Kapitel 25 - Arya

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Arya hatte Hausarrest schon immer gehasst.

Und sie hatte es schon immer gehasst am Stand ihrer Mutter beim Aufbau für das Pfirsichblütenfest aushelfen zu müssen, an dem sie Getränke und kleine Snacks für ihre Nachbarn anbot, die sich in der prallen Sommersonne damit abmühten ihre Stände aufzubauen und zu schmücken und nicht so wie sie einen perfekt in Einzelteile zerlegten Stand im Gartenschuppen stehen hatten, den ihr Vater einmal gebaut und jedes Jahr aufs Neue wieder zusammenbaute.
Nicht, dass sie etwas dagegen hatte draußen zu sein, doch es hatte sie schon immer genervt an dem Stand zu stehen und irgendwelche Leute begrüßen zu müssen, die vorbeikamen und sie in die Wange kniffen, ihr die Haare zerwuschelten und ihr erklärten, wie groß sie doch geworden sei.
Vor allem nicht, wenn sie dabei die Sachen tragen musste, die Sansa für sie herausgelegt hatte und die meistens aus einem hübschen Sommerkleid mit passenden Sandalen bestanden hatten, die Arya sich am liebsten von den Füßen gerissen und in einer selbstgebauten Steinschleuder verwertet hätte.
Doch in all den Jahren war sie der Meinung gewesen, dass Aushelfen beim Stand etwas Besseres war, als in ihrem Zimmer sitzen zu müssen, weil ihre Mutter wieder einmal gewisse Beweggründe für gewisse Handlungen nicht verstand und deswegen der Meinung war, man müsse sie dafür bestrafen... in all den Jahren...

Jedenfalls war das gewesen, bevor Tante Lysa sich zu ihr gesetzt hatte, weil sie einen großen Sonnenschirm aufgestellt hatten und es einer der wenigen Plätze war, wo man gleichzeitig im Schatten sitzen, Robyn beaufsichtigen und zu ‚Probierzwecken', wie sie es nannte, ein Stück Kuchen nach dem anderen verdrücken konnte.
Natürlich nicht, ohne ihr dabei ein Ohr über die neuesten Gerüchte im Dorf abzukauen, die Arya entweder kannte oder die sie nicht interessierten.

Und dieses Mal ging es, wie sollte es auch anders sein, wenn ihre Tante ganz genau wusste, dass die einzige Option ihr zu entkommen ihr vollkommen überhitztes Zimmer war (was Arya inzwischen beinahe verlockender schien), um die Niedertracht der Lannisters, das Thema, das sie im Moment am allerwenigsten hören wollte, nachdem die Lannisters ihr all das eingebrockt hatten.
„... und schon in der Schule war sie so eine Hexe! Unser jüngerer Bruder, dein Onkel Edmure, war furchtbar in sie verknallt! Natürlich...", Lysa lachte einmal laut und künstlich auf, sodass Kuchenkrümel in Aryas Richtung flogen, „wer wäre das nicht! Sie war ein Miststück, Arya, aber sie sah nicht schlecht aus, das muss man ihr lassen!"

„Hm...!", grummelte Arya, den Blick über die Straße gerichtet, auf die Leute rege von links nach rechts liefen und es ihr deswegen schwer machten Cersei zu observieren, das einzige bisschen Spaß, das sie sich von diesem Tag erhofft hatte und selbst das war dabei sie bitter zu enttäuschen.
Denn Cersei machte nichts.
Weniger als nichts.
Nun gut, sie stand hinter ihrem Stand und ließ sich die Sonne auf ihr ach so strahlend goldenes Haar scheinen.
Ab und an unterhielt sie sich mit Sansa, die auf dem Stuhl hinter ihr saß und ebenfalls nichts tat, als ab und an einem Kunden etwas zu Trinken aus dem Laden zu holen, doch ansonsten stand sie einfach nur da, lächelte, wechselte ein paar Sätze mit den Leuten, die an ihren Stand kamen, um eines ihrer Törtchen zu kaufen und war so sauber und perfekt wie sonst.

„Es schmerzt mich sehr, dass deine Schwester anscheinend Anstand nicht mehr von Maßlosigkeit unterscheiden kann!", kommentierte Lysa bitter, die Aryas Blick auf die andere Straßenseite gefolgt war.
„Und, dass sie solche Kleidung trägt! Ich weiß ja, ihr seid alle jung, aber ihr solltet wirklich etwas Anstand haben und euch nicht so kleiden, wie...!"
Sie ließ den Satz offen, doch selbst wenn sie es nicht getan hatte, hasste Arya sie dafür.
Sie hasste ihre Tante wirklich und wenn es nur war, weil sie einmal, für einen winzig kleinen, kaum merklichen Moment, zugeben musste, dass sie mit dem was sie Cersei Lannister anlastete Unrecht hatte.
Komplett.
Denn ja, es mochte sein, dass es vollkommen lächerlich war, dass Cersei und Sansa die gleichen Kleider, nur in anderen Farben trugen (und Arya hoffte inständig, dass es sich um einen Zufall handelte, ansonsten blieb ihr leider nichts übrig, als bei der Zeitung anzurufen und sie zu bitten eine Hochzeitsanzeige zu drucken, auch wenn sie genau wusste, was für einen Ärger ihr das einbringen würde), aber sie waren vollkommen okay...
Zumindest wesentlich okayer, als das, was ihre Tante Lysa auf den Bildern trug, die sie Mr. Baelish über Social Media schicken wollte und dabei leider nicht ganz auf dem Schirm hatte, dass sie die Bilder nicht verschickte, sondern hochlud, sodass die ganze Welt sie sehen konnte.

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