Kapitel 17 - Kalte Tage

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In den ersten drei Tagen war die Stimmung der Ritter und Söldner noch gut und alle marschierten oder ritten munter neben einander her. Doch in den Nächten wurde es unerträglich kalt. Auch die Feuer und Decken brachten nicht genügend Wärme, sodass sich viele eng aneinander legten mussten, um nicht zu erfrieren. Am Anfang nahmen sie es noch mit Humor. Schließlich fing es jedoch am vierten Tage an zu regnen. Es war ein lästiger, kleiner Schauer, der genau aus der Richtung kam in die sie unterwegs waren. Die Männer vermummten sich, doch am Ende des Tages waren alle bis auf die Haut durchnässt. Sie konnten sich auch nicht unter Bäumen vor den kalt, nassen Tropfen schützen, da sie in der Nähe des Flusses bleiben mussten. Und der Micca floss genau in der Mitte zwischen dem großen Wald, auf einer Ebene, entlang.

Nach ein paar Tagen hatten König Wotan und seine Armee die Grenze zu Awerill erreicht. Ein einsames, vermodertes Schild machte sie darauf aufmerksam und gab gleichzeitig die Meilenanzahl bis zu der nächsten Stadt an. Als die Männer mit grimmigen Mienen an dem Schild vorbei gingen, erhellte sich ihr Laune schlagartig wieder auf. Eine Stadt bedeutete immer ein Dach über den Kopf, etwas warmes zu Essen, kein getrocknetes Fleisch, und ein paar Stunden Vergnügen. Natürlich dauerte es noch ein ganzen Tag, ehe sie die ersten Häuser am Fluss der gleichnamigen Stadt erblickten. Der Name der Stadt, war eher durch Zufall entstanden. Denn die Vorfahren der jetzigen Generationen die dort lebten, wollten einfach nur ein Platz zum Leben haben, einen Ort an dem sie ihre Pflanzen anbauen, ihre Tiere versorgen und in Ruhe alt werden konnten. Sie hatten sich um keinen Namen für ihr Dorf bemüht und nachdem der Ort immer größer geworden war, hatte er einfach den Namen Micca bekommen. Die Stadt war berühmt für die vielen und schönen Wasserräder. Auf beiden Seiten des Flussufers hingen große, hölzerne Räder ins Wasser. Einige waren verziert mit kleinen Schnitzereien, andere hatten unglaublich große Schaufeln, mit denen sie Unmengen von frischen, kühlen Wasser in die Höhe transportieren konnten. Mit den Wasserrädern wurde die gesamte Stadt versorgt. Wasser wurde in kleinen Kanälen am Boden, aber auch auf den Dächern in die umliegende Umgebung gebracht. Durch das Drehen der Räder wurden Mühlen und andere Geräte angeschoben. Dies alles ging nur, da das Wasser in Micca besonders schnell floss und somit eine gewaltige Kraft hatte.

Die Ritter des Königs waren unbeschreiblich froh, als sie an einem weiteren verregneten Tag in Micca ankamen. Das erste was nun geschah, war nun die Versorgung von den Pferden, die Einteilung der Wachen und wer als erstes in ein Gasthaus gehen durfte. Alle würden in dieser Nacht kein warmes Bett finden. Lange unentdeckt blieben sie vor den Augen der neugierigen Stadtbewohnern nicht. Bald waren sie von helfenden Händen umzingelt und alle die konnten, boten Betten und eine warme Mahlzeit bei sich Zuhause an. Sie erkannten alle den König von Voodhi und wussten, dass etwas los war, wenn er mit seiner Armee nach Micca kam, um sich auszuruhen. Sie fragten jedoch erst einmal niemanden. Der Rest des Tages ging sehr schnell herum und bald waren draußen nur noch das Schnauben der Pferde, ein gelegentliches Seufzen eines Ritters und das laute Plätschern des Flusses zu hören. Der Rest der Geräusche der Nacht wurde durch die Wände der Häuser gedämpft.

Der König saß an einem Ecktisch in einem großen Gasthaus. Er war nicht alleine. Viele seiner Männer hatte es auch in den warmen Raum geschlagen. Nicht nur wegen dem Bier und der guten Musik. Auch ein paar hübsche Frauen tanzten um die Tische oder vergnügten sich mit den Rittern in einer dunklen Ecke. Der König selber hatte an diesem Lustspiel kein Interesse und beugte sich lieber über eine Karte von A'tdhe, während er an dem etwas säuerlichem Bier nippte.

Es war eine alte Karte und er wusste nicht, ob alles noch stimmte, wie es darauf verzeichnet war. Doch eine Stadt konnte sich nicht so einfach neu aufbauen, besonders in dieser Größe. Die Hauptstadt von Khim'hia hätte bis auf die Grundmauern abbrennen müssen, doch dies war nach seinem Wissensstand und den seiner Berater, nicht der Fall. A'tdhe war ein gut geschützter Ort. Genauso wie in Khi'rhan gab es zwei Mauern. Allerdings gab es auch zwei Eingangstore. Einer war im Nordosten der andere auf der gegenüberliegenden Seite, im Südwesten. Im Westen hatte die Stadt einen großen und grünen Park. Wotan wusste aus Büchern und Berichten von seinem Vater, dass dieser Garten einige sehr seltene Pflanzen beherbergte. Eine davon war die Feuerblume, die bei Schnee anfing zu glühen. So als stünde sie in Flammen. Er hatte die Erzählungen nicht geglaubt. Daher würde er sich selber ein Bild machen, wenn sie in der Stadt angekommen wären.

Perle des LichtesWhere stories live. Discover now