Kapitel 17

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Ablenkung

Wenn die Tage nicht so schnell vergehen würden, wäre ich entspannter, aber ich kam dem Tag an dem ich gehen müsste immer näher. Trotzdem schlief ich die Nächte über ruhig.

Ich war von der Jagd zurückgekehrt und war sichtlich erschöpft. Ich spürte meine Pfoten nicht und meine Beine schienen taub. Dennoch war ich nicht müde. Ich war wach. So wach wie noch nie, denn ich wurde heute Morgen in die Versammlung gerufen. Als ich die Höhle betrat wurde mir kalt. Ich hatte Angst zurückgewiesen zu werden. Tyler kam mir kurz hinter dem Eingang entgegen. Er lächelte aufmunternd.

Ich stand vor einer großen Runde aus Wölfen. Der Alpha und die wichtigsten Betas hatten sich versammelt. Stumm nahm ich meinen Platz ein und senkte meinen Blick. Mein Herzschlag musste zu hören gewesen sein, so laut schlug es in meiner Brust.
"Wir haben uns versammelt um das Ergebnis, der Besprechung über deinen Aufenthalt im Rudel, preiszugeben."
Ich nickte langsam. Gespannt auf ihre Antwort. "Du hast dich eingelebt. Habe ich recht?", fragte einer der Betas. "Ja." "Und du hast regelmäßig gejagt und das Rudel ernährt." Wieder nickte ich. "Nun gut. Kommen wir zum Punkt.", der Alpha gab mir einen strengen Blick bevor er weitersprach, "Du darfst bleiben solange es so weiter geht. Sollten Probleme auftreten werden wir handeln, also benimm dich. Und bitte... Pass auf dich auf selbst wenn du hier im Rudel sicher bist. Du leistest gute Arbeit!" Ich wollte aufschreien, aber das kam wahrscheinlich etwas blöd also lächelte ich und atmete tief durch. "Danke!"

Als ich die Höhle verließ wartete ein kleiner Teil des Rudels auf mich. Tyler und Samira eingeschlossen. Gespannt sahen sie mir in die Augen. "Und?" Samira war unglaublich angespannt. Ich grinste. "Ich darf bleiben."
Als ich den Satz beendete sprang sie auf mich zu und lief aufgeregt im Kreis um mich herum. Es war wie als würde eine Familie dich empfangen. Es tat gut. Tyler saß ein Grinsen im Gesicht welches ich natürlich direkt bemerkte. Er schien ebenfalls erleichtert zu sein.

Am Abend wurde ich aus dem Halbschlaf geweckt und von Tyler entführt. "Wo wollen wir denn hin? Ich muss morgen früh raus du kannst mich nicht einfach im Unwissen lassen!" "Sei leise und hör auf rumzunörgeln. Du kannst ja gerne weiterschlafen."
Als wir den Tannenwald am Rudelplatz verließen wurde ich das Gefühl nicht los, dass wir beobachtet wurden. Aber wer würde jetzt noch wach sein?

Der Mond stand hell am Himmel und die Sterne saßen klar an ihrer Position. "Schließ die Augen. Folge meinem Geruch." Ich tat was Tyler sagte und konnte dabei das Lächeln innerlich nicht loswerden. Ein leichter Wind zog an meinem Gesicht vorbei. Waren wir auf einer Lichtung?
"Öffne sie." Als ich meine Augen aufschlug bemerkte ich wo wir waren. Es war der See in meinem Traum, aber nicht zugefroren. Der Sand am Ufer war noch warm von der Sonne am Nachmittag und der Mond spiegelte sich im Wasser. Was waren das für kleine Lichter? Glühwürmchen? Mit einem Blick nach oben bestätigte sich meine Vermutung. Außerdem erstreckte sich über unseren Köpfen eine Weide. Ihre Zweige waren wie ein Dach.
"Woah.. Es ist wundervoll." Ich setzte mich und beobachtete meine Umgebung mit großen Augen. "Herzlichen Glückwunsch.", er lächelte und stellte sich neben mich. "Das alles hier nur um mir Herzlichen Glückwunsch zu sagen?" Ich musste lachen als ich darüber nachdachte. "Nein nein. Heute Abend ist es auch sehr warm und ich dachte es wäre echt schön hier her zukommen. Außerdem wollte ich dich etwas ablenken.", er wirkte etwas überrumpelt, was mich noch mehr zum schmunzeln brachte.

Nachdem wir die Ruhe etwas genossen hatten kam mir eine womöglich leichtsinnige Idee. "Lass uns baden." Ich erhob mich und schaute zu Tyler. "Was? Meinst du das ernst?" Ich nickte nur. Dann verwandelte ich mich was ihn ziemlich überrascht aussehen ließ. Einige Sekunden später stand ich am Ufer bereit und wartete auf ihn. Ich spürte seinen heißen Atem an meinem Nacken als er hinter mir stand und in mein Ohr flüsterte: "Denkst du nicht es ist etwas kalt.." "Es wird schon gehen." Ich drehte meinen Kopf zur Seite und machte einen Schritt nach dem anderen. Ich stand bis zu den Knöcheln im Wasser als ich seine warmen, rauen Hände auf meinen Schultern spürte. Hatte er Angst? Oder war er sich einfach unsicher..?
Kurz bevor wir bis zur Taille im Wasser standen tauchte er einfach unter und verschwand im dunklen Wasser. Ich hielt nach seinem Kopf Ausschau als ich weiter rein ging und dann tauchte er dicht vor mir wieder auf. Ich erschrak und schlug ihm aus Reflex gegen die Schulter. "Autsch. Etwas mehr Respekt bitte." Ich sah ihn schmollend an. "Dann erschreck mich nicht so du Rüpel!" "Rüpel?!", er hob mich beleidigt hoch und ich schlug meine Augen weit auf. Er trug mich tiefer und ließ mich dann zurück ins Wasser. Nur noch meine Schultern und der Kopf waren zusehen, während er noch seinen halben Oberkörper zeigte. Ich schaute ihn mit zusammen gezogenen Augenbrauen an. "Schau nicht so eingeschnappt, Kleine.", er grinste breit. "Hast du mich klein genannt? In Wolfsform sind wir fast gleich groß! Spar dir dein 'Kleines'!"
Er lachte leicht auf und kam mir etwas näher. "Aber so kommst du nicht an meine Größe ran." "Angeber.", sagte ich und drehte meinen Kopf von ihm weg. Als er mein Gesicht in seine Hände nahm schaute ich hoch in seine Augen. Sie strahlten, aber sein Lächeln war verschwunden. Ich wollte gerade zum Reden ansetzen als er seine Lippen auf meine legte. Ich schloss aus Reflex die Augen und stieß ihn dann von mir. "Wenn uns jemand sieht..", noch bevor ich in der Lage war den Satz zu beenden versanken wir wieder in einem Kuss. Diesmal nicht so zögernd. Was sollte das?

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948 Wörter

PAUSED/ Grace - Auf den Spuren des NordrudelsWhere stories live. Discover now