Kapitel 2 | Sterben oder Leben

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„Hab keine Angst, meine Kleine.", säuselt Don Salvador, als er näher auf mich zukommt. Ich gehe immer weiter zurück, bis mein Rücken gegen die Haustür stößt und ich nicht mehr weiterkann.

Don Salvador lässt seine dunklen Augen über mein Gesicht und Körper wandern, dann nimmt er einen Zug von seiner Zigarre und bläst mir den Rauch ins Gesicht. Ich muss bei dem Gestank husten und wende mein Gesicht von ihm ab. Das ist ja widerlich!

„Komm, meine Kleine. Wir haben wichtige Sachen zu besprechen. Die könnten dir und deinem Bruder das Leben retten." Er umschließt mit seiner linken Hand meinen rechten Oberarm und zieht mich ins Wohnzimmer. Ich versuche mich zu wehren. Schlage mit meiner freien Hand nach ihm.

Doch Salvador lacht mich nur aus und zieht mich ins Wohnzimmer. Mein Bruder hat sich zu uns umgedreht und schaut mich aus schmerzverzehrten Gesicht an. Er steht mit Mühe und Not auf und stolpert auf mich zu.

Seine Hand ist auf seine linke Seite gepresst. Zwischen seinen Fingern tritt Blut aus und verfärbt seine Hand, wie sein T-Shirt. Ich versuche mich aus Salvadors Griff zu befreien und falle fast hin, als er mich loslässt. Rodrigo fängt mich mit einem Arm auf und drückt mich an sich.

Dabei stöhnt er gequält auf, als Druck auf seine Wunde ausgeübt wird. Ich klammere mich an ihn und richte mich auf.

Sofort schiebe ich seine Hand weg und hebe sein T-Shirt hoch um mir seine Wunde anzuschauen. Ich schluchze auf und betrachte die Schusswunde, aus der immer wieder neues Blut austritt.

„Es tut mir so leid, Apríl.", flüstert er. Ich schaue zu ihm auf und schüttele mit dem Kopf. Ich muss mich um seine Wunde kümmern. Er wird sonst verbluten und sterben. Dann habe ich gar keine Familie mehr.

Ich wende mich ab und will in die Küche gehen, doch ich werde am Arm gepackt und festgehalten. Ich erschrecke mich und schaue den Mann erschrocken ins Gesicht. Er ist jung, vielleicht so alt wie mein Bruder Rodrigo. Sein Blick ist düster und schüchtert mich ein.

„Wo willst du denn hin, mi belleza (meine Schöne)?", fragt Salvador. Ich schaue zu ihm und sehe ihn wieder in dem Sessel sitzen.

„Seine Wunde... ich muss sie versorgen.", stammele ich und schaue zu meinem Bruder. Er sieht mich an und verzieht seine Lippen zu einem Lächeln. Zumindest versucht er es.

„Du willst deinen Bruder verarzten, obwohl er so ein idiota (Idiot) ist und dich mir überlässt?", will Salvador wissen und hebt seine rechte Augenbraue.

„Ich kann ihn doch nicht sterben lassen! Er ist mi hermano (mein Bruder)! Er ist mi familia (meine Familie).", sage ich verzweifelt und versuche mich von dem Mann zu lösen, der mich immer noch festhält. Sein Blick ist eisern auf mich gerichtet.

„Er wird warten müssen, querida (Liebes). Setzt dich doch.", sagt Don Salvador und zeigt auf die abgesessene gelbe Couch. Ich rühre mich nicht, sondern schaue Salvador nur an. Er nickt dem anderen Mann zu. Dieser zückt seine Pistole und drückt ab.

Eine Kugel schlägt in Rodrigos Körper ein. Er schreit vor Schmerz auf und geht zu Boden. Ich kämpfe mit Leibeskräften gegen den Mann an, der mich gepackt hält. Seine Hand löst sich von meinem Arm und ich versuche zu Rodrigo zu kommen.

Doch da werde ich am Haar gepackt und zurückgerissen. Ich schreie vor Schmerzen auf und umklammere die Hand des Mannes. Tränen treten aus meine Augen aus und strömen über meine Wange.

„Wenn du dich nicht sofort hinsetzt, ist dein Bruder tot. Das verspreche ich dir, querida (Liebes).", droht Salvador und schaut mich finster an. Ich schluchze auf und schaue zu meinem Bruder, dann zu dem Schützen.

„Setzt dich hin, Apríl! Mach was Don Salvador dir sagt!", keucht Rodrigo und versucht sich aufzurichten. Er schafft es nur mit viel Kraft und setzt sich auf die Couch.

„Lass sie los, Adrián.", sagt Salvador und sofort werde ich losgelassen. Ich renne zu Rodrigo und setze mich neben ihn. Besorgt schaue ich ihn an und betrachte die zweite Schusswunde.

„Rodrigo, ist deine Schwester zur Schule gegangen?", stellt Salvador die erste Frage.

„Nein. Wir hatten nicht genug Geld gehabt.", antwortet Rodrigo und stöhnt gequält auf.

„Kann sie dennoch lesen oder schreiben, mit Zahlen umgehen?", fragt Don Salvador.

Ich schaue auf meine Finger, die ich in meinem Schoß verschränkt habe. Es ist mir peinlich, dass ich weder lesen, schreiben noch rechnen kann. Aber das können hier viele nicht. Wir sind alle viel zu arm und helfen schon früh unseren Eltern bei der Arbeit, um mehr Geld zu verdienen.

„Nein. Sie hat sich immer um den Haushalt gekümmert. Gekocht, geputzt, gewaschen. Sie hat sich um unsere mamá gekümmert."

„Gut. Dann habe ich keine Zweifel, dass meine Enkel schlecht erzogen werden." Ich schaue auf, direkt in Salvadors Augen. Ihm scheint der Gedanke zu gefallen, dass ich die Mutter seiner Enkel werde.

„Ich will keine Kinder.", sage ich. Das war eine glatte Lüge, ich will Kinder, viele Kinder, aber nicht mit jemanden, den ich nicht liebe und kenne.

„Adrián...", sagt Salvador. Der junge Mann der mich festgehalten hat, kommt auf mich zu. Er packt wieder meinen Oberarm. Dann holt er aus, schlägt erst in mein Gesicht, dann in meinen Magen. Stöhnend gehe ich zu Boden.

„Nein... Lass sie ihn Ruhe!", ruft mein Bruder und rafft sich von der Couch auf. Doch schon zückt der andere seine Waffe und richtet sie auf Rodrigo.

„Setz dich wieder hin, Rodrigo! Und du, Apríl, widersprichst mir nicht. Das wird das erste sein, was ich dir beibringen werde.", sagt Salvador und schaut mich streng an. Ich schaue auf und halte mir dabei den Magen. Übelkeit steigt in mir auf.

„Denn du bist eine Frau und dafür zuständig meinem Sohn, Neffe oder Mitarbeiter gesunde Kinder zu gebären und im Haushalt alles zu machen. Dafür zu sorgen, dass es ihm gut geht.", sagt Salvador. Tränen laufen über meine Wange.

„Morgen komme ich wieder und dann kommst du aus diesem Drecksloch raus. Wenn du dich wehrst, ist dein Bruder tot. Denkt also über deine Handlungen nach, Apríl.", sagt Salvador und steht auf und kommt auf mich zu.

Er hockt sich vor mich und legt seinen Kopf schräg. Dann greift er nach meinem Kiefer und dreht mein Gesicht zu sich.

„Ich kann es kaum erwarten.", sagt Salvador, ehe er sich erhebt und mit seinen Söhnen unser Haus verlässt. Noch ehe die Haustür ins Schloss fällt, stürme ich in die Küche und suche alles zusammen um meinen Bruder zu verarzten.

.·.'.·.

l.g. Sunny Kyle 💛

Forced - Gefährliche LeidenschaftWhere stories live. Discover now