Kapitel 43 | Cancún

41.3K 1.1K 170
                                    

Schwer atmend schaue ich Leonardo an. Oder versuche es zumindest. Alles ist um mich herum dunkel und ich kann nichts sehen.

„Leo...", wimmere ich und taste mit meinen Händen nach ihm. Ein Licht wird angeschaltet und erhellt den Raum. Verängstigt schaue ich mich um. Ich befinde mich in einen fremden Raum, liege in einem fremden Bett. Ich bin vollkommen desorientiert.

„Princesa.", spricht mich Leonardo an. Er erschrecke mich und schaue ihn aus großen Augen an. Besorgnis spiegelt sich in seinen Augen.

Vorsichtig streckt er seine Hand nach mir aus und legt seine Hand auf meine Wange. Sein Daumen streicht unter meine Augen die Tränen weg, die aus meinen Augen quellen.

„Was ist los? Du zitterst ja.", sagt Leonardo und rutscht näher an mich heran. Tatsächlich zittere ich am ganzen Leib. Mir ist schrecklich kalt.

„Leo...", schluchze ich. „Meine Eltern... Valentina..."

„Sch. Sei still, princesa.", sagt Leonardo und legt seine Arme um meinen zitternden Körper. Bereitwillig schmiege ich mich an ihn und suche Trost bei ihm.

Leonardo legt sich zurück auf die Matratze und schlägt die Decke über uns. Behutsam streicht er über mein braunes Haar, drückt mich fest an sich. Ich schluchze und versuche mich zu beruhigen.

Es dauert lange, bis ich aufhöre zu schluchzen. Doch bald habe ich meinen Schock überwunden und löse meine verkrampften Glieder. Ich strecke meine Beine aus und lege mein linkes Bein über Leos Beine.

Meinen rechten Arm liegt zwischen mir und Leonardos Brustkorb. Sein Herz schlägt kräftig gegen meine Hand. Meinen anderen Arm lege ich vorsichtig auf seinen Bauch. Mit meinen Fingern fahre ich über die feine Linien der Tätowierungen, die sich über seine Körper ziehen.

Es beruhigt mich irgendwie. Mein Herzschlag verlangsamt sich und schlägt ruhig und gleichmäßig gegen meinen Brustkorb.

„Kann ich dir von meinem Traum erzählen?", frage ich Leo und kuschele mich mehr an Leonardo.

„Natürlich.", sagt Leonardo und streicht weiter über mein Haar. Ich atme nochmal tief durch und beginne zu erzählen.

„Ich habe von meinen Eltern geträumt. Sie haben mich im Arm gehalten, alles war wundervoll. Doch dann wurde ich am Bein gepackt. Von Valentina. Du warst auch da." Zum Ende hin werde ich immer leiser und schweige schließlich, bis ich weitererzähle.

„Valentina hat meine Eltern erschossen. Und du... du hast Valentina gesagt, dass sie mich erschießen soll. Du hast sie princesa genannt.", erzähle ich Leo. Er schweigt und zieht mich näher an sich.

„Es tut mir leid, princesa. Alles. Du darfst mir nur nicht wichtig werden." Sofort werde ich hellhörig. Ich darf ihm nicht wichtig werden? Warum nur?

„Warum?", frage ich und richte mich auf. Das Licht, welches noch an ist, wirft Schatten auf sein Gesicht und verwehrt mir die Sicht auf die Emotionen in seinen Augen.

„Nicht heute, princesa. Ein andermal.", sagt Leonardo und schaltet das Licht aus. Wir sind wieder in Dunkelheit gehüllt und stille breitet sich aus.

„Schlaf jetzt.", flüstert Leo und legt sich auf seine Seite. Er legt seine Arme um mich und hüllt mich mit seiner Wärme ein. Es dauert nur ein paar Atemzüge und schon bin ich wieder eingeschlafen. Geborgen in Leonardos Armen und seiner Wärme.

Als ich wieder wach werde, ist das ganze Zimmer Lichtdurchflutet. Ich blinzele verschlafen und fahre mit meiner Hand durch mein Haar. Dann strecke ich mich und verlasse das große Doppelbett.

Langsam schlendere ich durch den Raum und betrachte ihn genau. Vor dem Bett steht eine graue moderne Couch. Davor stehen zwei Reisetaschen.

Vermutlich sind dort unsere Klamotten drinnen, die Leo eingepackt hat. Ich gehe weiter auf die Doppeltür zu, die nach draußen führt. Ich öffne sie, sofort strömt warme Meeresluft ins Innere des Raums. Ich schließe meine Augen und sauge die Luft tief in meine Lunge ein.
Langsam trete ich über die Türschwelle auf den Balkon von dem ich aus das Meer sehen kann.

Es ist ein wunderschöner Anblick. Ich war noch nie am Meer. Meine Eltern konnten mir den Wunsch nicht erfüllen. Ich trete bis an Geländer und halte mich dort fest. Es ist einfach wunderschön hier.

Ich schließe wieder meine Augen und lausche den Wellen. Ich bin so von dem Geräusch vertieft, dass ich nicht merke, dass ich nicht merke, wie Leo sich hinter mich stellt und seine Arme links und rechts von mir am Geländer abstützt.

„Genießt du die Aussicht?", fragt Leo dicht an meinem Ohr. Ich zucke zusammen und öffne wieder meine Augen.

„Es ist schön hier.", flüstere ich und lehne mich nach hinten. Mein Rücken berührt seine breite Brust.

„Mach dich fertig. Ich habe Frühstück gemacht.", sagt Leonardo. Er küsst meine Schläfe und geht dann wieder ins Schlafzimmer.

Ich bleibe noch ein paar Sekunden länger stehen und schaue auf das Meer hinaus, bevor ich mich abwende und das Bad suche, welches ich schnell gefunden habe. Ich mache mich fertig und tapse dann mit einem Handtuch um meinen Körper und einem nassen Dutt zurück ins Schlafzimmer.

Ich durchwühle die Taschen und überlege mir, was ich anziehe. Mein Badeanzug fällt mir ins Auge, sofort ziehe ich ihn an und bringe schnell das große Handtuch weg.

Ich ziehe mir eine luftige Hotpan an, die ich mit Rosalie gekauft habe und ein lockeres weißes T-Shirt. Ich betrachte mich im Spiegel und erkenne ein völlig anderes Mädchen darin. Dann gehe ich nach unten und habe die Küche schnell gefunden.

Sie ist offen und in hellen Tönen gehalten. Es sieht schick aus, doch ich hätte nicht gedacht, dass Leo ein Haus besitzt, welches so feminin erscheint.

„Gehen wir später ans Meer, Leo?", frage ich und stütze mich mit dem Ellenbogen auf der Theke ab. Leo wendet sich mir zu und reicht mir Schalen mit Obst.

„Das werden wir. Alles was du willst.", sagt Leo und schaut mich aus seinen grauen Augen liebevoll an. Es ist befremdlich für mich, dass er mich so anschaut. Aber nach den letzten Tagen ist es schön, so einen Blick zugeworfen zu bekommen.

„Setzt dich und lass es dir schmecken.", sagt Leo. Sofort setze ich mich an den Tisch und esse von den Schalen, während ich aus der großen Fensterfront aufs Meer schaue.

.·.'.·.

Eigentlich sollte es schon früher kommen, aber es gab ein paar Probleme.

l.g. Sunny Kyle 💛

Forced - Gefährliche LeidenschaftWhere stories live. Discover now