleich in der nächsten Stadt, Sam hatte ihm bevor er gegangen war, den Weg beschrieben. Es waren eine der schlimmsten vier Minuten, die Dean jemals in diesen Auto verbracht hatte. Er hatte schon viel Schmerz und Schuld mitherumgefahren, doch meistens ging es nicht um seinen Bruder. Die gleiche Schuld und den gleichen Schmerz hatte er nur verspürt, wenn mit Cas etwas war. Doch da hatte es sich anders angefühlt, jetzt wusste er natürlich warum.

Mit 40 km/h zu schnell fuhr Dean die Straße zu einem alten Lagerhaus. Er hatte Angst, er musste endlich zu ihm kommen, er musste helfen. Ihm durfte nichts geschehen. Er wusste nicht, ob er das verkraften würde. Sie stiegen aus und öffneten den Kofferraum, um alles nötige herauszunehmen. Silberkugeln, Silbermesser, Engelsklinge. Sie rannten zum Eingang und öffneten ihn dann leise.
Dean betete, dass Sam nichts geschehen war, dich der einzige der sein Gebet empfing war Cas, und der wusste es auch nicht. Immer wieder hörte er die Worte von Dean in seinem Kopf.
'Bitte geht's ihm gut. Bitte lass ihn leben.'

Cas würde alles daransetzen, dass es so war. Langsam und leise durchstrichen sie das Gebäude. Es war groß und sie konnten den Kampf, der wahrscheinlich gerade im Gange war, nicht hören und somit auch nicht lokalisieren. In Dean kroch jetzt nicht nur die Angst um Sam hoch, sondern auch um Cas, obwohl dieser sehr viel schwerer zu töten war. Doch wenn Sam ihre Hilfe brauchte, waren es wahrscheinlich mehr als zwei Werwölfe.

Sie gingen durch eine Tür, sahen sich im Raum um. Es sah alles normal aus, doch Cas deutete auf etwas. Alles war verstaubt, nur auf einen kleinen Schränkchen stand eine Lampe, auf der man Fingerabdrücke sehen konnte und die erst vor kurzem leicht verrückt worden war. Das heißt, es war kürzlich jemand hier. Sie waren auf den richtigen Weg. Die Angst, die Schuld durchsetzte Deans Körper. Er war kaum in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen, doch er musste ruhig bleiben. Seine Beine zitterten bei jeden Schritt, sein Kopf wog schwer auf seinen Schultern. Er hatte Angst. Er hatte wahrlich Angst, etwas, dass er bis vor einigen Monaten nicht spürte. Er kannte das Gefühl der Angst nicht wirklich, dass des Schmerzes, des Leides, des Verlusts, der Schuld, dass kannte er. Doch er hatte fast nie Angst, denn wenn man nichts zu verlieren hatte, hatte man keine Angst. Er hatte Angst, als Sam von dem Gelbäugigen entführt wurde, er hatte Angst, als Cas einfach so verschwand, doch es lag einige Zeit zurück, dass er Angst hatte und deshalb war es so ungewohnt für ihn.

Sie durchquerten den nächsten Raum und den nächsten. Doch dann hörten sie Stimmen. Dean legte einen Finger auf die Lippen, doch Cas sagte sowieso nichts. Ja eindeutig. Es war Sam. Und er lachte. Wieso lachte er? Plötzlich durchströmte Dean eine Welle der Erleichterung, auch Cas lächelte leicht, als er verstand,  was los war. Sie liefen die restlichen Meter zum nächsten Raum und öffneten diesen. Sam und Rick standen  dort und lachten, vor ihnen vier tote Werwölfe.

"Hey Dean. Sorry, es ist alles gut."
Die Erleichterung war seinem Bruder anzusehen.
"Oh scheise bin ich froh das nichts passiert ist."
Dean lächelte, er war überglücklich.
Er wollte auf seinen Bruder gehen und ihm umarmen. Doch plötzlich schnellte Cas Arm vor, sodass Dean nicht vorbeikonnte. Gespielt empört sah er den Engel an, doch dieser blickte auf Sam und schrie.
"Runter!"
Es passierte alles so schnell. Deans Gesichtsausdruck wechselte von empört zu panisch, Sam versuchte noch wegzukommen,Cas rannte los, doch er war nicht schnell genug.
Die Tür flog auf.

Zwei Schüsse.

Ein lauter Schrei von Dean, wie der eines Tieres, dass tödlich verwundet wurde.

Zwei Körper die auf den Boden fielen, wie leblose Puppen, die in sich zusammenfielen, wenn man sie nicht hielt.

Fix you-DestielWhere stories live. Discover now