Kapitel 88 | Fragen über Fragen

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„Leo...", sagt mein Vater und berührt meine Schulter. Ich entziehe mich sofort seiner Hand, ich kann das jetzt nicht ertragen. Sonst zerlege ich das verdammt Krankenhaus. Der Arzt steht auf und stellt sich vor mich.

„Mr. Ramírez, ich weiß, dass die Situation auch für Sie nicht leicht ist. Aber beruhigen Sie sich.", redet mir der Mann ruhig aber bestimmt zu.

„Mich beruhigen? Wie soll ich mich bitte beruhigen, wenn meine Frau unter Amnesie leidet!", herrsche ich den Arzt an und gehe ein Schritt auf ihn zu.

„A-amnesie? Was ist das?", erklingt Apríls Stimme. Sofort gleitet mein Blick zu ihr. Der Arzt zieht sich zurück und setzt sich wieder auf den Stuhl.

„Als Amnesie bezeichnet man die völlige oder partielle Unfähigkeit, sich an Ereignisse zu erinnern. Die Ereignisse können einige Sekunden, wenige Tage oder weiter zurückliegen. In Ihren Fall sind es zwei Jahre, an die Sie sich nicht erinnern können.", erklärt der Arzt.

„Bleibt das den für immer so?", fragt Apríl. In ihren Augen bilden sich Tränen. Sie scheint jetzt erst wirklich verstanden zu haben, was hier los ist. Als die erste Träne über ihr Gesicht rollt, bricht mein Herz.

„Das muss nicht sein. Oft kommen die Erinnerungen zurück. Sie könnten sich schon morgen wieder an alles erinnern. Es kann aber auch länger dauern. Wichtig ist jetzt aber, sich nicht zu stressen. Das verlangsamt den Prozess.", erklärt Dr. Sanchez. Apríl wischt sich mit ihrer gesunden Hand die Tränen weg und schaut den Arzt wieder an.

„Kann es auch passieren, dass ich mich nie wieder erinnern kann?", fragt Apríl. Ihre Stimme bricht, ihr Gesichtsausdruck ist voller Angst und Verwirrung.

„Das kann leider passieren. Aber davon wollen wir nicht ausgehen, Mrs. Fuentez. Wir müssen so positiv wie möglich bleiben.", sagt Dr. Sanchez und steht vom Stuhl auf. „Eine Krankenschwester wird gleich nach Ihnen sehen und Sie zum Röntgen bringen. Noch einen schönen Tag. Wenn Sie Fragen haben, zögern Sie nicht, einer Krankenschwester Bescheid zu geben." Damit ist der Arzt verschwunden und lässt uns drei alleine.

„Ich denke, dass ihr zwei viel zu klären habt. Wenn du was brauchst,... ich bin bei deiner Mom.", sagt Leon. Ich schaue zu ihm und nicke stumm.

Mein Vater schaut nochmal zu Apríl, die wie ein Häufchen Elend im Krankenbett liegt, dann geht er aus dem Krankenzimmer heraus und schließt leise die Tür hinter sich. Ich warte etwas, bevor ich mich Apríl zuwende und langsam auf sie zugehe.

Sie scheint mich nicht zu bemerken, wie ich mich auf den Stuhl setze, auf dem der Arzt vorhin saß. Ich gehe den Drang nach, Apríl die Tränen vom verschrammten Gesicht wegzuwischen. Vorsichtig strecke ich meinen Arm aus und wische mit meinem Daumen unter Apríls Augen entlang.

Sie weicht, nachdem sie realisiert hat, dass ich sie anfasse, vor mir zurück. Ich lasse meine Hand sinken und verschränke sie mit meiner anderen Hand, damit ich nicht mehr in Versuchung komme, sie anzufassen.

„Wer bist du?", fragt Apríl, während sie immer noch weint.

„Ich bin dein Ehemann.", antworte ich Apríl so ruhig wie möglich.

„Und wie heißt du?", stellt Apríl ihre nächste Frage.

„Leonardo. Aber du nennst mich immer Leo.", sage ich und hoffe, dass jetzt schon ein paar Erinnerungen zurückkommen. Doch es scheint nicht so.

„Und wir sind verheiratet? Seit wann denn?" Ich rechne kurz nach, bevor ich Apríl antworte.

„Seit fast fünf Monaten." Apríl Blick gleitet zu ihrer gesunden Hand. Ihr fällt sofort der Ring auf und sie betrachtet ihn. Der Ring ist aus Gold und besteht aus drei zartrosa ovale Diamanten, die so in den Ring eingearbeitet wurden, sodass es aussieht wie eine Krone.

Forced - Gefährliche LeidenschaftWhere stories live. Discover now