Kapitel 17 - Sansa

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Langsam hob Sansa den Kopf, um die Tabletten in ihrer Hand nicht mehr sehen zu müssen, nur um in den Spiegel zu blicken, tränenüberströmte Wangen und rotgeweinte Augen zu sehen.

Ein knallrotes Gesicht und einen Körper, der...

Sie schüttelte den Kopf, schluchzte leise, während sie versuchte ihre Augen wieder in die Augen ihres Spiegelbildes zu richten, mit der stummen Hoffnung, dass der Anblick ihrer Augen vielleicht noch erträglicher sein würde, als der Rest. Ihre Augen hatte sie immer gemocht, so hübsch unschuldig und tief Blau.

Sie hatte die Augen ihrer Mutter, hatte ihr Vater immer gesagt und dann ihrer Mutter oder ihr zugelächelt, ohne zu verstehen, wie viel Sansa dieses Kompliment bedeutet hatte, war es doch eines der wenigen Dinge, die er an ihrem Aussehen zu bemerken schien... und eines der wenigen Komplimente, bei denen auch ihre Mutter ein wenig errötete und gar nicht daran dachte davon anzufangen, dass er das doch nicht ständig sagen musste, denn ihre Tochter wusste gut genug wie wunderbar sie aussah.

„Eben nicht!", murmelte Sansa ihrem Spiegelbild leise entgegen, starrte jedoch nicht auf seine Lippen, sondern in seine Augen.

Gerötete Augen, sodass das Blau in ihnen viel Heller aussah, als sonst.

Ein wenig Grünlich sogar, wie das Meer an einem der Strände, an denen Margaery im Sommer für gewöhnlich Urlaub machte, während das bei ihren Eltern ja unmöglich war, weil ihr Vater sich doch immer das ganze Jahr auf seine Reise mit den Pfadfindern freute, es für ihre Mutter schon Urlaub genug wäre für zwei oder drei Stunden am Tag die Füße hochzulegen und ihre Eltern sich einig waren, dass die den Tyrells Sansa nicht einfach mitgeben konnten.

„Wie würde das denn aussehen?", fragte ihre Mutter immer entsetzt, wenn Sansa nur fragte, ob sie mit Margaery vielleicht ein Wochenende in Atlanta verbringen konnte... da wollte sie mit einer zweiwöchigen Urlaubsreise nach Malta oder auf irgendeine Insel, von der sie vielleicht wüsste wo sie lag, wenn sie in Geographie nicht immer ihre Nägel lackieren würde, die aber furchtbar exotisch klang, gar nicht erst ankommen.

„Als würden sie sich Sorgen machen...!", schoss es ihr durch den Kopf, doch sie fühlte keine Trauer, sondern nur irgendein stumpfes, dumpfes Pochen, wie von einer Wunde in ihrem Inneren.

Waren das die Tabletten?

Sie wusste es nicht.

Sie hatte keine Ahnung, was das für ein Zeug war, das sie im Zimmer ihrer Brüder gefunden hatte, doch wenn Jon und Robb in ihrem Chaos schon eine Tüte mit der Aufschrift ‚Tabletten' aufbewahrten, dann ging sie schon davon aus, dass es etwas stärkere Medikamente waren, als die Aspirin ihrer Mutter.

Und vielleicht würde das alles ja auch weggehen, wenn sie... Sansa senkte noch einmal den Blick auf die paar Tabletten in ihren Händen und fragte sich, ob sie nicht vielleicht vollkommen wahnsinnig geworden war.

Wie sie eigentlich auf die Idee kam irgendwelche Medikamente zu nehmen, die ihre Brüder in kleinen Plastiktütchen aufbewahrten, auf die sie zumindest Ausdrucke von Packungen geklebt hatten, die einigermaßen vielversprechend aussahen, auch wenn sie die Namen natürlich herausgeschnitten hatten.

„Aber eine rosafarbene Packung...!", murmelte Sansa leise, blickte noch einmal mit Tränen in den Augen in den Spiegel und zwang sich ein mattes Lächeln auf die Lippen, als sie sah, wie die Augen einer jungen, entschlossenen Frau zurückblickten.

Es war nur eine rosafarbene Verpackung mit einem unverkennbaren Symbol... und überhaupt waren es doch nur Mittel zum Abnehmen, für eine schnellere Fettverbrennung, die sie auch schon in Cerseis Badezimmerschrank gesehen hatte, und nichts anderes!

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