Kapitel 93 | Heaven

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Ungläubig sehe ich Apríl an und muss erstmal verarbeiten, was sie da zu mir sagt. „Leo... Ich kann mich wieder erinnern." Ihre Worte hallen in meinem Kopf. Wieder und wieder.

Ich nehme ihr Gesicht in meine Hände und presse meine Lippen hart auf ihre. Dabei denke ich gar nicht daran, dass ich ihr wehtun könnte.

Doch sie macht auch keine Anstalten, dass ihr etwas wehtut, sondern erwidert meinen Kuss mit solch einer Intensität, wie ich sie schon lange nicht mehr gespürt habe.

Als ich mich von ihr löse lege ich meine Stirn gegen ihr und schließe meine Augen. Ich atme tief durch und merke, wie sich etwas in mir verändert. Ich fühle mich viel leichter als zu dem Zeitpunkt, wo Apríl ins Koma gefallen ist. Als ihre Erinnerung dann weggeblieben ist, wurde ich fast von allem erdrückt. Doch jetzt... die Sorgen um Apríl flattern wie kleine Schmetterlinge weg und ich kann atmen.

„An alles?", frage ich mit rauer Stimme und entferne mich etwas von Apríl, habe aber noch immer meine Hände um ihr Gesicht gelegt. Sie schluchzt kurz auf und lächelt mich dann an.

„Ja, an alles.", sagt sie und beugt sich vor, um ihre Lippen auf meine zu legen. Doch ich halte sie auf.

„Wirklich an alles? Auch an die schlechten Zeiten? Was ich dir angetan habe und was dir angetan wurde?" Ich muss es wissen. „Kannst du dich auch an unser Baby erinnern." Apríls Pupillen weiten sich. Doch ich weiß nicht, wegen welcher der Punkte, die ich aufgezählt habe.

„Ich habe unser Baby auf den Gewissen. Es ist wegen mir gestorben. Und streite es jetzt nicht ab! Ich habe mich vor deine Mutter gestellt, um sie zu schützen. Dabei habe ich mein Baby umgebracht." In meiner Brust zieht sich alles zusammen.

Irgendwie muss ich ihr die Schuldgefühle abnehmen können. aber nur wie? Alles was ich sage, wird ihr nicht bringen. Sie würde nur noch tiefer in das schwarze Loch fallen.

„Kann ich etwas für dich tun?", frage ich, damit sie merkt, dass ich für sie da bin.

„Die Zeit zurückdrehen wäre super. Warum nur muss mein Leben nur so schrecklich sein? Ich habe alles verloren. Eine Eltern, mein Bruder, meine Heimat. Mein Baby. Vielleicht auch die Chance, jemals Kinder zu bekommen."

Ich streiche durch ihr Haar, lege mich zu ihr und ziehe sie fest in meine Arme. Bereitwillig schmiegt sich Apríl an mich und vergräbt ihr Gesicht an meiner Brust.

„Das mit unserem Baby, tut mir so leid und ich bin dir auch nicht böse okay? Das ist wichtig. Ich bin dir nicht böse! Das war ein tragischer Unfall und du hattest eine Kurzschlussreaktion. Und ich möchte, dass du dir nicht die Schuld daran gibst. Ich weiß, dass es dir schwerfällt, dass jetzt nicht zu glauben, aber ich möchte, dass du es dennoch versuchst.", sage ich.

„Ich wollte es dir so sehr sagen, Leo. Ich habe mich gefreut."„Ich weiß. Meine Mom hat es mir erzählt." Ich lasse Apríl los und stehe auf, um das Ultraschallbild zu holen, welches in auf meinem Nachttisch liegen habe. Damit gehe ich nach unten und lege mich neben Apríl.

Sie kuschelt sich wieder an mich, während ich meine Arm um sie schlinge. Ich halte das Bild von unserem Kind hoch, dass es Apríl sehen kann.

„Lass uns darüber reden. Vielleicht können wir dann so Abschied nehmen.", schlage ich vor und warte auf Apríls Reaktion. Sie nickt nur, sie schnieft und wischt sich mit der gesunden Hand über ihr Gesicht.

„Was hättest du dir gewünscht, Leo? Mädchen oder Junge?", fragt sie.

Ich gehe in mich und gebe mich der Wunschvorstellung hin, ein ganz normaler Familienvater zu sein. Ein Mann, der einen normalen Job hat, Abend nach Hause kommt und von seiner Familie empfangen wird. Von seiner wundervollen Frau und den Kindern, die sie miteinander haben.

Forced - Gefährliche LeidenschaftWhere stories live. Discover now