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Kaum betrete ich das Flugzeug, kommt mir bereits ein Schwall stickiger Luft entgegen. Angewiedert, von dem Geruch der Klimaanlage, folge ich meinem Bruder und werde von einer stark geschminkten Stewardess begrüßt.

Die hatt' sich wohl nicht noch mehr von dem Zeug ins Gesicht klatschen können oder?

Da hatte Lilith ganz recht. Meine innere Wölfin kenne ich noch nicht so lange, jedoch war sie mir schon total ans Herz gewachsen.

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als meine Mutter mich zu einem der letzten freien Plätze lotste. Mit einem schnellen Blick sah ich mich um und erkannt, dass es nur noch Einzelplätze gab. Meine Ma schien das ebenfalls zu bemerken und wollte eine der Frauen in ihren, so schicken, Anzügen ansprechen, doch sie wurde von hinten weiter gedrückt, wodurch ich mich mit einem Seufzen auf einen der Plätze neben eine etwas ältere Dame setzte. Ich nickte der Frau als Begrüßung zu und sie erwiderte es mit einem Lächeln.

Es scheint ja doch noch nette Leute zu geben, die nicht immer nur grimmig drein schauen und immerzu nörgeln.

"Fliegst du das erste mal?" Mit Überraschen drehte ich meinen Kopf zu der älteren Dame. "Ja. Ich bin etwas aufgeregt.", verlegen kratzte ich mich am Kopf und freute mich innerlich, dass mich die Frau ablenken wollte. "Ach Liebes du musst nicht aufgeregt sein. Ich weiß etwas was dagegen hilft," sie zwinkerte mir zu, " setzt dich ans Fenster und sieh dir die immer kleiner werdenden Städte an. So vergisst man die Nervosität da man so überwältigt ist." Erstaunt blickte ich die Frau an. Sie überließ mir einfach ihren Platz am Fenster um mir die Angst zu nehmen. "Pardon, das kann ich wirklich nicht anneh-" "Ist schon gut. Setz dich ruhig ans Fenster mir macht das nichts. Ich bin schon so oft geflogen."

Diese Frau ist ein reiner Engel.

Wie recht Lilith doch hatte.

Kurz bevor die Anweisung kam unsere Gurte zu schließen, tauschten die Frau und ich noch schnell die Plätze.

So saß ich hier nun. Im Flugzeug, dass mich nach Kanada bringen sollte. Das alles nur, da ich ein Wolf war. Oder eher gesagt ein Werwolf. Ich erinnere mich nur zu gut an den Tag, der mein Leben für immer verändern sollte.

Flashback (2 Wochen zuvor)

Heute war wiedereinmal ein anstrengender Tag gewesen. Erst die Schule, dann der Nebenjob und jetzt noch das Einkaufen mit meiner Mutter. Zum Glück war mein Bruder Simon dabei gewesen. Mit ihm war es ein spaßiges Erlebnis einkaufen zu gehen, er machte immer mit mir Witze. Das, obwohl er neun Jahre älter als ich war. Ich war ein totaler Nachzügler dieser Familie. Meine beiden Brüder, Andreas und Simon, hatten einen Altersunterschied von nur drei Jahren. Ich hingegen hatte zu meinem ältesten Bruder zwölf Lebensjahre Unterschied.

Ruhig ließ ich diesen Tag hier ausklingen. Wie jeden Sommerabend saß ich auf unserer Terasse auf der obersten Treppenstufe. Um mich herum hörte ich die Grillen zirpen, den Wind leise durch die Blätter wehen und vereinzelt noch die Nachbarn Sachen von dem Grillessen wegräumen. Es war alles so friedlich. Über mir schien der Mond in einem kalten Weiß und dennoch fühlte ich mich bei diesem Licht geborgen. Heute war Vollmond. Mein Lieblingstag im Monat. Ich hatte es schon immer geliebt die Sterne und den Mond zu beobachten.

Meine Gedanken wurden je von einem schmerzhaften Ziehen in der Brust unterbrochen. Als ich dachte es hätte aufgehört, fing mein Arm an zu knacken. Schmerzerfüllt schrie ich auf. Binnen Sekunden knackte mein ganzer Körper. Es fühlte sich an...es fühlte sich an, als ob meine ganzen Knochen brechen würden. Ich schrie ein weiteres mal voller Schmerz auf und sah im Augenwinkel, dass sich meine Familie, meine Mutter, mein Vater und meine Brüder, sich aus der Terasse versammelt hatten. Mit einem mal vernahm ich besorgte Stimmen in meinem Kopf.

Wird sie es alleine-
Warum so früh?
Wir müssen sie irgendwie beruh-

So schnell die Stimmen gekommen waren, waren sie schon wieder weg. Ich war für einen kurzen Moment abgelenkt gewesen und hatte die Schmerzen ausgeblendet. Mit einem unangenehmen Ziehen meiner Haut wurde ich wieder in die Realität zurück katapultiert. Bei genauerem Hinsehen erblickte ich, dass meine Haut von rostbrauenen Haaren übersäht war. Ich stieß einen verwunderten Laut aus, welcher sich jedoch im nächsten Moment zu einem schrillen Schrei verzog.

Erschöpft lag ich auf unserer Terasse. Meine Ma saß vor mir und betrachtete mich mit einem mitfühlendem Blick. Ich schnaufte tief aus. Es hörte sich anders an. Nicht wie ein Schnaufen eines Menschen...eher wie das eines Tieres. Mein Kopf schmerzte. Alles schmerzte, also musste ich meinen Kopf auf den Boden legen, da es zu anstrengend wurde, ihn oben zu halten. Überraschender Weise war der Boden weich, was mich zu einem Stirnrunzeln brachte. Ich hob meinen Kopf an und blickte auf Hundepfoten hinab. Nein, keine Hundepfoten, nein, dazu waren sie zu groß. Es waren Wolfspfoten. Braun-rote Wolfspfoten.

Ach komm schon so dumm bin nicht mal ich du Dummerchen.

Was war das? War das eine dieser Stimmen von vorhin? Nein. Diese hörte sich anders an. Nach mir.

Ja, weil ich deine innere Wölfin bin.

Meine innere Was?

Haben dir deine Eltern nicht erzählt, dass du ein Werwolf bist?

Ein WerWas? Du spinnst doch. Naja ich musste wirklich spinnen. Ich redete mit mir selbst.

Ich sah zu meiner Mutter und hörte nur ein leises 'Das ist mein Mädchen', bevor mein Sichtfeld verschwam und ich zur Seite kippte.

Flashback Ende

[PAUSIERT]The Secret Animal InsideWhere stories live. Discover now