Kapitel 24 | Nicolas anstatt Leonardo

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Ich werde in ein weißes Kleid gesteckt, welches mir bis zu der Mitte meiner Waden reicht und ausladend ist. Es hat dünne Träger und liegt um meine Taille eng an.

Zu meinem Leidwesen wurde mir der Verband angezogen und ich musste in weiße Heels schlüpfen. Mein rechter Fuß schmerzt, als er überstreckt wird. Meine braunen Locken wurden bis zu meinem Hinterkopf geflochten und dann zu einem Knoten zusammengefast.

Das restliche Haar fällt locker über meinen Rücken. Meine Augen wurden mit Glitzerlidschatten verschönert und meine Lippen mit Lippenstift dunkelrot verziert.

„Du siehst hübsch aus, Apríl.", ertönt Nicolas Stimme. Ich drehe mich von meinem Spiegelbild weg und schaue Leonardos Cousin an. Wie Salvador trägt er einen Anzug.

Was wohl der Anlass für die schöne Robe ist?

Schüchtern sehe ich Nicolas an und bedanke mich bei ihm. Er kommt auf mich zu und schaut auf mich runter. Seine braunen Augen schauen mich liebevoll an.

„Geht es dir gut? Ich hätte Leonardo gestern am liebsten eine reingehauen.", sagt Nicolas. Ich schüttele den Kopf und verziehe meinen Mund zu seinem leichten Lächeln.

„Lieber nicht. Er hätte es an mir ausgelassen, Nicolas,", antworte ich und laufe zum Fenster.

„Mein Bruder hat sich überhaupt nicht bei mir gemeldet.", sage ich und muss mehrmals tief durchatmen, dass ich nicht anfangen zu weinen. Doch ich schaffe es nicht, dagegen anzukämpfen. Die erste Träne rollt schon über meine Wange. Vermutlich wird mein Make-up gerade vollkommen zu nichte gemacht.

„Hey... Apríl... weine bitte nicht.", sagt Nicolas und nimmt mich in den Arm. Ich schmiege mich bereitwillig an ihn und weine vor mich hin.

„Ich will nach Hause, Nicolas.", schluchze ich und kralle mich in seine Anzugsjacke. Seine Hand streicht über mein Haar und versucht mich mit der Geste zu beruhigen.

„Apríl... du weißt ganz genau, dass du nicht nach Hause kannst. Wenn du versuchst zu fliehen, wird man dir schlimme Dinge antun. Dein Bruder wird umgebracht. Eine falsche Entscheidung deinerseits und du hast deinen Bruder auf dem Gewissen.", sagt Nicolas und erinnert mich daran, dass ich in der Hölle bin.

„Warum muss nur alles auf meinen Schultern liegen?", flüstere ich und schluchze auf. Nicolas sagt nichts dazu, sondern zieht mich näher an sich. Seine Umarmung ist tröstend und ich kann mich etwas beruhigen.

„Ich hasse Leonardo dafür, dass er dich mir weggenommen hat.", knurrt Nicolas. Als mir seine Worte bewusst werden, löse ich mich etwas von ihm und schaue zu ihm hoch.

„Was hast du gesagt?", frage ich nach.

„Wir hätten verheiratet sein können. Und nicht du und Leonardo. Er will dich überhaupt gar nicht haben. Du bist nichts mehr als ein Objekt seiner Lust. Erwarte von ihm keine Gefühle oder Zuneigung, Apríl."

„Ich erwarte nichts von meinem Ehemann. Außer, dass er mich in Ruhe lässt. Das ist schon alles.", sage ich und löse mich ganz von Nicolas. Ich schaue wieder aus dem Fenster raus.

„Er wird dich nicht in Ruhe lassen. Es dauert nicht lange, da zwingt er sich dir auf und du bist von ihm schwanger.", sagt Nicolas und tritt hinter mich.

„Wir werden keine Kinder bekommen, Nicolas. Er will keine Kinder haben und ich auch nicht.", sage ich und tische Nicolas eine Lüge auf.

„Das wird Salvador nicht zulassen, Apríl. Entweder Leonardo oder Salvador. Einer von beiden wird dich schwängern."

„Wie wäre es gewesen wenn wir verheiratet wären? Du hättest dich mir doch sicher auch aufgezwungen.", sage ich und drehe mich zu Nicolas um. Er schaut zu mir runter und schüttelt seinen Kopf.

„Nein. Ich hätte dich dazu gebracht, dich in mich zu verlieben. Erst dann hätte ich versucht, dir näher zu kommen. Leonardo wird auf deinen Gefühlen herumtrampeln." Nicolas nimmt meine Hand in seine und betrachtet den Ring. Ich beobachte ihn dabei.

Er wirkt kurz in Gedanken versunken. Doch dann zieht er sich von mir zurück und geht zur Tür. Dort bleibt er nochmal stehen.

„Komm Apríl. Die Familie wartet sicher schon auf uns." Als Nicolas gehen will, halte ich ihn auf.

„Warte bitte, Nicolas.", sage ich und komme langsam auf ihn zu.

„Ich brauche etwas Hilfe beim Laufen. Meine Bänder sind etwas überdehnt." Ich harke mich bei ihm ein und wir gehen gemeinsam nach unten.

Wir durchqueren das Esszimmer und Wohnzimmer und gehen raus in den Garten. Von draußen kann man Kindergeschrei hören.

Nicolas und ich setzen unseren Weg nach draußen fort und begegnen Kinder, die Fangen spielen. Sie schreien und lachen. Sie kommen auf uns zu gerannt und rennen um uns rum. Lächelnd schaue ich den Kindern zu. Dann fällt plötzlich ein kleiner Junge vor mir hin und fängt an zu weinen.

Aus Reflex knie ich mich hin und richte das Kind auf die Füße auf.

„Alles ist gut, Kleiner.", sage ich. Das Kind streckt mir seine Hände hin, die ganz grün vom Gras sind. Ich nehme sie und mache sie sauber, dann puste ich einmal über beide Flächen. Das Kind beruhigt sich und lächelt mich an, ehe es weiterrennt.

„Und du möchtest keine Kinder? Das glaub ich dir nicht, Apríl.", sagt Nicolas, nachdem ich mich wiederaufgerichtet habe. Ich ignoriere seinen Kommentar und schaue ihn einfach nur Stumm an, ehe ich loslaufe.

Nicolas holt auf und läuft stumm neben mir her. Einer der Festzelte von gestern ist noch aufgebaut. Darunter sind Tische und Stühle aufgestellt worden. Von hier aus kann ich das Lachen von Leonardos Verwandte hören.

„Apríl!", ertönt Victoria Stimme. Sie erhebt sich von ihrem Platz und kommt auf mich zu. Gleich darauf zieht sie mich in ihre Arme und umarmt mich feste. Ich erwidere die Umarmung nur wiederwillig.

Diese Frau sieht quirlig aus, doch sie hat mir gestern bewiesen, was sie eigentlich für ein Mensch ist.

„Schön dich zu sehen, chica (Mädchen)." Leonardos abuela löst sich von mir und sieht mir ins Gesicht. Ob sie sieht, dass ich geweint habe? Anscheint schon, den ihr Gesicht verzieht sich zu einer Nachdenklichen Grimasse.

„Hallo Victoria.", begrüße ich sie.

„Du sieht hübsch aus. Wie eine richtige Frau. Hat dich Leonardo in der Hochzeitsnacht genommen?", fragt Victoria. Ich schüttele meinen Kopf. Leonardos abuela macht schmale Augen.

Abuela, das ist doch nicht schlimm. Leonardo und Apríl werden noch früh genug Kinder in die Welt setzen.", sagt Nicolas. Dankend schaue ich ihn an.

„Das will ich auch hoffen. Kommt. Die Familie wartet schon auf dich, Apríl. Alle wollen dich kennenlernen. Leonardo müsste auch bald kommen.", sagt Victoria und zieht mich zum Festzelt. Nicolas folgt uns und ich harke mich bei ihm ein.

Umso näher wir der Familie von Leonardo kommen umso nervöser werde ich. Es wird nicht besser, als ich von allen angestarrt werde.

„Hallo Apríl.", begrüßt mich Lucho.

„Hallo Lucho.", grüße ich zurück und lächele ihn an.

„Setzt euch, ihr zwei! Ihr kommt gerade richtig zum Kuchenessen. Die Engländer würden Tea-Time sagen." Ich setze mich auf einen der freien Stühle neben eine junge Frau. Nicolas setzt sich links neben mich.

.·.'.·.

Das nächtste ist das letzte überarbeitete Kapitel. Ich mache mich jetzt weiter an Kapitel 26 damit ihr noch Kapitel für die Nacht habt.

l.g. Sunny Kyle 💛

Forced - Gefährliche LeidenschaftNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ