Kapitel 11

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Dean wachte am nächsten Morgen auf. Das erste was er sah, waren die blauen Flammen in Cas Augen. Er sah sie sich lange an, der Sturm in seinen Augen, der Brand der alles verwüsten könnte. Sie standen nicht auf und sagten nicht schon wieder 'Ich liebe dich'. Das, was solange ungesagt blieb, sollte nun nicht einfach zur Gewohnheit werden. Es sollte seine Besonderheit nicht verlieren, obwohl es dies wahrscheinlich auch nicht tat, wenn man es jeden Tag wiederholte. Denn ihre Verbindung, ihre Liebe war ein Wunder. Ein Wunder ist etwas unglaubliches, etwas, woran man nie die Faszination verliert. Doch ein solches Wunder, welches so offensichtlich war, durch jede Handlung, jeder Blick, musste einfach nicht auch noch ausgesprochen werden.

Das einzige war ein langer Kuss. Cas hielt Deans Kopf in seinen Händen, er liebte es, seine Welt in seinen Händen zu halten. Dean legte die Hände auf Cas nackter Brust und schmiegte sich nach dem Kuss an den Engel. Er hörte dessen Herzschlag zu, nahm seinem eigenen Puls. Synchron, selbst ihre Herzen schlugen im selben Takt. Dean lächelte leicht, als er dies spürte, aber wie könnte es auch anders sein. Sie waren immerhin ein Teil voneinander.

Dieser morgen war anders, als jeder morgen, den der Winchester je erlebt hatte, er war anders, als jeder andere Morgen, nachdem er Sex hatte. Denn sie haben nicht nur miteinander geschlafen, sie haben Liebe gemacht. Dean hasste diese Bezeichnung, früher jedenfalls. Zufällige Aufrisse, dass war keine Liebe, es war nicht mal intim. Am nächsten morgen hatte man so schnell es ging sich verabschiedet, sich nie mehr gesehen, selbst wenn Nummern getauscht wurden. Hier war es anders. Dean wollte nicht weg, wollte so lange wie möglich hier bleiben. In diesem Raum, die Luft noch stickig, aufgeheizt von letzter Nacht. Der Geruch des Raumes erinnerte ihn an letzter Nacht.

Der Schmerz der Tage und Wochen davor, der Schmerz, den Dean nach seinem Verbrechen verspürte schien weg. Ein lang vergangenes Verbrechen, nicht die Schuld des Jägers. Der Charakter geprägt von der Umwelt, von anderen Personen. Dafür war aus Dean wirklich ein starker Mann geworden. Schläge, Verbrennungen, die ständige Enttäuschung in den Augen seines Vaters, die Enttäuschung die ihn jeden Tag aus dem Spiegel ansah, die darauffolgende passiv-aggressive Haltung gegenüber jeden, außer seinem Vater. Die Angst die er verspürte, das Leid, schon seit Kindheitstagen. Nach all den Rückschlägen und Verletzungen ein netter Mann geworden. Doch manchmal schlugen diese Erinnerungen aus Kindheits und Jugendtagen wieder hoch, der verdorbene Charaktar, der ihm antrainiert wurde, welchen er doch, bei jeder Möglichkeit ablegte. Dies endete dann in einer Bar mit Alkohol und Frauen und manchmal, nur manchmal, endete es in einer sehr blutigen Jagd, nach der er dann Angst vor sich selbst hatte, Angst was aus ihm geworden ist, was aus ihm wird.

Dean Winchester, der Jäger, ein unglaublich guter Mann, immer kämpfend für seine Familie, für das Gute, obwohl alles was ihm wiederfuhr nicht gut war. Der ständige Kampf mit sich selbst, die Angst, dass er einmal zu dem würde, was er jagte. Der alles überstand, die schwierigste aller Aufgaben, sich selbst zu überstehen, alle Höhen und Tiefen zu überleben, und es gab mehr Tiefen als Höhen, und diese Tiefs waren nicht mit einen Teenager vergleichbar, der weinte, weil seine Freundin Schluss gemacht hatte. Nein, Dean Winchester war der Mann, der wirkliches Leid erlitt. Es schien wenig Hoffnung für diesen zu geben. Bis zu jenem verhängnisvollen Tag, der 18te September. Als ihn der Engel rettete. Zum ersten mal trat jemand in sein Leben, der sein Leben für ihn aufs Spiel setzte für sein Wohl. Zuerst noch als Auftrag, doch bald schon als Freund, als Begleiter, als alles, was der Winchester hatte, um zu glauben, dass er gut war, das er gerettet werden konnte, dass er es wert war. Cas war der einzige, der ihn daran erinnerte, dass es jemanden gab, dem er wertvoll war. Wenn er Sammy sah, sah er nur seine eigenen Fehlschläge, konnte das Gute, dass der Jüngere dem Älterem immer zeigen wollte, nie sehen. Nur Bobby gab ihm etwas Spaß am Leben, doch die Treffen wurden seltener und der alte Jäger lies nach.

Es war schon immer besonders zwischen den beiden. Doch trotz allem brauchte Dean lange um zu verstehen. Als Cas für ihn rebellierte war er so stolz und glücklich und fühlte sich wertvoll. Doch es dauerte noch viel länger. Langsame Annäherungen über eine lange Zeit. Ein gemeinsamer Besuch in einem Freudenhaus, es war einer der witzigsten Abende für Dean seit langem. Cas, der eine Nacht an der Straße stand und auf ihn wartete, niemand sonst tat dies. Die Kämpfe, die sie zusammen gegangen sind, auf dem Weg zur Apokalypse. Als Cas zum ersten mal ihre tiefe Verbindung ansprach. Als er für Dean Lisas und Bens Gedächtnis löschte, obwohl ihr Vertrauen damals aufgebracht war, wobei, dass war es nie. Dean hörte auf seinen Kopf, und der rationale Teil in ihm wusste, dass es falsch war, dass Fegefeuer zu öffnen. Doch sein Herz vertraute dem Engel die ganze Zeit, da er es nur für Dean tat. Als er ihn ein Jahr verloren hatte und nicht mehr wusste, wie es weitergehen konnte, als er begann auch am Tag, während ihrer Fälle zu trinken. Und als er Cas fand, das höchste Glück, dass aber nicht lange anhielt, als er merkte, dass es nicht sein Cas war. Als er Sams Schmerzen auf sich nahm, wieder für Dean.

Als er selbst in diesem desolaten Zustand Dean in jede Schlacht folgte, wo er doch eigentlich nur Bienen betrachten wollte. Als sie im Fegefeuer landeten und Cas ihn verließ. Ein Jahr suchte er den Engel, er könnte nicht anders, er brauchte ihn. Als er ihn fand, am Fluss, das ganze Blutvergießen bis dahin war es wert ihn zu sehen. Ihre erste Umarmung, Cas wusste nicht was er tun sollte, stand reglos da, doch Dean drückte ihn so fest er konnte, wollte nie mehr loslassen. Er konnte nicht mehr loslassen, deshalb gab er auch alles, Cas aus dem schlimmen, doch reinsten Ort weg zu bringen, erschaffte seine eigene Erinnerung, dass es seine Schuld war, weshalb der Engel es nicht schaffte. Er konnte nicht damit leben, könnte niemals damit leben, dass Cas ihn nicht wollte. Doch Cas wollte ihn mehr als alles, es war die schwerste Entscheidung seines Lebens Deans Hand loszulassen. Dagegen schien der Kampf gegen Naomi fast leicht. Als Dean vor ihm kniete, sich endlich dem Engel öffnete, seine Gefühle so offen wie seit Jahren nicht zeigte, wie könnte er da dem Winchester noch was antun. Sie überlebten zusammen das Kainsmal, Cas der Dean nach einer furchtbaren Jagd in den Arm nahm, der ihn heilte und der ihn auffing. Der sich verprügeln lies, nachdem Dean die Stynes tötete. Er konnte keine Hand gegen ihn heben, schaffte es einfach nicht den Winchester zu verletzten, lieber wäre er gestorben. Ja Cas folgte Dean in jeden Kampf, zeigte ihm was es hieß, sich wertzuschätzen, wie es war wertgeschätzt zu werden, zu jeder Zeit egal welche Entscheidung er traf. Cas war da, war da für ihm, für alles.

Der Engel hatte den Jäger geheilt, hatte ihn diesen Schmerz genommen, hatte ihn jedesmal gefangen, als er gefallen ist. Der mehr war, als es der Winchester je in Worte fassen könnte.

Sie lagen da, still nebeneinander jeder seinen Gedanken nachjagend, jede ihre gemeinsame Geschichte durchspielend.
"An was denkst du?"
Der Winchester blickte den Engel fragend an.
Dieser schaute lächelnd zur Tür.
"Ich denke daran, als mein Leben begonnen hat."
Und wieder begannen Cas Gedanken, zum dritten mal diesen Morgen, an jenen verheisungsvollen 18ten Septemeber.

Fix you-DestielWhere stories live. Discover now