Kapitel 25

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Es dauerte lange bis wieder Normalität eintrat. Wobei, es war keine Normalität mehr, es würde nie mehr normal sein ohne Sam. Doch ihre Liebe war noch stärker als jemals zuvor. Jeder Tag tat weh, doch es wurde besser, jeden Tag.
Dean konnte nicht mehr lächeln, eine lange Zeit konnte er das nicht mehr. Er konnte etwa ein ganzes Jahr nach Sams Tod nur lieben. Er erinnerte sich sooft, als er abdrücken wollte, doch nicht konnte, da er Cas in sich spürte. Und er wusste der Engel würde seinen Tod nicht überleben.
Er musste nicht leben, eigentlich konnte er nicht mal leben, doch er wollte, er wollte solange leben wie möglich, für Cas. Er wusste der Engel würde ihn nie verlassen.

Das erste Jahr war schwer. Dean liebte Cas in dem Jahr nicht körperlich, er lächelte nicht, er war traurig, und selten zum reden aufgelegt, er lag viel in Bett und aß nicht besonders viel. Er wollte nur Cas um sich haben, er war der einzige den er in diesem Jahr sah. Er ließ sich umarmen und beschützen, er schlief jeden Tag an dessen Brust ein und wachte dort auch wieder auf. Und Cas nahm es hin, er nahm alles hin, da Deans Leben soviel wert war, dass es ok war. Er wusste es würde dauern, er wusste nicht wie lange, doch dass Dean lebte war ein Wunder. Deshalb würde er jede Zeit akzeptieren. Und zum ersten mal in Deans Leben verarbeitete er den Tod eines Geliebten Menschen richtig. Er nahm sich Zeit zum trauern, etwas, dass er niemals zuvor gemacht hatte. Er zeigte offen seine Emotionen und weinte und er wusste, es war gut, dass er es fühlte. Und Cas war da, er hielt ihn, und liebte und verehrte ihn ohne Kompromisse. Er verließ ihn nur, wenn er Essen besorgte, dass war immer die schlimmste Zeit für Dean, auch wenn es nicht lange war. Vorallem wenn er aufwachte und Cas nicht da war, da der Engel oft ging solange Dean noch schlief. Jedes mal in solchen Situationen bekam er wieder diese Angst, Angst davor verlassen zu werden. Doch Cas kehrte immer zurück. So wie von Anfang an, jedes mal kehrte er zu Dean zurück, auch wenn er es nicht verdiente.

Als er ihn aus dem Bunker warf wegen Gadreel, als Cas am verletzlichsten war, als er erfuhr wie es war ein Mensch zu sein und mit so viel zu kämpfen hatte. Doch schon kurze Zeit später als er bei Kräften war Dean half das Kainsmal loszuwerden, obwohl Dean ihn so verletzt hatte.
Als er ihn schlug, mitten im Bunker, als er ihn trat und beinahe tötete und Cas sich nicht mal richtig versuchte zu verteidigen. Als er kurz darauf verflucht wurde, als Dean geheilt wurde. Und er es schaffte zurückzukommen.

Ja Dean hatte lange Angst selbst von ihm verlassen zu werden, obwohl sie ein Paar waren, obwohl Cas nur einkaufen war, obwohl der Engel ihm sooft bewiesen hatte, dass Dean zu verlassen, das Schwerste war, was ihm widerfuhr und er immer wieder zurückkam. Und Cas verstand, verstand die Angst, die er hatte alleine zu sein, ohne irgendjemanden, und er wusste es würde dauern.

Es dauerte ein gutes Jahr. Vielleicht auch etwas länger. Cas fuhr mit dem Impala zum nächsten Supermarkt und kaufte ein. Ihre Vorräte gingen zu Neige, weshalb er ziemlich viel kaufte. Er hoffte, er würde heimkommen, ehe Dean aufwachte. Das erste mal als er heimkam und Dean schon wach war, saß der Winchester zusammengekauert in der Ecke und weinte. Die Angst, die er in den Augen trug, versetzte dem Engel einen Stich.
Die nächsten Male verliefen kaum besser, außer dass er da meist im Bett blieb.

Doch an diesen Tag war es anders. Er trug die Einkäufe in den Bunker Richtung Küche. Schon kurz davor roch er es. Pfannkuchen. Leise lief er weiter Richtung Küche. Und tatsächlich, Dean stand mit dem Rücken zu ihm am Herd und backte Pfannkuchen. Cas wusste nicht was er tun sollte, er fühlte ein Glück, dass er noch nie gefühlt hatte. Er stellte die Einkäufe ab und lehnte sich an den Türrahmen. Umso länger er still zusah umso glücklicher wurde er. Eine stille Träne floss über seine Wange die er gleich wegwischte.
"Dean", sagte er, tief und ruhig.

Dean drehte sich um-und lächelte.
"Guten Morgen", flüsterte der Winchester, doch Cas hörte ihn. Der Engel war wahrscheinlich noch nie so glücklich und er wusste nicht, ob er Dean jemals so geliebt hatte wie jetzt. Ein bekanntes Gefühl, da jede Stunde, die sie zusammen verbrachten, sie enger zusammen brachte.

Dean sah das Glück, die Freude in Cas Augen und lächelte noch mehr. Es tat weh nach all der Zeit, doch war es trotzdem nicht unangenehm. Obwohl Dean wusste, dass Cas ihn niemals verlassen würde, gab es vor allem nach Sams Tod eine Stimme, die ihn Gegenteiliges einredete. Deshalb hatte er immer solche Angst, als Cas früh nicht da war. Doch an diesem Morgen, als er erwachte, verstand er es endlich. Er hatte die Sicherheit, dass Cas zurückkommen würde. Er wusste nicht, woher dieses Gefühl kam, doch er wusste es. Er hatte immer die Sicherheit, dass Cas da war, dass verstand er jetzt. Er würde und dürfte Cas niemals selbstverständlich nehmen, keine Sekunde seines Lebens, doch trotzdem wusste er, dass er ihn für immer bleiben würde.

Mit drei schnellen Schritten durchschritt er die Küche und zog den Engel in einen kraftvollen Kuss, der beide atemlos machte, der erste seit langem. Und es fühlte sich so gut an, so richtig, und Dean wusste, jetzt konnte ihr Leben beginnen, ein glückliches Leben, ein Gutes. Er spürte es einfach, er hatte es geschafft zu verarbeiten, so viel und Cas war da, egal wie schwer es war und jetzt würde das Leben sie dafür belohnen.

"Ich liebe dich", hauchte Dean gegen Cas Lippen. Cas lächelte.
"Ich dich auch", antwortete der Engel und küsste ihn nochmal. Und nochmal. Und dann vergaßen sie die Pfannkuchen und gingen in Deans, nein, in ihr Zimmer und liebten sich. Auf jede erdenkliche Weise liebten sie einander, es war unbeschreiblich.
Es dauerte lange, sie behandelten den anderen wie immer wie den größten Schatz der Welt. Vorsichtig und langsam, lange Berührungen, Blicke, die unendlich andauerten. Perfektion.
Als sie fertig waren, lag Dean an Cas Schultern und ließ seine Finger immer wieder vom Bauchnabel bis zur Brust wandern.

"Wie hast du es geschafft?", fragte Cas.  Eine vage Frage, doch Dean wusste sofort, was Cas meinte.
"Ich wusste einfach, dass du zurückkommst. Dass ich nie mehr alleine sein werde."
Cas nickte, natürlich, das war es.
"Und was machen wir jetzt?", fragte Cas.
Mit einem Leuchten in dem Augen, das Cas noch nie an Dean gesehen hatte, antwortete dieser.
"Leben", er sagte es mit so einer Überzeugung, mit so viel Freude und Liebe, ein Wort, dass keine Kompromisse zuließ, jedenfalls nicht für sie beide. Und Cas sah den Jäger an und sah es. Dean war frei, trug keine Last mehr auf den Schultern, trug keinen Hass mehr in sich und fühlte kein Leid mehr in seinen Herzen, und das war das schönste, das er je gesehen hatte. Ein Dean, der ihn noch bedingungsloser lieben konnte, als er schon die letzten Jahre tat. Ein Dean, mit dem er ein gutes Leben führen konnte, ein glückliches, normales und doch so unnormales Leben. Da ihre Liebe nicht normal war. Und so verbrachten sie den ganzen morgen, an dem sich ihr beider Leben mal wieder um hundertachtzig Grad wendete, zusammen im Bett und liebten sich und bejubelten das Leben auf ihre Art und Weise.

Fix you-DestielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt