Kapitel 10 - Sansa

48 6 0
                                    


Selbst unter der Dusche glaubte sie immer wieder das Klopfen an der Tür zu hören, doch Sansa hatte sich mittlerweile abgewöhnt die Dusche auszuschalten und sich ein Handtuch zu nehmen, um nachzusehen ob draußen jemand stand, der auf die Toilette wollte.

Sie hatte sich extra Zeit gelassen, duschte absichtlich so spät, dass sie wusste, dass alle ihre Geschwister, die nicht vor dem Fernseher saßen oder es verdient hatten zu leiden (also in erster Linie Bran), schon tief und fest schliefen, sodass sie in aller Ruhe duschen und dabei ein bisschen Musik anmachen konnte, ohne dass sie alle fünf Minuten jemand störte, der ins Bad musste.

Wenn Robb oder Theon auf die Toilette mussten, was früher oder später der Fall sein würde, denn sie hatten sich erst um neun Uhr an ihnen vorbei in ihr Schlafzimmer geschlichen und das deutete meist darauf hin, dass sie betrunken waren, Gras geraucht oder sonst irgendetwas angestellt hatten, dann sollten sie nach unten gehen und wenn ihre Mutter dadurch herausfand, was sie getan hatten war das deren Problem und nicht ihres.

Sie hatten sie schließlich auch im Stich gelassen, indem sie einfach so nach oben gegangen waren und sie allein mit ihrer Mutter und Arya an einem Tisch sitzen ließen, die beide kaum mehr ein Wort mit ihr sprachen, seitdem sie bei Cersei...

„Sansa, mach auf!"

Mit einem Seufzen verdrehte Sansa die Augen und schaltete das heiße, entspannende Wasser aus, das bis eben noch auf sie niedergeprasselt war.

Es hatte zwar keinen Sinn Arya anzuschreien sie sollte sie in Ruhe lassen, aber vielleicht, nur vielleicht, verkrümelte sich Arya dann in ihr Zimmer und sie konnte halbwegs in Ruhe zu Ende duschen und sich ein bisschen entspannen.

Nicht, dass die Arbeit sie auslaugen würde.

Die Arbeit war toll, Cersei war genial und erklärte ihr alles gerne auch doppelt und dreifach mit einer Engelsgeduld, wenn sie sich dumm anstellte und ihre Tipps, was Schuhe, Haare, Make- Up und überhaupt alles, worüber man mit ihrer Mutter nicht sprechen konnte, anging waren einfach Gold wert.

Irgendwann war Jaime vorbeigekommen, hatte seine Schwester auf die Wange geküsst, ihr ein paar Blumen mitgebracht und sich dann zu ihnen gesetzt, um sich ein bisschen mit ihnen zu unterhalten, wenn nicht allzu viel Betrieb war.

Es war seltsam, aber irgendwie schien in Cerseis Cafe viel mehr los zu sein, als bei ihrer Mutter und trotzdem schienen sich alle mindestens so wohl zu fühlen wie in der Bäckerei ihrer Familie... und etwas zu kaufen, anstatt einfach nur die ganze Zeit an einem der Tische zu sitzen und zu schwatzen, wie sie es im düsteren, stickigen Laden ihrer Mutter immer taten.

Irgendwann hatte Jaime dann Myrcella von Shireen abgeholt und die Kleine hatte sich mit einem Lächeln auf den Lippen in die Bäckerei gesetzt und ihrem Onkel Jaime bei einem Törtchen (bei dem sie, im Gegensatz zu Arya, nicht die Krümel über den ganzen Teller, den halben Tisch und einen Großteil ihres Gesichtes verteilt hatte) erzählt, was sie und Shireen den ganzen Tag über gemacht hatten.

In einer Lautstärke, die man nicht durch den ganzen Raum hörte und so ruhig, dass Sansa sich beinahe gewünscht hatte...

„Oh, Sansa, ich muss aufs Klo! Jetzt hör auf an Cersei zu denken und es dir selbst zu machen und mach lieber die Tür auf!"

„Ich habe gesagt, dass du abhauen sollst, Arya!", brüllte Sansa so laut, dass sie sicher war, dass selbst ihre Mutter und deren Freundinnen unten es hören konnten. „Geh nach unten aufs Klo, ich bin jetzt hier drin!"

„Aber unten ist auch immer...!"

„Dann geh in den Garten! Das ist nicht mein Problem, wenn du es nicht hinkriegst zu warten, bis ich fertig geduscht hab!", brüllte Sansa wieder durch die Tür, bevor sie in die Dusche zurücktrat.

Westeros ValleyWhere stories live. Discover now