Kapitel4-Der Umzug

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Er hatte sein Haus betreten und dachte daran, dass er hier bald nicht mehr wohnen würde. Sein Vater war arbeiten und seine Mutter einkaufen. Genug Zeit seinen negativen Gefühlen freien Lauf zu lassen. In seinem Zimmer angekommen, kam die ganze Last erneut hoch. Sie fühlte sich so schwer an, das Richie das Gefühl hatte, das es ihn runterziehen würde. Schnell formten seine Hände sich zu Fäusten, worauf er dann mit seiner rechten Hand auf seine Wand vom Bett einschlug.

Erst einmal, dann zweimal und dann schnell mehrere Male hintereinander. Er wusste nicht, das er Blut auf seiner weißen Wand hinterließ, bis er auf seine Faust sah und bemerkte, dass er durch die Wucht der Aufschläge blutete. Er fing an zu wimmern und hielt seine verletzte Faust fest. Nach einigen Minuten lief er ins Bad, um den Verbandskasten raus zu kramen. In seinem Zimmer zurück, legte er ihn auf das Bett und öffnete diesen. Er hatte keine Mühe, es zu verbinden, denn Eddie hatte ihm oft alles erneut gezeigt und erklärt, wie man was anwenden musste.

Er hatte die kleinen Wunden gesäubert und wickelte sich im Stehen den Verband um seine Hand. Er hob sie hoch und  blickte sie an, dann blickte er auf die Wand im Hintergrund. Das Blut war schon getrocknet und hinterließ leicht braune Flecken. Doch schnell wandte sich sein Blick wieder dem Verbandskasten zu. Richie hatte ihn wieder geschlossen und brachte ihn zurück in das Badezimmer.

Er dachte erneut an das Gespräch, was er mit Eddie führen musste, als er die Haustür hörte. Es war Maggie, die vom Einkaufen wieder da war. Kurze Augenblicke später hörte er, wie sie die Einkaufstüten ausräumte. Der Brillenträger rappelte sich auf und lief die Treppe hinunter, in die Küche, wo er auf seine Mutter traf. Sie drehte sich zu ihm um, und dann fiel ihr Blick auf die rechte Hand.

„Richie, was ist passiert?“, sie blickte ihn besorgt an. „Nichts Mom, nur der kommende Umzug…“ „Richie, du kannst doch jetzt nicht immer so traurig durch das Haus laufen. Wo warst du heute eigentlich?“ Richie nahm ihr eine Keks-Packung aus der Hand und blickte sie leer an. „Ich war mit Eddie am See und danach sind wir noch zu ihm gegangen.“ Sie lächelte leicht traurig „wie war es?“, wollte sie ehrlich wissen und hatte ihre volle Aufmerksamkeit ihren Sohn gewidmet. „Ganz gut“, er log erneut und das schlechte Gewissen machte sich wieder breit. „Das freut mich, aber lange warst du nicht weg, oder? Ihr habt ja schon länger nichts mehr alleine unternommen.“ Sie kicherte etwas „also wenn dein Vater und ich uns länger nicht gesehen haben, hatten wir viel nachzuholen, wenn du weißt, wovon ich spreche.“

Sie schaute verträumt auf den Herd, als Richie ihr eine Antwort an den Kopf warf „ich hatte keine Lust und bitte Mom, erzähle mir sowas nicht!“ Maggie blickte ihn mit großen Augen an. Doch der dünne Junge machte sich, mit seiner Packung Kekse, auf den Weg zurück in sein Zimmer.

Die restlichen Tage verbrachten die Beiden nicht viel Zeit. Richie schaffte es einfach nicht und mit ihm darüber geredet, hatte er auch noch nicht. Richie ging es nur immer wieder in seinem Kopf durch, doch aussprechen tat er es nie. Die ganze Woche über, entstanden immer mehr leere Regale und volle Kisten. Es machte Richie unglaublich aggressiv. Auch er musste anfangen sein Zimmer in Kisten reinzukriegen, aber es fiel ihm schwer. Er erinnerte sich an das erste Mal mit Eddie. Sie hatten hier beide das erste mal miteinander geschlafen und dies war auch der Beginn ihrer Beziehung. Nicht nur einmal, sondern öfters, hatten hier ihre erregten Körper, Befriedigung gefunden. Es schmerzte den 20-Jährigen, ehe er nur sehr schwer anfing, die Kisten mit seinen teilweise unnützen Sachen zu füllen.

Es war so weit.

Der Tag des Umzugs hatte Richie nun eingeholt. Es war früh, um die 9:00 Uhr morgens und alle, außer Richie, schleppten fleißig Kartons in den großen Laster. Eine Umzugsfirma half dem Ehepaar. Richie allerdings saß stumm auf seinem Bett, was so ziemlich das einzige war, was noch in seinem Zimmer stand. Er hörte die Leute rein und rauslaufen, wie sie stöhnten, wenn sie eine schwere Last trugen und sie sich unterhielten.

Edward kam gerade auf das Haus zu und er sah den Laster mit den Leuten, die dort die ganzen Sachen der Toziers rein trugen. Total perplex wollte er in das Haus, als ihm Maggie entgegenkam „wenn du dich noch einmal von Richie verabschieden möchtest, er ist in seinem Zimmer. Wir haben dich eigentlich vorgestern Abend zum Essen eingeladen aber Richie meinte, es ginge dir nicht gut.“ Eddies Blick war stur auf Maggies gerichtet und sein Körper zitterte plötzlich.

Was sollte das heißen?

Ziehen sie um, ohne das Eddie was davon wusste?

„Tut mir leid, ich verstehe nicht ganz“, gab er an, als sie ihren Karton, den sie bis gerade noch trug, abstellte. „Hat er dir denn nichts erzählt Eddie?“, er schüttelte seinen Kopf. „Und ich dachte, er hätte es schon getan. Es tut mir sehr leid Eddie, das mein Sohn vieles nicht hinbekommt. Geh zu ihm und rede mit ihm aber bitte sei nicht sauer auf ihn!“ Sie hatte eine Hand auf Eddies Schulter gelegt und sah bedrückt zu ihm „pass auf dich auf!“ War das letzte, was Eddie von Maggie Tozier hörte.

Völlig sprachlos lief er in das leere Haus und dann hoch zu Richie. Seine Augen taten weh, er versuchte seine Tränen zu unterdrücken. Der Asthmatiker kam in Richies Zimmer an und blickte nur verletzt auf ihn herab. „Richie…“, dieser blickte nun hoch und auch seine Augen füllten sich hastig mit den Tränen der Trauer und Wut. Schnell bahnten sie sich ihren Weg über Richies Gesicht.

„Es tut mir so leid Eds, ich konnte es dir einfach nicht sagen!“ Eddie schluchzte „wohin zieht ihr?“, wollte er wissen, als Richie ihn nicht mehr ansah. „Los Angeles“ „seit wann wusstest du es schon?“, es fiel beiden schwer zu sprechen, „seit einer Woche.“ Dann ließ der Brillenträger seinen Kopf fallen und weinte laut vor sich hin und auch Eddie weinte nun laut.

„Und du hast mir nichts gesagt Rich?“, er schüttelte seinen Kopf und stand nun schwerfällig auf. Er riss Eddie in eine feste Umarmung und krallte sich so fest es nur ging. Sie schlossen beide ihre Augen und beide hatten das Gefühl, das sie jeden Moment zusammenbrechen würden. „Ich wollte es dir sagen, aber ich konnte nicht!“, dann löste Eddie sich und schaute verletzt in seine Augen. Er schüttelte seinen Kopf und wischte sich die immer wieder pausenlos laufenden Tränen weg. Er wich einige Schritte zurück, ohne seinen Blick von Richie abzuwenden. „Eddie bitte, ich liebe dich!“, es hatte in Eddies Herz ein heftigen Schlag bereitet, „lass es mich bitte erklären!“ Doch Eddie schüttelte erneut seinen Kopf. „Dafür hattest du eine Woche.“ Dann lief er raus und Richie stürmte hinterher. Doch der Asthmatiker war schneller und er rannte in der Morgen Hitze zu sich nach Hause. Er weinte und sein Körper wollte aufgeben.

Liebeskummer holte ihn ein, egal wie weit er von Richie entfernt war.

Der Brillenträger stand auf der Straße und schrie Eddie hinterher, aber er lief weiter. Sein Vater kam auf ihn zu „los Richard, es wird Zeit. Steig bitte ein.“ „Aber Eddie!“, versuchte er zu sagen, „du hattest eine Woche Zeit mein Sohn. Bald schon findest du jemand anderen.“ Richies Herz hatte aufgegeben. Sein Vater musste ihn mit Wucht ins Auto setzten. Verheult blickte er auf sein altes Haus und nun verstummte er. Nur seine Tränen liefen weiterhin. Dann fuhren sie los, und Richie wollte am liebsten vor den nächsten Zug springen. Er bereute es, das er es Eddie nicht erzählte und wie er es bereute.

Der Asthmatiker kam gerade zuhause an, als er im Eingangsbereich zusammenbrach. Seine Mutter stürmte so schnell sie konnte aus dem Wohnzimmer und sah ihren verletzten Jungen dort sitzen. „Eddie Bär? Was ist denn passiert?“, sie half ihm hoch, er krallte sich weinend an sie. Er konnte gerade nichts sagen, seine Stimme würde sonst versagen. Doch nach einer Weile schluchzte er „Richie…er ist gerade weggefahren, umgezogen Mom“, dann stockte er, „nach los Angeles!“ Er brach erneut heftig in Tränen aus. Seine Mutter, sprachlos über den Umzug, hielt sie ihn so feste, sie  nur konnte. Ihr kleiner Eddie war aufgrund eines Jungen zusammengebrochen. Sein kleines Herz voller Schmerzen und Tränen die wohl nie Enden würden.

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REDDIE2-Nie losgelassen!Where stories live. Discover now